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Börsengänge

Von Noba Bank bis SMG: Das IPO-Fenster in Europa ist nach langem Warten geöffnet

Neue Börsengänge sind wieder en Vogue. Neben SMG stehen weitere Schweizer Kandidaten bereit.

Der Börsengang (englisch initial public offering, IPO) ist der Prozess während der Zulassung von Aktien an einer Wertpapierbörse bis zur Aufnahme der Kursfeststellung im regulierten Markt.

Der Börsengang (englisch initial public offering, IPO) ist der Prozess während der Zulassung von Aktien an einer Wertpapierbörse bis zur Aufnahme der Kursfeststellung im regulierten Markt.

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Eine Flut von neu angestrebten Börsennotierungen deutet darauf hin, dass die zollbedingte Vorsicht, die zu Beginn des Jahres zu einem Durcheinander und der Verschiebung von Transaktionen geführt hatte, vorüber ist. 

Die Aktionäre der SMG Swiss Marketplace Group (SMG) wollen bis zu 903 Millionen Schweizer Franken aufnehmen und bereiten damit Europas bisher grössten Börsengang in diesem Jahr am 19. September 2025 vor. Der schwedische Finanzdienstleister Noba Bank Group gab zudem am Donnerstag bekannt, dass er noch in diesem Monat einen Börsengang in Stockholm plane. 

Dass endlich grössere Emittenten in den Markt einsteigen, ist ein willkommenes Zeichen für die europäischen Kapitalmärkte, nachdem die Volatilität aufgrund der Zollankündigungen im April im Frühjahr und Sommer Börsengänge noch verhindert hatte. «Mehrere grosse IPO-Kandidaten mit starken und nachhaltigen Geschäftsmodellen befinden sich bereits in der Endphase der Vorbereitungen», sagte Thorsten Pauli, Leiter der Abteilung für Aktien- und Kapitalmärkte der Bank of America für Deutschland, die Schweiz und Österreich.

Die Schweiz hat mehrere hochwertige Vermögenswerte neben SMG in der Pipeline, die in Europa für Dynamik sorgen dürften. Zudem sei der schwedische IPO-Markt in diesem Jahr ein Lichtblick.

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Zu den möglichen Börsengängen am Schweizer Markt könnten Ammega Group gehören, welche industrielle Antriebssysteme und Förderbändern herstellt, sowie der Luxusuhrenteilehersteller Acrotec. Dies erklärte ein nicht namentlich genannt werden wollender Börsenstratege gegenüber cash.ch.

Bescheidene Volumina trotz grosser Hoffnungen

Das europäische IPO-Volumen war verhalten: In diesem Jahr wurden weniger als sieben Milliarden US-Dollar eingesammelt, und es gab weniger grosse Deals. Laut von Bloomberg zusammengestellten Daten hat in diesem Jahr kein Unternehmen mehr als eine Milliarde US-Dollar bei einem Börsengang eingesammelt - verglichen mit drei milliardenschweren Deals im letzten Jahr.

Wie stark der Wind nun aber gedreht hat, zeigt das Interesse an SMG. Weniger als eine Stunde nach Beginn der Auftragsannahme war die Nachfrage nach Aktien gross genug, um das gesamte Transaktionsvolumen von SMG abzudecken, wie aus den von Bloomberg eingesehenen Bedingungen hervorgeht. Das ist ein erfreuliches Zeichen für den Markt, nachdem Unternehmen im Sommer Deals abgesagt und Pläne verschoben hatten.

«SMG ist ein grossartiges Asset, was auch das hohe Interesse und die geringe Bandbreite erklärt», sagte Bastian Schiedat, Leiter des Aktiensyndikats von Berenberg für Kontinentaleuropa. «Gerade nach einer Phase geringerer Aktivität könnte dies bei den Anlegern grosses Vertrauen schaffen, wenn es ihnen gelingt, die Aktie im Nachmarkt zu verkaufen.»

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Der Private-Equity-Eigentümer der Noba Bank, Nordic Capital, hatte den Börsengang im Juni aufgrund der Marktvolatilität verschoben. OP Financial Group, DNB Asset Management und Handelsbanken Fonder erklärten sich damals bereit, Aktien im Rahmen des Angebots zu einem Wert von bis zu 3,7 Milliarden US-Dollar zu kaufen, was auf eine starke Nachfrage nach den Aktien hindeutet. Laut Bloomberg-Daten wird die Bank die grösste europäische Bank sein, die seit 2017 an der Börse notiert sein wird.

Dennoch stehen Europa möglicherweise noch grössere Deals bevor. Das Wertpapierunternehmen Verisure erwägt, noch in diesem Jahr einen Börsengang in Stockholm zu starten, berichtete Bloomberg News letzten Monat. «Verisure und Noba werden zwei wichtige Börsengänge für den schwedischen und europäischen IPO-Markt sein», sagte Carl Rosenius, Leiter Corporate Finance bei der Danske Bank Schweden. «Für den Herbst dieses Jahres sind weitere Börsengänge geplant. Der schwedische Kapitalmarkt ist im Vergleich zu anderen europäischen Ländern weiterhin relativ stark.»

Andere Märkte wie Deutschland könnten noch vor Jahresende eine erhöhte IPO-Aktivität verzeichnen. Der Prothesenhersteller Ottobock SE gehört zu den Unternehmen, die im aktuellen Zeitfenster einen Börsengang in Erwägung ziehen. Zwei der grössten Industriekonzerne des Landes planen ebenfalls Ausgliederungen. «Es ist ermutigend zu sehen, dass wieder gute Unternehmen einen Börsengang planen», sagte Oliver Diehl, Co-Leiter des ECM-Bereichs für Europa, den Nahen Osten und Afrika bei Jefferies. «Es gibt einige gute Vermögenswerte, die aus verschiedenen Gründen einen Börsengang einem Verkauf vorziehen.»

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Auch in London, das besonders stark von einer Dürre an Börsengängen betroffen ist, könnten in den kommenden Monaten einige neue Emissionen erfolgen. Der LED-Maskenhersteller The Beauty Tech Group gab Anfang dieser Woche Pläne für einen Börsengang in London bekannt. Auch der spezialisierte Kreditgeber Shawbrook Group und Princes, eine Tochtergesellschaft des in Mailand notierten Lebensmittelkonzerns NewPrinces, erwägen laut Bloomberg einen Börsengang in diesem Jahr, abhängig von den Marktbedingungen.

«Weitere Kandidaten testen den Markt und scheinen bereit zu sein, wenn sich die Bedingungen weiter stabilisieren und die Bewertungserwartungen weiterhin übereinstimmen», sagte Tom Godwin, Partner für Kapitalmärkte bei der Anwaltskanzlei Freshfields. «Wir sehen daher ein Zeitfenster für einige dieser Deals in diesem Jahr.»

(Bloomberg/cash)

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