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DWS-CIO Vera Fehling hält die Untergewichtung von Aktien für eine gefährliche Strategie. Gewinntreiber sei die KI.
Vera Fehling ist bei der DWS Chief Investment Officer Western Europe. Der Vermögensverwalter ist eine Tochter der Deutschen Bank.
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Es sieht so aus. Die Volatilitätsindizes in den USA und Europa sind keineswegs auf Stressniveau. Das entspricht nicht der Nachrichtenlage. Die aktuell im Raum stehenden Zölle für die EU in Höhe von 30 Prozent wären sogar mehr als am «Liberation Day» angedroht. Da fragt man sich natürlich, ob die Märkte nicht zu selbstgefällig sind.
Langfristig ja, kurzfristig nein. Ob der Markt richtig liegt, wird die Berichtssaison zeigen. Wir werden sehen, wie sich die bisherigen Zölle auf die Gewinne ausgewirkt haben. Im Juni wurden in den USA 26 Milliarden Dollar Einfuhrzoll bezahlt, im Jahr davor waren es nur 6 Milliarden. Es stellt sich die Frage, wer die Zölle bezahlt hat.
Ein Rückgang der Gewinne. Das Gewinnwachstum ist nominal, also inklusive Inflation. Geht die Inflation in den USA in Richtung 3 bis 3,5 Prozent, würden die Märkte das relativ gut verkraften. Das würde zwar bedeuten, dass sich die Fed mit den Zinssenkungen wohl noch mehr Zeit lässt, aber dies wäre besser verkraftbar als eine Gewinnerosion.
Es gibt viele Bereiche in der Wirtschaft, die weiter wachsen, und da ist natürlich die künstliche Intelligenz.
Ja. Die Mag 7 sind grösstenteils hochprofitabel, und die Auswirkungen der KI auf die restliche Wirtschaft sind erst am Kommen. Diesbezüglich ist weiterhin viel Fantasie in den Märkten, die ich aber auch nicht für unrealistisch halte.
Ziemlich sicher. Aber dann wären auch die grössten Gewinntreiber nicht da, wo sie jetzt sind. In den vergangenen Jahren wurden die Gewinne im US-Aktienmarkt von den Mag 7 getrieben, während wir erst jetzt eine Verbreiterung des Gewinnwachstums sehen.
Aktien unterzugewichten, ist auch für Privatanleger eine gefährliche Strategie. Die Korrekturen sind schnell aufgeholt. Wir präferieren Europa, vor allem KMUs. Wir gehen davon aus, dass sie besonders vom fiskalischen Impuls Deutschlands profitieren. Der Sektor, den wir auch in der Schweiz am liebsten mögen, ist der Pharmasektor.
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