Abo
Zufriedener als Erwerbstätige

Schweizer Rentnern geht es finanziell goldig

Rentner in der Schweiz sind finanziell zufriedener als jüngere Generationen – und zwar deutlich, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Martin Schmidt

<p>Die finanzielle Zufriedenheit bei Rentnern ist hoch.</p>

Die finanzielle Zufriedenheit bei Rentnern ist hoch.

Keystone

Werbung

Den Pensionierten im Land geht es finanziell schlecht: Dieser Eindruck entsteht zumindest, wenn man einen Blick auf die dominierenden politischen Themen wirft. Ab Dezember 2026 wird erstmals die 13. AHV-Rente ausbezahlt, über deren Finanzierung man in Bundesbern hitzig streitet. In den nächsten Jahren kommt gleich die nächste milliardenteure Vorlage zur Abstimmung, die den Rentendeckel für Ehepaare aufheben will.

Doch wie steht es um die finanzielle Zufriedenheit der Rentnerinnen und Rentner im Land? Antworten darauf liefert eine aktuelle Studie des Versicherungskonzerns Swiss Life.

Studie widerlegt Eindruck in der Öffentlichkeit

Das Ergebnis ist deutlich: Keine andere Altersgruppe in der Schweiz ist finanziell auch nur annähernd so zufrieden wie die Menschen ab 65. Acht von zehn Rentnern sind in einer Umfrage von Swiss Life mit ihrer finanziellen Situation zufrieden. Bei den 25- bis 49-Jährigen ist es nur jeder Zweite.

Das Ergebnis deckt sich auch mit Daten des Bundesamts für Statistik: Gemäss diesen ist die finanzielle Zufriedenheit einer grossen Mehrheit der Pensionierten hoch oder sehr hoch. Bei jungen Erwachsenen ist der Wert gerade mal halb so hoch – und steigt dann langsam, aber stetig bis zum Pensionsalter an.

Partner-Inhalte

Tiefere Einkommen, viel grössere Vermögen

Weit mehr als jeder zweite Erwerbstätige macht sich Sorgen, den Lebensstandard nach der Pensionierung halten zu können. Bei den Rentnern sagen schliesslich sieben von zehn, dass ihnen dies gelungen ist.

Machen sich die Berufstätigen also unnötig Sorgen? «Die aktuell hohe finanzielle Zufriedenheit bei Pensionierten ist eine Momentaufnahme», sagt Studienautor Andreas Christen (40). Wie es bei künftigen Generationen aussehen wird, könne man daraus nicht ableiten. «Die Herausforderungen in der Altersvorsorge verändern sich unter anderem wegen der demografischen Entwicklung.»

Bei einer 30-jährigen Person könne sich bis zur Rente noch viel verändern. «Dabei kann auch einiges schiefgehen, beispielsweise weil man den Job verliert», so Christen.

3. Säule hilft während der Rente

Bei den über 65-Jährigen haben im Vergleich zu Jüngeren auch weniger Haushalte Mühe, finanziell über die Runden zu kommen. Dies, obwohl bei Paaren aus der Mittelschicht das durchschnittliche Haushaltseinkommen von monatlich gut 12'000 Franken brutto nach der Pensionierung auf 7400 Franken sinkt.

Zur finanziellen Stabilität der Rentnerhaushalte tragen unter anderem die sprunghaft ansteigenden Vermögen in den Jahren rund um die Pensionierung bei, mit denen sie im Bedarfsfall Ausgaben decken. So werden in diesem Alter die Ersparnisse aus der 3. Säule bezogen und auch Erbschaften fallen häufig in diese Lebensphase.

Werbung

«Altersarmut darf nicht kleingeredet werden»

Jeder zweite Rentner darf sich zudem Besitzer eines Eigenheims nennen: Bei jüngeren Generationen ist der Anteil deutlich geringer – und aufholen wird schwierig. Denn die Immobilienpreise haben sich von der Lohnentwicklung entkoppelt. Für jüngere Generationen bleibt das Eigenheim ohne Erbvorbezug deshalb oft ein Traum.

Die Vermögen werden bei der Erfassung von Armutsquoten derzeit noch kaum berücksichtigt. Deshalb wird die Altersarmut tendenziell überschätzt. «Trotzdem ist die Altersarmut natürlich eine Realität und darf nicht kleingeredet werden», sagt Christen. Ende 2024 bezog jeder achte AHV-Bezüger Ergänzungsleistungen (EL). Pro Senectute schätzt, dass weitere 230'000 Pensionierte Anspruch auf EL hätten, diesen jedoch nicht anmelden.

Finanzielle Situation verschlechtert sich bei vielen

Wer fürs Alter vorsorgen will, muss sparen können. Gemäss Studie können drei von fünf Personen Geld beiseitelegen. Die Umfrage zeigt jedoch, dass sich die Wahrnehmung der finanziellen Situation bei 38 Prozent aller Befragten verschlechtert hat. Als Gründe nennen sie teurere Konsumgüter und Dienstleistungen, Mieten sowie höhere Krankenkassenprämien.

Die Pensionierten scheinen hier resilienter zu sein. «Eine mögliche Erklärung dafür könnte sein, dass die Einkommenssituation bei den Pensionierten stabiler ist. Bei den Erwerbstätigen kann sich die Arbeitssituation hingegen rasch zum Guten oder zum Schlechten verändern», so der Vorsorgeexperte.

Werbung

Definitiv zum Guten verändern wird sich für jeden zweiten Rentner ab 2028 die Wohnsituation: Dann soll der Eigenmietwert bei den Steuern wegfallen – und das schenkt dort umso mehr ein, wo die Schulden auf der Immobilie abbezahlt sind.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Blick.

Werbung