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Testfahrt: Mittelmass nach Schweizer Art

Geräumig, zuverlässig und gut aussehend, aber unauffällig: Der Marktführer vereint in seinem tschechischen Wesen alle helvetischen Tugenden.

Dirk Ruschmann

Dirk Ruschmann

Bilanz 03/2020 Enjoy Auto Octavia Combi

Der neue Skoda Octavia.

ZVG

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Länger, breiter, mehr Kofferraum, innen edler ausgestattet und mit vier verschiedenen «Infotainment-Systemen» erhältlich: Der Skoda Octavia hat getan, was man eben tun muss, wenn ein neues Modell ansteht.

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Dabei hat er sich bis zum Schluss der nun abtretenden Generation blendend verkauft; in der Schweiz rangiert der Octavia seit drei Jahren an der Spitze der Hitliste.

Was den Deutschen der VW Golf, ist den Schweizern der Skoda Octavia: Ein Auto für alle Gelegenheiten. Bezahlbar, aber vorzeigbar. Gut ausgestattet, aber nicht protzig, Understatement, das nicht billig aussieht. Gross genug für Skiferien und die Urlaubsreise, aber kompakt genug für die teils kriminell kleinen Parkfelder in Schweizer Innenstädten – die goldene Mitte, unauffällig und zu allem bereit.

Und der kleine Unterschied zwischen Octavia und Golf, zwischen Schweizern und Deutschen, ist in Wahrheit gar nicht so klein: Der neue Golf misst knapp 4,30 Meter, der neue Octavia fast 4,70 Meter. Das ist die Definition von Mittelmass nach bester Schweizer Art.

Bilanz 03/2020 Enjoy Auto Octavia Combi

Das Dashboard des neuen Octavia.

ZVG
Bilanz 03/2020 Enjoy Auto Octavia Combi

Das Dashboard des neuen Octavia.

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Die Tschechen haben ihr Flaggschiff wie üblich in seiner Klasse am oberen Rand positioniert, was das Raumangebot angeht: Der Octavia ist nicht nur grösser geworden, er wirkt auch mächtiger, kantiger, ist aggressiver gezeichnet, schlicht erwachsener – während der Golf beim Interieur etwas edlere Materialien spendiert bekam.

Die interne Hackordnung sieht eben vor, dass VW eine halbe Stufe oberhalb von Skoda und Seat zu stehen hat (was sich auch an der Preisgestaltung ablesen lässt). Und dass der Octavia bei aller Modernität nicht schöner aussehen sollte als der Golf, ist ein berüchtigtes Diskussionsthema im VW-Konzern, auch wenn Skoda-Chef Bernhard Maier immer wieder gern betont, es gebe da keinerlei Auflagen aus dem Wolfsburger Hauptquartier: Dass Skoda-Designer Oliver Stefani mehr möchte, kann man an seinen Konzeptfahrzeugen besichtigen.

Und für Skoda ist der Octavia so etwas wie die neue Tramgeneration für die Zürcher Verkehrsbetriebe: Das Rückgrat der Flotte. Die Überlebensversicherung.

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Bilanz 03/2020 Enjoy Auto Octavia Combi

Antrieb: 1,5-Liter- 4-Zylinder-Benziner Verbrauch: noch keine Daten

Leistung: 150 PS (110 kW) 0–100 km/h: 8,3 s

Vmax: 224 km/h

Preis: ab 30 940 Fr.

ZVG
Bilanz 03/2020 Enjoy Auto Octavia Combi

Antrieb: 1,5-Liter- 4-Zylinder-Benziner Verbrauch: noch keine Daten

Leistung: 150 PS (110 kW) 0–100 km/h: 8,3 s

Vmax: 224 km/h

Preis: ab 30 940 Fr.

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Bald werden die Tschechen sieben Millionen Exemplare ihres Bestsellers verkauft haben. Wenn die Werke nicht längst mit 120 Prozent Auslastung am Limit laufen würden, könnte Maier noch einige Exemplare mehr verkaufen.

Da kratzt es auch wenig, dass Skoda-Importeur Amag die Limousinenvariante des Octavia mangels spezifischer Nachfrage gar nicht mehr bestellt, sondern nur noch den Kombi. Dafür kommt der Schweizer Mittelgewichts-Champion bald mit Hybrid- und Erdgasantrieb. Den Fight gegen Konzernbruder Golf dürfte er 2020 erneut gewinnen.

Dirk Ruschmann fährt seit 25 Jahren Auto. Er schreibt über Unternehmen, Manager, Autos und andere bewegliche Teile.

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