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Thomas Schmidheiny: «Wir sind kriegs­erprobt»

Thomas Schmidheiny über seine veränderte Rolle bei Holcim, Offerten aus der Private-Equity-Branche und das Bestreben, seine Beteiligungsquote wieder zu erhöhen.

Jörg Becher

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BILANZ: Wie viele Stunden pro Woche arbeiten Sie? Thomas Schmidheiny:
Wie viele Stunden pro Woche beschäftigt Sie Ihr Verwaltungsratsmandat bei Holcim?
Dieser Mehraufwand hat wohl mit Ihren Pflichten im dreiköpfigen Nominierungs- und Kompensationsausschuss zu tun?
An wie vielen Sitzungen nehmen Sie als VR und Ausschussmitglied über das ganze Jahr gesehen insgesamt teil?
Sie selbst bezeichnen sich als «langfristig orientierten Kernaktionär». Was heisst das genau?
Nach Einführung der Einheitsaktie vor sechs Jahren verfügten Sie noch über annähernd ein Viertel aller Holcim-Stimmen. Infolge diverser Kapitalerhöhungen ist Ihre Stimmquote in der Zwischenzeit auf rund 18 Prozent gesunken. Wo liegt die Untergrenze für einen «Kernaktionär»?
Um sich sämtliche Optionen offenzuhalten, können Sie kein Interesse daran haben, dass Ihre Beteiligung weiter sinkt.
Bei der letzten Kapitalbeschaffungsrunde zwecks Finanzierung der Zukäufe in Australien und China hätten Sie sich hoch verschulden müssen, um Ihre Beteiligungsquote zu halten. Fehlte Ihnen dazu am Ende schlicht das Geld?
Sollten Sie Ihre Holcim-Aktien eines Tages möglichst gewinnbringend verkaufen wollen, müsste Ihre Beteiligung bis dahin wieder auf mindestens 20 Prozent steigen. Richtig?

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Bei der Kapitalerhöhung mitzumachen, wäre aufgrund des vorteilhaften Bezugspreises für Altaktionäre billiger gewesen. Für erstklassige Schuldner befinden sich derzeit die Kreditzinsen im Keller. Kann es einen besseren Zeitpunkt geben?
Sie haben es zugelassen, dass Ihre Beteiligungsquote unter 20 Prozent gefallen ist, weil Ihnen das Risiko, das im jetzigen Umfeld mit einer entsprechenden Kreditaufnahme verbunden gewesen wäre, zu hoch erschien?
Offenbar hat es konkrete Übernahmeangebote gegeben. Können Sie dies bestätigen?
Holcim ist eine Cash-Maschine. Mit welcher Private-Equity-Gesellschaft haben Sie konkret verhandelt?
Um dies zu verhindern, haben Sie einen Deal abgelehnt, obschon Holcim damals viel höher bewertet war als heute.
Klingt nicht besonders kapitalistisch. Sind Sie ein Altruist?
Mit Filaret Galtschew ist ein neuer Grossaktionär aufgetreten. Wie werten Sie den Einstieg des russischen Industriellen?
Der russische Investor gilt als überaus zurückhaltend. Hatten Sie als Kernaktionär schon Kontakt zu ihm?
Filaret Galtschew stammt aus derselben Branche. Seine Eurocement könnte zu einem Fusionspartner von Holcim werden. Insofern müssten Sie ein Interesse daran haben, den neuen Grossaktionär baldmöglichst kennen zu lernen.

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Das Management lässt akquisitorisch wenig anbrennen. Auf welchen Expansionsschritt sind Sie besonders stolz?
Auch in China, dem zweiten asiatischen Zukunftsmarkt, ist Holcim nach Zukäufen aussichtsreich positioniert.
Sie sind im Nominations- und Vergütungsausschuss. Zu den Kernaufgaben dieses Gremiums zählt die Planung der Nachfolge an der Konzernspitze. Angesichts des hohen Durchschnittsalters der Führungsequipe scheint es, als sei diese Aufgabe vernachlässigt worden.
Vorhersehbar war die Krise aber nicht.
Kommt der nächste CEO von Holcim vielleicht aus Indien?
Womit beschäftigen Sie sich, wenn nicht Holcim das Thema ist?
Als grösster Holcim-Einzelaktionär sitzt Thomas Schmidheiny (63) nach wie vor im VR des Zementriesen. Er besitzt Weingüter in Kalifornien, Australien und Argentinien, sammelt Schweizer Kunst und kümmert sich um das Schmidheiny-Family-Office Spectrum und sein Grandhotel in Bad Ragaz.

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