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Das Credo von Eric Honegger: Der Zürcher Noch-Regierungsrat übernimmt das Beste aus der Politik in die Wirtschaft - und umgekehrt.
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Er werde es zwölf Jahre lang machen und dann in die Wirtschaft gehen, sagte Eric Honegger, 53, vor seiner Wahl zum Zürcher Regierungsrat. Fast niemand nahm’s ernst. Die zwölf Jahre sind um, jetzt steigt der Zürcher Finanzdirektor, der den Staatshaushalt (wenigstens vorübergehend) wieder ins Gleichgewicht gebracht hat, nicht einfach in die Business Class, sondern gleich in die First Class der Schweizer Wirtschaft um. Eric Honegger konnte auswählen. Er hat sich für die Präsidien der SAirGroup, der «Neuen Zürcher Zeitung» und der F. G. (Möbel) Pfister Stiftung entschieden (letzteres aus Loyalität zum jüngst verstorbenen Aargauer Finanzdirektor Kurt Lareida, der sich Honegger als Nachfolger gewünscht hatte). Honegger hat das Potential, die wichtigsten Antriebe des öffentlichen Lebens zu verbinden: die Dynamik von Markt und Wettbewerb mit der sozialen Ausgleichsfunktion des Gemeinwesens.
Der Vater, die Väter
Der Beiname «Bundesratssohn» hat ihm nicht immer gefallen. Fritz Honegger «war natürlich prägend mit seiner Laufbahn vom Gemeindepräsidenten über den Kantons- und den Ständerat bis in den Bundesrat. Alles, was ich an politischem Gespür besitze, habe ich von ihm». Der Sohn rechnet seinem berühmten Vater hoch an, «dass er immer nur argumentiert, aber nie irgendwelche Zwangsmittel angewendet hat, sonst wäre ich wegen des Generationenkonflikts am Ende noch bei der SP gelandet». Andere Vaterfiguren im Leben von Eric Honegger sind Hannes Goetz, sein Vorgänger bei der SAirGroup. Die beiden sind beinahe Nachbarn und gehen oft mit den Hunden spazieren. Goetz schätzt an Honegger «die gewaltige Ausstrahlung, die Belesenheit, die Stärke im konzeptionellen Denken». Honegger lobt, «dass Goetz bei aller Hartnäckigkeit ein herzensguter Mensch ist, der sich die Probleme anderer zu eigen macht». Ulrich Bremi («einer meiner Chefs, als ich FDP-Sekretär war») sei «ein lebenslanges Vorbild wegen seines Scharfsinns, seiner Menschenkenntnis und seiner Konsequenz im Denken und Handeln». Rainer E. Gut (CS-Gruppe) zählt ebenso zu den Vaterfiguren wie der Zuger Drahtzieher Markus Kündig, der Honegger seinerzeit von der Wirtschaftsförderung weg zum Verband Grafischer Unternehmungen (heute Viscom) gelockt hatte.
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Sein privater Kreis
Die wichtigste Bezugsperson ist Nycla Honegger-Willi, seine Frau. Sie sorgt für das angenehm Lateinische im spröd-zürcherischen Temperamentsgemisch des Topmannes. Der einzige Bruder, Claude Honegger, ist Rechtsanwalt und Partner bei KPMG Fides (Eric: «Der Gescheiteste in der Familie»). Zu den beruflich engsten Vertrauten gehören neben der Vorzimmerdame Hannelore Marquart («viel mehr als eine Sekretärin») die beiden Daniels in der Züri-Leuengrube in der Neumühle: Brühlmeier, der Kommunikationsleiter und «liberale Hofnarr» (persönlicher Mitarbeiter), und Generalsekretär Wettstein, dessen Wahl für die Verwaltung eine Sensation war, weil Wettstein Ökonom ist und nicht Jurist.
Die Transfer-Experten
Das Übertragen wirtschaftlicher Erfolgsrezepte auf die Politik und das Bewegen des trägen Verwaltungsapparats sind Honeggers Lieblingsthemen. «Es ist unwahrscheinlich schwer, aber es kann funktionieren, manchmal …», lautet das realistische Fazit. Zu den Lehrmeistern im Transferieren - «es sind alles Freunde geworden» - zählen CS-Chef Lukas Mühlemann ebenso wie der Privatbankier Bénédict Hentsch, Comptoir-Präsident Marc-Antoine Hoefliger sowie Gaudenz Staehelin und Thomas Schmidheiny. Alle sind sie im VR-Ausschuss der Swissair.
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Die Kameraden und Komplizen
Wer den Nachmaligen Zürcher Stadtrat Jürg Kaufmann als Deutschlehrer gehabt hat («er war sehr kurzweilig») und dann «aus Verlegenheit» Geschichte studierte, weil man damals in Publizistik nicht doktorieren konnte, zeigt eine bemerkenswerte Offenheit des Geistes. Eric Honeggers Belesenheit ist phänomenal; häufig ist er im Schauspielhaus anzutreffen, dessen Verwaltungsrat er von Amtes wegen angehört. Dort trifft er neben seinem ehemaligen Deutschlehrer so verschiedene Leute wie die NZZ-Kritikerin Gunhild Kübler oder den Theologen und Alt-Stadtrat Ernst Bieri.
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