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Die Österreicher, Italiener und Engländer haben Slowenien bereits entdeckt. Doch der Kauf einer Ferienresidenz ist noch mit Hürden verbunden.
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Es herrscht Ruhe im Wasserschloss von Otocec. Die wenigen Touristen, die hierher gefunden haben, werden bei schummrigem Kerzenschein stilgerecht von einer Kellnerschar in Schlosskostümen umsorgt. Der Hoteltrakt verfügt über lediglich 35 Betten. Er steht exemplarisch für ganz Slowenien, wo nicht mehr als 25 000 Hotelbetten zu finden sind. Den Slowenien-Besucher freut es, weil man auf eine spontane Gastfreundschaft der Einheimischen trifft.
Wer in Slowenien zufällig Ausländern begegnet, darf davon ausgehen, dass es sich um Gourmets auf Schlemmerreise handelt. Zwischen der verkarsteten Hügellandschaft am Mittelmeer und der pannonischen Tiefebene findet sich so ziemlich alles, was ein Schlemmerherz höher schlagen lässt: Deftiges aus der Hinterlassenschaft der kaiserlichen Küche wie etwa gereifter Schinken von Hirsch, Haus- und Wildschweinen, Enten in Rotkraut oder Strudelwurst, aber auch leichte, mediterrane Leckereien in der Nachbarschaft Italiens mit den leichten, etwas säuerlichen Weinen aus der Region Brda.
Auch die Landschaften und Städte Sloweniens sind eine Reise wert: etwa das Anglerparadies in Krka, die mystische Umgebung des Kurortes Bled am Rande des Triglav-Nationalparks oder die pulsierende Hauptstadt Ljubljana mit ihren schicken Geschäften und trendigen Lokalen.
Die bislang wenigen Immobilienbesitzer in Slowenien kommen vor allem aus Österreich, Italien und England. Gut betuchte Italiener interessieren sich vor allem für die Region Bled, Bohinj und Kras. Engländer kaufen vor allem in den Gebieten rund um Pomurje, Stajerska und Gorenjska. Der 47 Kilometer kurze Küstenstreifen von Istrien wird derzeit eher gemieden. «Die Preise sind dort bereits höher als in Italien», sagt Simon Bizjak von der Immobilienagentur Agencia. Ein Quadratmeter kostet zwischen 3000 und 4500 Franken.
Dennoch ist der slowenische Immobilienmarkt in den meisten Regionen noch weit davon entfernt, von Ausländern überrannt zu werden, auch wenn mit dem Beitritt in die EU etwas Bewegung in den Markt gekommen ist. In der 17 500 Einwohner zählenden Stadt Piran etwa wurden laut der «Slovenia Times» seit Anfang des Jahres zehn Immobilien verkauft – gleich viel, wie in den letzten fünf Jahren an Ausländer verkauft wurden.
«Die Slowenen wollen ihre Häuser nicht verkaufen», erklärt Cvone Petek, Leiter des slowenischen Verkehrsbüros in Zürich. «Man ist stolz darauf, ein Eigenheim zu besitzen, weshalb es für Ausländer nach wie vor schwierig ist, etwas zu ergattern.» Tatsächlich besitzen laut offizieller Statistik aus dem Jahr 2002 rund 82 Prozent der Slowenen ein eigenes Haus. Die meisten davon ohne hypothekarische Belastung. Ein Zustand, von dem Schweizer nicht zu träumen wagen. Paradoxerweise ermöglichte das ehemalige kommunistische System diese Situation, indem es in den Siebziger- und Achtzigerjahren günstige Kredite vergab. Anfang der Neunziger wurde es den Slowenen möglich, ihre Mietwohnungen, bislang im Besitz der «Allgemeinheit», zurückzukaufen. Die Verkaufspreise entsprachen etwa denen eines Kleinwagens.
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Heute sind diese Wohnungen ein Vielfaches wert. So kostet in Ljubljana der Quadratmeter eines neu gebauten Appartements an guter Lage 3700 Franken. Auch in den Küstenstädtchen erreichen die Preise exorbitante Höhen. Weicht man diesen Regionen grossräumig aus, können Bauern- und Einfamilienhäuser bereits ab 175 000 Franken erstanden werden.
Schweizer müssen im Gegensatz zu EU-Bürgern mit dem Kauf einer Immobilie noch zuwarten. Zurzeit ist es nur EU-Bürgern gestattet, offiziell in Slowenien Immobilien zu erwerben. Schweizer können diese Bestimmung jedoch umgehen, indem sie eine Gesellschaft gründen. Die Gründung einer GmbH inklusive Stammkapital kostet rund 14 500 Franken zuzüglich Anwaltskosten von rund 20 000 Franken. Laut Auskunft des slowenischen Justizministeriums ist ein zwischenstaatliches Gesetzgebungsverfahren in Vorbereitung, das diese Situation demnächst ändern soll. Das Abkommen soll baldmöglichst unterzeichnet werden.
«Bis es so weit ist, empfiehlt es sich, einen Pachtvertrag mit einem Vorkaufsrecht abzuschliessen», rät Ales Lunder, Jurist bei Schönherr Rechtsanwälte. Denn ein Objekt in Slowenien ist ein gutes Renditeobjekt, wenn der Markt erst mal in Bewegung kommt.
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