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«Die jetzige Krise wird schlimmer als 2008»

Carmen Reinhart wurde zur Chefökonomin der Weltbank ernannt. Das Interview über Parallelen zwischen dieser Rezession und der Depression der 1930er.

Dirk Schütz

Carmen M. Reinhart is the Minos A. Zombanakis Professor of the International Financial System at Harvard University's John F. Kennedy School of Government, seen here in her office in the Kennedy School's Littauer Building in Cambridge, Massachusetts, USA, on Wed., April 18, 2018.

Schuldenexpertin Carmen Reinhart: «Eine V-Erholung halte ich für ausgeschlossen.»

Scott Brauer

Wir erreichen Carmen Reinhart an ihrem Zweitwohnsitz in Florida. Eigentlich lehrt sie an der Harvard University in Boston, doch der Ausbildungsbetrieb liegt lahm. Mit ihrem Mann Vincent Reinhart, Chefökonom bei der BNY Mellon und Co-Autor von zahlreichen Forschungspapieren, teilt sie sich die Einkäufe. «Sonst gehen wir nicht aus dem Haus.» Wie lange der Lockdown noch geht? «Keine Ahnung», lacht die gebürtige Kubanerin.

Die Finanzkrise von 2008/2009 war für Sie der Anlass, zusammen mit Ihrem Kollegen Ken Rogoff die Wirtschaftskrisen von acht Jahrhunderten für Ihren Bestseller «This time is different» mit statistischen Daten zu analysieren. Wenn Sie die Finanzkrise mit der Corona-Krise vergleichen: Welche ist schlimmer?
Die jetzige Krise wird schlimmer als 2008. Sie wird eher wie die Grosse Depression in den dreissiger Jahren des letzten Jahrhunderts werden.

Warum?
2008 waren elf fortgeschrittene Volkswirtschaften betroffen. 2008 und Anfang 2009 lief zwar zunächst auch schlecht für die Schwellenländer, aber nur für einen kurzen Zeitraum, dann gab es dort eine Erholung in V-Form. Die Rohstoffpreise boomten, Chinas Wirtschaft wuchs zweistellig. Die Schwellenländer hatten damals einen Anteil von 60 Prozent an der globalen Wirtschaftsleistung und hatten direkt nach dem Einbruch zwei spektakuläre Jahre.

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Dirk Schütz

Dirk Schütz

Dirk Schütz

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