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Universum Grauduate Survey: Absolventen wollen Multikulti in den Unternehmen

Auch die Unternehmen haben erkannt, dass eine international bunt gemischte Belegschaft Vorteile bringt. Das Zauberwort der Stunde heisst entsprechend «Diversity» – Vielfalt.

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Mona Lau, Diversity-Beauftragte der UBS und vorher in ähnlicher Funktion bei der Deutschen Bank tätig, kennt die kulturelle Vielfalt aus dem eigenen Leben aus nächster Nähe. In Hongkong geboren, unter britischem Einfluss aufgewachsen und ausgebildet, später in die USA übergesiedelt, arbeitet sie von ihrem Büro im amerikanischen Stamford aus mit Kollegen auf der ganzen Welt zusammen. Mal per E-Mail oder per Videokonferenz oder selbst unterwegs zu den verschiedensten Destinationen auf fast allen Kontinenten. «So ist das Leben heute», sagt Frau Lau. «In einer globalen Organisation hat man täglich mit Menschen unterschiedlichster Kulturen, Mentalitäten und Eigenarten zu tun.» Die Welt ist bunt geworden. Längst ist es für die grossen Unternehmen klar, dass sie bei ihren Mitarbeitern eine ähnliche kulturelle Vielfalt anstreben, wie sie draussen in der Gesellschaft herrscht. Norman Walker, Personalchef der Novartis, erklärt mit Stolz, dass unter dem Dach des Pharmariesen am Rheinknie ein paar Dutzend Nationen vertreten sind. Andere Unternehmen, wie etwa die liechtensteinische Hilti, haben die Förderung von Diversity in ihren Leitsätzen zur Unternehmenskultur festgeschrieben. Während sich die Politik mit Multikulti schwer tut, ist sie in der Wirtschaft längst angesagt.

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Spiegel des gesellschaftlichen Wandels

Auf den richtigen Mix von Frauen, Männern, Menschen weisser, schwarzer oder gelber Hautfarbe, auf die Beschäftigung von Behinderten und Nichtbehinderten richtet sich die Hoffnung der Unternehmen. Dahinter verbirgt sich keinesfalls eine neue Mode aus der Küche von smarten Human-Resource-Beratern. «Wir versuchen damit Veränderungen, die auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft weltweit vonstatten gehen werden, zu antizipieren», sagt Mona Lau. Während hier zu Lande der zunehmende Anteil der älteren Menschen als der wesentliche Faktor der demografischen Zukunftsschau betrachtet wird, zeigt sich, dass es international zu grossen Veränderungen in der Zusammensetzung von Gesellschaften gibt. In den USA wächst der Anteil der spanischsprachigen Bevölkerung schneller als jener der englischsprachigen. In London sind nur noch knapp zwei Drittel der Einwohner Weisse, das Strassenbild von Amsterdam ist von Indonesiern, das von Berlin von Türken beeinflusst. Kein Wunder, dass sich die Talente, die sich unter den Gastarbeitern finden, vermehrt auf Karrieresuche in die grossen Unternehmen aufmachen. Mit speziellen Programmen und der Sensibilisierung des mittleren Managements soll der Boden für eine möglichst vielfältige Mitarbeiterschaft bereitet werden.

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Work-Life-Balance
Die Work-Life-Balance braucht Arbeitgeber nicht zu schrecken. Mitarbeiter deren Leben im Lot ist, bringen mehr. In vielen KMU hält sich die Vorstellung, dass ein totaler Einsatz notwendig ist. Doch wenn sie flexible Arbeitszeiten und Telearbeit anbieten oder den Platz in der Kinderkrippe subventionieren, werden auch sie für die jungen Talente attraktiv.

Reaktion auf die Internationalisierung

«Für die UBS ist es wichtig, darauf zu reagieren, dass sich die Kunden ändern», sagt Mona Lau. Diese Tendenz wird weiter zunehmen, denn der Wohlstand in den einst als exotisch betrachteten Märkten der internationalen Finanzindustrie wächst ständig. Je internationaler das Geschäft wird, desto vielfältiger sind die Kunden. Wer im Nahen Osten oder in Asien Geschäfte macht, braucht Mitarbeiter, die sich in den lokalen Sitten und Gebräuchen auskennen. Wer etwa in Japan mit den Kunden ins Geschäft kommen will, braucht japanisches Personal. «Allerdings reicht es nicht, Amerikaner mit japanischen Wurzeln, die aber keine genaue Kenntnis von Sprache und Gebräuchen haben, dahinzuschicken», sagt Frau Lau. Die Klientel in Nippon ist heikel und bevorzugt Geschäftspartner, mit denen sie effizient kommunizieren kann, wenn es um ihr Geld geht.

Klar ist, dass Mitarbeiter und Unternehmen sich ein möglichst vielfältiges kulturelles Umfeld in den Büros wünschen. Doch der Weg dorthin ist schwierig. «Man kann ja niemandem Diversity verordnen», sagt Mona Lau. Wichtiger als Programme sind die guten Beispiele. Es komme darauf an, in möglichst vielen Bereichen kulturelle Vielfalt zu praktizieren und vorzuleben. Für jeden, der im Laufe seines Arbeitstages mit Kollegen aus einem halben Dutzend Nationen und den unterschiedlichsten Hautfarben und Hintergründen zusammenarbeite, ist die Vielfalt bald etwas vollkommen Selbstverständliches. Ein globales Diversity-Team kümmert sich bei der Schweizer Grossbank um die Richtlinien, die auf der ganzen Welt gelten sollen. «Wenn wir das richtig anstellen, entsteht ein dynamischer, aufregender Arbeitsort, an dem durch intellektuelle Debatten Kreativität, Effizienz und Wachstum gefördert werden», meint Mona Lau.

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