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Wieder müssen Notenbanker den Totalabsturz der Weltwirtschaft verhindern. Doch eines geht dabei endgültig verloren: ihre Unabhängigkeit.
Notenbank-Lenker im Krisenmodus (v.l.): Haruhiko Kuroda (Japan), Andrew Bailey (Grossbritannien), Thomas Jordan (Schweiz), Christine Lagarde (Eurozone), Jerome Powell (USA).
Getty Images/Bloomberg/Keystone/BILANZSelbst der mächtigste Club der Welt darf sich nicht mehr treffen. Eigentlich kommen die wichtigsten Wirtschaftslenker des Planeten alle zwei Monate in Basel zusammen. Fast klandestin checken dann die Vorsteher der grossen Notenbanken der Welt in die Basler Luxushotels ein – die Amerikaner und Asiaten gern im «Hilton», die Europäer lieber im «Drei Könige». Höhepunkt ist das rituelle Dinner im engen Kreis, zu dem sich die mächtigsten zwölf Notenbanker sonntagabends treffen – für Nationalbank-Lenker Thomas Jordan ein Pflichttermin in eher erträglicher Atmosphäre. Alle reden sich mit Vornamen an. Serviert werden edle Bordeaux und Burgunder.
Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) lautet der sperrige Name der Organisation, die 1930 zur globalen Koordination nach dem Finanzcrash von 1929 gegründet wurde – und schon für den damals mächtigsten Notenbanker der Welt, den britischen Gouverneur Montagu Norman, laut seinem Biografen «eine spirituelle Heimat abseits der Heimat» bildete. Während der Finanzkrise war der Basler BIZ-Turm für die geschundenen Notenbanker-Seelen Refugium und Schaltzentrale zugleich.
Doch dieses Mal entfällt die Seelenpflege: Am 16. März informierte die verschwiegene Organisation über ihren ersten Corona-Fall, kurz zuvor hatte sie bereits ein Reiseverbot ausgesprochen und alle Meetings abgesagt. Natürlich gibt es keine Aussagen zu den Treffen des exklusivsten Dinnerzyklus der Weltwirtschaft – die genauen Daten der zweimonatlichen Treffen sind geheim. Aber immerhin präzisiert die Pressestelle: «Wichtige Meetings werden über Videokonferenz abgehalten.»
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