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Beim Liftbauer Schindler kommt es zur Stabsübergabe. Alfred Schindler gibt seinen Posten als VR-Präsident ab. Viele Jahre hat der Patron die Luzerner Firma erfolgreich und mit viel Weitsicht geführt.
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Unter der Leitung von Alfred N. Schindler ist das Luzerner Industrieunternehmen Schindler zum globalisierten Konzern geworden. Er verstand es, das Unternehmen erfolgreich auf den boomenden Markt in Asien auszurichten. Nun kommt es beim Lifthersteller zur Stabsübergabe. Im kommenden Frühling wird Schindler das Verwaltungsratspräsidium an den bisherigen Konzernchef Silvio Napoli abgeben. Dessen Funktion übernimmt China-Chef Thomas Oetterli.
Mit dieser lang überlegten Nachfolgeregelung sei die Kontinuität des Unternehmens gewährleistet, sagte der langjährige Firmenpatron an einer Telefonkonferenz am Freitag. Sowohl Napoli als auch Oetterli verfügten über langjährige Führungserfahrung mit jeweils über 20 Jahren Erfahrung im Schindler-Konzern und der Liftbranche.
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Alfred Schindler selbst war seit vier Jahrzehnten für die Geschicke des gleichnamigen Konzerns verantwortlich. Der 1949 geborene Schindler trat schon 1977 in den Verwaltungsrat des Familienbetriebes ein. 1985 wurde er Konzernchef. Fünf Jahre zuvor, hatte Schindler als erstes westliches Industrieunternehmen mit der Volksrepublik China ein Joint Venture abgeschlossen.
2014 verkaufte Schindler mehr als 60 Prozent der neuen Lifte und Rolltreppen in Asien. Der Patron bilanzierte, dass sich Schindler von einer innerschweizerischen, auf Europa ausgerichteten Unternehmung zu einem asienzentrierten Konzern mit Hauptsitz in der Schweiz gewandelt habe.
Alfred N. Schindler hatte Rechtswissenschaften studiert und an der University von Pennsylvania die Wharton School of Finance besucht. Dort habe er gelernt, dass Industrieunternehmen auf lange Sicht nicht überleben würden und erkannt, dass Schindler Firmen zukaufen müsse, um nicht selbst aufgekauft zu werden, schreibt die Universität in ihrem Porträt zu ihrem ehemaligen Studenten.
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Schindler konzentrierte sich folglich auf Aufzüge und Rolltreppen, stiess Unternehmen, die nicht zum Kerngeschäft gehörten, ab – etwa der Waggonbau – und kaufte gezielt Unternehmen dazu. Im Visier hatte er stets die weltweite Nummer eins im Liftbau, den US-Konzern Otis.
Bei seinen Auftritten als Patron vermittelte Alfred N. Schindler Hartnäckigkeit und Zuverlässigkeit. Er führte das Unternehmen seiner Familie mit langfristiger Perspektive. Schindler selbst sah sich immer weniger als Lift- und Rolltreppenbauer. Angesichts der zunehmenden Komplexität der Anlagen erklärte er, Schindler sei ein Dienstleister für urbane Mobilität, dessen Produkte täglich hunderte Millionen Menschen fortbewegten.
Politisch äusserte sich Schindler nur selten. Er beklagte aber als Unternehmer «eine wahre Flut nicht zu Ende gedachter Volksinitiativen», die mehr Regulierungen und höhere Steuern forderten.
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Zu einem Feindbild der Linken wurde er, als er 2010 im Abstimmungskampf gegen die Initiative zur Steuergerechtigkeit der SP Position bezog. Der Unternehmer, der 2014 als Verwaltungsratspräsident 3,6 Millionen Franken kassierte, drohte mit einem Wegzug aus Hergiswil NW ins Ausland.
Trotz seines Rücktritt will der bald 67-jährige Patron, der auch Mehrheitsaktionär des Konzerns ist, noch nicht ganz loslassen. Er bleibt Mitglied des Verwaltungsrats und vertritt dort die Interessen der Familien Schindler und Bonnard, die zwei Drittel des Unternehmens kontrollieren und zu den 300 Reichsten der Schweiz gehören.
Er könne sich vorstellen, bis 2022 in dem Gremium zu verbleiben, sagte der Urgrossenkel von Firmengründer Robert Schindler weiter. Auch bleibt Schindler Vorsitzender des dreiköpfigen Verwaltungsratsausschusses, der die Erarbeitung der kurz- und langfristigen Ziele und der Strategie des Konzerns sicherstellte.
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Die Firma Schindler wurde 1874 gegründet. Ab 1892 baute das Unternehmen elektrische Lifte, ab 1936 Rolltreppen. Heute ist Schindler in über hundert Ländern aktiv. 2014 erwirtschaftete es mit über 54'000 Angestellten einen Umsatz von 9,2 Milliarden Franken.
(sda/jfr)
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