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Bundesrat Ignazio Cassis erntete viel Applaus aus der Wirtschaft. Doch sein Kurs ist auch gefährlich – gerade für die Wirtschaft.

Florence Vuichard
Nie ohne Schweizer Pin – und genauso getragen wie Donald Trump: Aussenminister Ignazio Cassis lässt keine Zweifel aufkommen, wo seine Interessen liegen.
Keystone .Sie wollen einfach nicht zueinanderfinden: der direkte, provokationsfreudige Tessiner mit seinem übergrossen Schweizerkreuz-Pin am Revers und die kosmopolitischen Diplomaten mit ihrer eigenen Sprache.
Auch nach gut eineinhalb Jahren nicht. Ignazio Cassis, beseelt von der Idee, alles anders zu machen als seine Vorgänger, distanziert sich immer wieder von seinen wichtigsten Mitarbeitern: «Non sono un diplomatico!», sagte er etwa bei der Botschafterkonferenz. Und er liess dabei keine Zweifel aufkommen, dass er darob alles andere als unglücklich ist. Seine «Aussenpolitik ist Innenpolitik», wie er seit Amtsantritt unermüdlich wiederholt. Sein Terrain sind die kantonalen Handelskammern, die Wirtschaftsverbände, die Delegiertenversammlungen seiner Partei. Und seine Berater holt er sich aus der Wirtschaft.
Im Ausland besucht Cassis mit Vorliebe Orte wie Nueva Helvecia, eine Gemeinschaft mit Schweizer Wurzeln in Uruguay, oder die umstrittene Glencore-Mine in Sambia. Die multilateralen Vereinten Nationen in New York begeistern ihn nicht, die grosse weite Welt der Diplomaten ist nicht sein Ding, ihre durchcodierte Sprache noch weniger.
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