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«So etwas wie damals wird sich nicht wiederholen»

Vor drei Jahren ritt John W. Meriwether die Finanzwelt mit seinem Hedgefund Long-Term Capital Management (LTCM) an den Rand des Abgrunds und bescherte der UBS einen Milliardenverlust. Sein neues Finanzvehikel JWM Partners hat mit der Credit Suisse bereits eine neue Schweizer Grossbank als Kunde gefunden.

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BILANZ: Hochspekulative Hedgefunds sind momentan en vogue. Ist es nur eine Frage der Zeit, dass diese Anlageform das Weltfinanzsystem wieder einmal an den Rand des Zusammenbruchs bringt?
John W. Meriwether:

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… als sich der von Ihnen gemanagte Hedgefund Long-Term Capital Management, dem Anleger sechs Milliarden Dollar anvertraut hatten, mit seinen Anleihen verspekulierte.



Am Ende liessen sich 14 Investmentbanken und Brokerhäuser zwangsverpflichten und übernahmen für mehrere Milliarden Dollar 90 Prozent des LTCM-Kapitals: Der drohende Infarkt des globalen Finanzsystems war damit verhindert.



Sie haben inzwischen bei Ihren Investoren Abbitte geleistet. Dem «Wall Street Journal» gegenüber gaben Sie sogar offen zu, dass Ihr damaliger Ansatz mit «fundamentalen Fehlern» behaftet war.


Sind Sie heute ein besserer Hedgefunds- Manager als noch vor drei Jahren?



… professionelle Schwarzseher, sozusagen.


Was ist der Grund für die neu erstarkte Beliebtheit von Hedgefunds?


Sie können mit Hedgefunds im Gegensatz zu den meisten normalen Fonds auch Geld verdienen, wenn es an den Börsen richtig in den Keller rauscht?



Hat auch Ihr Fonds davon profitiert, dass die Märkte verrückt spielen?


Wer sind die Kunden?



Thema Kosten: Im traditionellen Asset-Management verdienen die Manager gerade mal fünf Prozent an den erzielten Erträgen. Bei den Hedgefunds kommt zu den zwei Prozent Verwaltungsgebühr eine Erfolgsprämie von bis zu 25 Prozent des Ertrags hinzu. Verstehen Sie, wenn biedere Vermögensverwalter da zuweilen eifersüchtig auf Leute wie Sie werden?

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Apropos Presse: Warum haben Hedgefunds in den Medien einen so katastrophalen Ruf? Das Wirtschaftsmagazin «Forbes» schrieb zuletzt, Hedgefunds seien besonders unter Prominenten wie Barbra Streisand oder Bianca Jagger beliebt – die könnten sich auf Partys immer so angeregt darüber unterhalten, wie viel Geld sie gerade wieder einmal verloren hätten.


… das war 1992, als der Superinvestor mit Short-Positionen das britische Pfund in die Knie zwang und eine Milliarde Pfund Gewinn einstrich …


Uns hat besonders eine Schlagzeile in der «New York Times» gefallen. Dort wurden Sie als «Alchemist» beschrieben, «der Gold in Blei verwandelt hat».



Den Titel des schwarzen Schafs der Wall Street haben Sie inzwischen ja an Internetanalysten wie Mary Meeker oder Henry Blodget abgegeben. Ist Ihr Image gleichwohl nicht so angekratzt, dass Sie nur schwer einen «normalen» Hedgefund managen können?



Haben einige Investoren von damals schon wieder bei Ihnen angeklopft?



In Europa wollten die Banken aus Imagegründen lange Zeit nicht mit dem «hot money» in Verbindung gebracht werden. Diese Hemmungen sind längst verschwunden. Alle grossen Banken haben Hedgefunds-Produkte aufgelegt und zielen dabei, im Gegensatz zu den USA, zunehmend auf Privatanleger. Was halten Sie von dieser Entwicklung?

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Das klingt aus Ihrem Mund konservativ.


Wie können Privatanleger die Spreu vom Weizen trennen? Hedgefunds sind selbst für Profis nicht sehr transparent.



Gleichwohl bleibt jeder Hedgefonds letztlich eine Blackbox.



Derzeit weist vieles darauf hin, dass die Baisse an den Aktienmärkten beendet ist. Ist damit auch der Boom antizyklischer Anlagen wie Hedgefunds schon wieder beendet?

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