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Aktienmärkte

Europäische Dividendenaktien schlagen US-Pendants

Die Ausschüttungsquote europäischer Unternehmen ist deutlich höher als bei US-Unternehmen. Anleger sollten bei der Titelauswahl aber auf einen Kennzahlenmix schauen.

Reto Zanettin

Der Dividendenfluss könnte bald gedrosselt werden.

Der Dividendenfluss könnte bald gedrosselt werden.

Pixabay

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Die Rally an den amerikanischen Aktienmärkten hat den S&P 500 auf über 6600 Punkte, den Nasdaq 100 auf über 24'000 Punkte getrieben - beide US-Indizes stehen damit auf Rekordniveau. Anders sieht es mancherorts in Europa aus. Der Swiss Market Index schwankt um die 12'000-Punkte-Marke und ist damit deutlich vom Höchststand bei 13'166 Punkte von Anfang März entfernt. Auch der deutsche Leitindex Dax hat seine Rekordmarke vom Sommer - rund 24'550 Punkte - wieder preisgegeben und weist zurzeit 23'400 Punkte auf.

Doch in einer anderen Hinsicht übertrifft die Region Europa die Vereinigten Staaten: bei den Dividenden. «Dividenden sind bei europäischen Aktien keine Nebensache – sie spielen eine zentrale Rolle dabei, wie Unternehmen Wert an ihre Aktionäre zurückgeben», sagt Marcus Weyerer, Anlagestratege bei Franklin Templeton. Ihm zufolge beträgt die langfristige durchschnittliche Ausschüttungsquote in Europa 68 Prozent, in den USA 43 Prozent und in Japan 37 Prozent. Damit seien Dividenden fest in der europäischen Unternehmenspraxis verankert.

Die Ausschüttungen haben sich auch als robust gegenüber schwachem Wachstum, konjunkturellen Abschwüngen und Marktschocks erwiesen. Diese Stabilität bedeute, so Weyerer, dass Dividenden auch bei volatileren Kursbewegungen eine Grundlage für Renditen bilden können.

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Allerdings zeigen sich zwischen einzelnen Sektoren Unterschiede. Finanzwerte gelten beispielsweise als gute Zahler an die Aktionäre. Hierzu können beispielsweise auch Schweizer Unternehmen wie Zurich Insurance (Dividendenrendite: 5 Prozent), Swiss Life (Dividendenrendite: 4,3 Prozent) und Swiss Re (Dividendenrendite: 4,3 Prozent) gezählt werden. Europäische Banken verfügen mit einer aggregierten Kernkapitalquote von rund 16 Prozent über einen soliden Kapitalpuffer, wie der Experte von Franklin Templeton erklärt. Sie haben damit hinreichend Luft, um einen Teil der Gewinne als Dividenden auszuschütten.

Hingegen: Technologieunternehmen investieren die Gewinne stark in Wachstum. Sie schütten darum weniger hohe Dividenden aus. Ein Fragezeichen steht auch hinter dem Automobilsektor. Als Beispiel: Mercedes-Benz berichtete im Februar von einem markanten Rückgang des Gewinns und des Gewinns pro Aktie im vergangenen Jahr; die Dividende wurde von 5,30 auf 4,30 Euro je Aktie gekürzt und weitere Aktienrückkäufe wurden lanciert.  

Worauf Anleger achten sollten

Anleger werden bei der Auswahl von Titeln nicht nur auf die nominale Dividende beziehungsweise die Dividendenrendite schauen. Franklin Templeton empfiehlt einen ausgewogeneren Ansatz, der drei weitere Kriterien umfasst:

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  • Die Eigenkapitalrendite: Sie gibt an, wie effizient ein Unternehmen im Verhältnis zum Eigenkapital Gewinne erzielt.
  • Die Gewinnschwankungen: Die Stabilität der Gewinne über Konjunkturzyklen hinweg kann Aufschluss über die Zuverlässigkeit künftiger Gewinne geben.
  • Den Verschuldungsgrad: Eine geringere Schuldenlast deutet auf finanzielle Widerstandsfähigkeit und Stabilität hin.

«Zusammen ergeben diese Kriterien ein vollständigeres Bild der Nachhaltigkeit von Dividenden», fasst Marcus Weyerer zusammen. Die Kombination aus Dividendenrendite, Effizienz, Gewinnstabilität und finanzieller Disziplin könne helfen, Unternehmen als nachhaltige Dividendenzahler zu identifizieren.

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Reto Zanettin

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