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Mit aller Kraft nimmt Jan Jenisch den Zementkonzern auseinander und setzt ihn neu zusammen. Das sind seine Verbündeten und Widersacher.
Marc Kowalsky
Sieht die Phase des Umbaus bei Lafarge-Holcim als abgeschlossen an: CEO Jan Jenisch.
Sebastian Magnani / 13 PhotoWerbung
Kaum ein CEO hat nach Amtsantritt einen Grosskonzern so umgepflügt wie Jan Jenisch den Zementhersteller Lafarge-Holcim: Fast die komplette Konzernleitung hat der 53-jährige Deutsche ersetzt, die Hierarchieebene darunter ganz eliminiert, diverse Ländergesellschaften verkauft und von den beiden Hauptsitzen einen geschlossen (Paris) und den anderen verlegt (von Zürich nach Zug).
Nun zeigen seine Radikalmassnahmen Wirkung: Zwar ist der Aktienkurs noch lange nicht bei jenen 100 Franken, die Lafarge-Holcim nach den Worten von Grossaktionär Thomas Schmidheiny «relativ zügig» nach der Fusion erreichen sollte. Aber dieses Jahr ist die Aktie mit einem Plus von 27 Prozent bislang der erfolgreichste Titel im SMI. Und erstmals gaben die Jahresergebnisse Grund zum Optimismus.
Jenisch ist nach Eric Olsen und Bruno Lafont, der seinen Job gar nicht erst antreten durfte, bereits der dritte CEO, seit die französische Lafarge und die Schweizer Holcim vor fünf Jahren ihre Fusion ankündigten. Die Phase des Umbaus und der Devestitionen sieht Jenisch nun als abgeschlossen an. In Zukunft gilt es für ihn, die erhofften Synergien der Grossfusion endlich zu realisieren.
Mit aller Kraft nimmt Jan Jenisch den Zementkonzern auseinander und setzt ihn neu zusammen. Das sind seine Verbündeten:
Sebastian Magnani / 13 PhotoVR-Präsident Beat Hess verpflichtete Jenisch für Lafarge-Holcim nach nur 28 Tagen Suche ohne Headhunter – er war Hess’ Wunschkandidat für den CEO-Posten, mit anderen Kandidaten wurden gar nicht erst Gespräche geführt.
Henrik SpohlerEin formales Assessment musste Jenisch nicht durchlaufen, sondern sich lediglich vorstellen bei VR-Mitglied Paul Desmarais und…
LafargeHolcim…Grossaktionär Thomas Schmidheiny. Auch heute gilt das Verhältnis von Jenisch zu allen VR-Mitgliedern als intakt.
KeystoneIn der Konzernleitung kehrte Jenisch mit eisernem Besen. Von der früheren achtköpfigen Führungscrew haben lediglich Asienchef Martin Kriegner und…
LafargeHolcim…Mitte- und Südamerikaleiter Oliver Osswald sein Vertrauen.
LafargeHolcimJenisch stand im Zentrum eines der grössten Dramen der jüngeren Schweizer Wirtschaftsgeschichte, der Übernahmeschlacht um Sika. Als die französische Saint-Gobain Ende 2014 den Bauchemiehersteller schlucken wollte, leisteten CEO Jenisch und sein Managementteam erbitterten Widerstand. Unterstützung erhielt Jenisch dabei von VR-Präsident Paul Hälg,…
Reuters…Bär-Präsident Daniel Sauter und…
Stefan Wermuth/Bloomberg…SBB-Präsidentin Monika Ribar, die beide ebenfalls im Sika-VR sitzen.
© KEYSTONE / PETER KLAUNZERJuristischen Beistand in dem dreijährigen Kampf leisteten die Wirtschaftsanwälte Peter Nobel (Bild) sowie Rudolf Tschäni von der Kanzlei Lenz & Staehelin.
KeystoneDie Widersacher: Auf dem Markt sind seine grössten Gegner Bernd Scheifele, CEO von HeidelbergCement,…
ddp/INTERTOPICS/STAR-MEDIA…Song Zhiping, Chairman der chinesischen CNBM, und…
VCG via Getty Images…Fernando Gonzalez, Chef von Cemex.
CemexIm Sika-Streit stimmte die Chemie zwischen Saint-Gobain-Chef Pierre-André de Chalendar und Jenisch von Anfang an nicht: Chalendar hatte, so geht die Fama, dem Sika-Management eine Prämie geboten, damit es an Bord bleibe und für eine geordnete Übergabe sorge – aber der Betrag soll so gering gewesen sein, dass sich Jenisch persönlich beleidigt gefühlt habe.
ReutersMit seinem Widerstand gegen die Übernahme zog er sich den Zorn der verkaufswilligen Eignerfamilie unter Führung von Urs Burkard zu. Dabei hatten die Burkards mit Jenisch von Anfang an ein Problem: Urs’ jüngerer Bruder Franz Burkard, damals im Sika-VR, stimmte bei der Chefwahl 2011 gegen den Deutschen und für Paul Schuler, der dann erst 2017 CEO wurde, als Jenisch Sika verliess und zu Lafarge-Holcim ging.
Christian Grund / 13 PhotoDen Jobwechsel mitten im Kampf legten ihm nicht wenige seiner Mitstreiter als Verrat aus. Jörg Hofmann, Chef des europäischen Gewerkschaftsdachverbandes IndustriAll, warf Jenisch Wortbruch vor, als dieser nach Amtsantritt bei Lafarge-Holcim einen zuvor ausgearbeiteten globalen Gesamtarbeitsvertrag nicht unterzeichnete.
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