Ristorante La Baracca, Zürich: Italien, tollkühn

Abends um neun ist das Lokal an der Kanzleistrasse proppenvoll. Diejenigen, die reserviert haben, haben Vortritt. Und die spontanen Gäste ­erhalten ebenfalls einen Platz – auch wenn alle zusammen­rücken müssen. Es wird gelacht, geschnattert, und jedes Mal, wenn die Kellnerin ein neues Gericht auf den Tisch stellt, wird tüchtig ausprobiert und kommentiert. Auch mit Menschen, die man zuvor noch nie gesehen hat. Ein Abend in der «Baracca» ist voller Überraschungen.

Das gilt auch fürs Essen. Selbstverständlich ist Italien Trumpf. Es gibt Pasta, es gibt Pizza, und trotzdem ist die «Baracca» keine herkömmliche Pizzeria. In die Schublade der Edel-Italiener lässt sie sich aber ebenfalls nicht einordnen, auch wenn klassische Gerichte wie die Costata di ­Vitello vom Grill angeboten werden. Padrone Massimo Bonzi verlässt die ausgelatschten Pfade zugunsten eines sehr persönlichen Konzepts. Wer die Karte, die mit leidenschaftlichem Schriftzug geschrieben wurde, studiert, entdeckt zwar auf den ersten Blick nicht viel Neues. Gamberi fritti, Carpaccio, Salsiccia, Costoletta. ­Sobald die prall gefüllten ­Teller an den Tisch gebracht werden, merkt man aber den Unterschied: Hier wird grosszügig, sinnlich und mutig angerichtet. Die Freude des Kochs an seinen Gerichten springt einem förmlich ins Auge. Das tut gut. Einerseits weil man spürt, dass die Lust am Essen dominiert, anderseits weil hier ein ­Kontrast ­gesetzt wird zu den derzeit ­beliebten Kopfkonstruktionen gewisser Köche, die jedes Erbsli als Preziose inszenieren.