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Dank Elektrifizierung erzielt ABB bessere Erträge; Rieter ist mittelfristig wieder interessant; Oerlikon badet in Cash.
Frank Goldfinger
ABB-CEO Morten Wierod hat mittelfristig erfreuliche Aussichten.
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Erst seit wenigen Monaten bestimmt Morten Wierod (53) die Geschicke von ABB, doch hat er bereits für Aufsehen gesorgt: Der Norweger will die Sparte Robotics, die 2024 sieben Prozent an den Gesamtumsatz beisteuerte, verkaufen oder an die Börse bringen. Strategisch ein richtiger Entscheid. Denn der Bereich wirft die geringsten Margen ab, ist höchst kapitalintensiv und zyklisch. Obwohl ABB global zweitgrösster Hersteller von Industrierobotern ist, lief der Absatz in den letzten Jahren auf Sparflamme. Auch im ersten Quartal lieferte der Sektor magere Resultate.
Sonst jedoch ist ABB gut unterwegs: Der Umsatz legte im Auftaktquartal zwar nur leicht zu, dafür verbesserte sich das Ebitda um 13 und der Gewinn um 22 Prozent. Wierod hat denn auch den positiven Ausblick für 2025 bestätigt. Mittel- bis langfristig sieht es ebenso erfreulich aus. Der Umbau vom diversifizierten Industriekoloss zum spezialisierten Anbieter von Eletrifizierung sowie Automation ist weitgehend abgeschlossen. In den USA bekommt zwar auch ABB die Zölle zu spüren, doch nur mässig. Laut VR-Präsident Peter Voser (66) deckt der Konzern 75 bis 80 Prozent der dortigen Verkäufe über lokale Produktionsstätten ab.
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Auch ABB-Präsident Peter Voser ist positiv gestimmt.
KeystoneAuch ABB-Präsident Peter Voser ist positiv gestimmt.
KeystoneDas Spin-off von Robotics soll im zweiten Quartal 2026 erfolgen. Bis dann sehe ich wenig Kursfantasie für die ABB-Valoren, sind sie doch mit einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 23 für dieses und 21 für kommendes Jahr nicht gerade wohlfeil. Mittelfristig jedoch bringt vor allem das margenstarke Segment Elektrifizierung neue Spannung ins Geschäft – und damit in die Aktien. Es lohnt sich, die Papiere zu halten.
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Wochenlang war nicht klar, ob SoftwareOne genügend Aktien für die Übernahme des norwegischen Konkurrenten Crayon angedient würden. Doch nach Ablauf der Angebotsfrist kontrolliert der Anbieter von Software- und Cloud-Lösungen über 90 Prozent der Titel. Nun steht der Fusion nichts mehr im Weg. Die beiden Unternehmen ergänzen sich gut, zudem sollen Einsparungen von 80 bis 100 Millionen Franken anfallen. Mir gefällt vor allem, dass Crayon-CEO Melissa Mulholland und SoftwareOne-Chef Raphael Erb (44) die Stanser Firma gemeinsam leiten werden. Positiv auch die Verstärkung des Verwaltungsrats mit Crayon-Leuten. Denn für die Turbulenzen bei SoftwareOne zeichnen primär Management und Verwaltungsrat verantwortlich.
Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ. Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch
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Nun gilt es, die Unternehmen zu verzahnen. Das dauert wohl bis weit ins nächste Jahr hinein. Erst dann wird sich herausstellen, ob die Heirat erfolgreich ist. Falls ja, sind die Titel tief bewertet; das KGV für dieses und nächstes Jahr stellt sich auf 10 respektive 8. Allerdings lässt sich daran die Skepsis vieler Anleger ablesen. Zuversichtlich zeigt sich dagegen die ZKB: Sie erwartet eine Relativperformance von 44 Prozent. Dennoch eignen sich SoftwareOne nur für risikofreudige Investoren.
Mit Blick auf die Grössenverhältnisse ist der Deal mutig: Rieter übernimmt für 713 Millionen Franken von OC Oerlikon deren Tochter Barmag. Damit verdoppelt sich Rieters Umsatz auf 1,6 Milliarden, gemessen an den 2024er-Resultaten. Finanziert wird der Deal über eine Kapitalerhöhung sowie einen Kredit. Alleine wäre der Einkauf kaum zu stemmen: Die Aktionäre Peter Spuhler (66) und Martin Haefner (71) stehen für über die Hälfte der Summe gerade.
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Die industrielle Logik ist bestechend. Barmag produziert Polymer-Verarbeitungsmaschinen für die Herstellung von Kunstfasern. Rieter wiederum ist ein Anbieter von Maschinen für Baumwollgarne. Die Bereiche ergänzen sich also. Auch die Profitabilität soll sich verbessern. Laut CEO Thomas Oetterli (55) hätte 2024 – inklusive Barmag – die bereinigte Ebitda-Marge 11,4 statt 9,6 Prozent betragen.
Seit Längerem stehen die Rieter-Aktien unter Druck. Ich verstehe die Zurückhaltung der Anleger. Ob die Akquisition wirklich ein «Traum-Deal» ist, wie Oetterli sagt, muss sich weisen. Auch ist für 2025 mit erneut schlechten Zahlen zu rechnen. Zudem bleibt das Geschäft schwankungsanfällig. Die Analysten rechnen aber 2026 mit der Trendwende. Der Gewinn soll sich verdreifachen, womit das KGV für 2026 auf 8 sinkt. Die Valoren sind damit interessant, doch benötigen sie Geduld.
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Der Verkauf von Barmag ist für OC Oerlikon der Schlussstrich unter eine lange Redimensionierung. Vom einstigen Vorzeige-Industriekonzern bleibt die Sparte Oberflächenbeschichtung. Doch die Geschäfte laufen mau. Im ersten Quartal ging der Umsatz um 3,2 Prozent zurück, die Aussichten fürs Gesamtjahr sind wenig rosig. Mittelfristig rechnet CEO Michael Süss (61) mit vier bis sechs Prozent organischem Umsatzwachstum und einer Ebitda-Marge von gut 20 Prozent – was mich nicht gerade aus den Socken haut.
An der Börse kam die Devestition gut an, die Aktien schossen am Tag der Bekanntgabe um 19 Prozent in die Höhe. Kein Trost für Langfrist-Aktionäre: Die Titel hatten über sieben Jahre mehr als 70 Prozent eingebüsst. Mit dem Verkaufserlös baut Süss Schulden ab, investiert ins Unternehmen und denkt an eine «potenzielle Ausschüttung an die Aktionäre». Neben der Dividendenrendite von 5,1 Prozent ein attraktiver Umstand – und doch nicht nachhaltig. Ich lasse die Aktien links liegen, bis wieder deutlich bessere Resultate geliefert werden.
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