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Schweizer Firmen: Im Würgegriff aktivistischer Investoren

Bei ABB, Nestlé und Comet pochen aktivistische Investoren auf Veränderung. Das Schicksal könnte weiteren Schweizer Firmen blühen.

Marc Bürgi Handelszeitung

Marc Bürgi

NEW YORK, NY - NOVEMBER 12:  Journalist Andrew Ross Sorkin (L) and founder of Third Point LLC Daniel Loeb participate in a discussion at the New York Times 2013 DealBook Conference in New York at the New York Times Building on November 12, 2013 in New York City.  (Photo by Larry Busacca/Getty Images for The New York Times)

US-Investor Daniel Loeb: Er drängt Nestlé auf den Verkauf der L'Oréal-Beteiligung.

2013 Getty Images

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ABB, Nestlé, Panalpina oder Zur Rose sind sehr unterschiedliche Unternehmen und haben doch eine Gemeinsamkeit: Bei allen sind aktivistische Investoren beteiligt. Finanzgesellschaften also, die als Aktionäre auf Veränderungen pochen.

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Bei Nestlé etwa will der Hedgefonds Third Point von US-Investor Daniel Loeb, dass der Konzern seine Beteiligung an l’Oréal verkauft. Bei Clariant schaffte es Investor White Tale, die geplante Fusion von Clariant mit Huntsman zu durchkreuzen. Und bei ABB weibelt Artisan Partners für eine Aufspaltung des Konzerns.

Elf Schweizer Übernahmekandidaten

In der Schweiz könnten weitere Unternehmen auf diese Weise unter Druck geraten. Die Beratungsgesellschaft Alvarez & Marsal (A&M) hat unter den börsengehandelten Firmen elf ausgemacht, die sich für ein Engagement von aktivistischen Investoren eignen. Die Namen nennt A&M nicht. Es sind mehrheitlich kleine und mittelgrosse Unternehmen aus der Industrie, dem IT- und Techsektor sowie der Konsumgüterbranche.

Diese Firmen bieten Angriffsfläche: Investoren suchen gezielt Unternehmen aus, bei denen sie eine Schwäche entdecken. Beispielsweise Unternehmen, die wegen einem schlechten Management wenig Umsatz machen. Die Investoren wollen diese Schwäche korrigieren – und dadurch den Wert ihres Investments erhöhen.

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Ein Import aus den USA

Die Unternehmensleitung hat an einem Einstieg von aktivistischen Investoren in der Regel wenig Freude. «Oft stellen Aktivisten die Geschäftsstrategie oder das Management infrage», sagt Patrick Siebert von A&M. Im letzten Jahr forderten aktivistische Investoren in Europa in knapp 60 Prozent der Fälle einen Managementwechsel.

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Früher waren aktivistische Investoren vor allem ein amerikanisches Phänomen. «Dieser angelsächsische Ansatz hat auch in Europa Anklang gefunden», sagt Siebert. In Europa haben die Investoren aber bis heute oft ein schlechtes Ansehen und sind als Heuschrecken verschrien.

Zu Unrecht, findet Spezialist Siebert von A& M. «Aktivistische Investoren sind per se nichts Schlechtes. Grundsätzlich sind ihre Ziele im Einklang mit denen des Unternehmens. Sie wollen beide eine gewisse Rendite erzielen. Sie haben für gewöhnlich lediglich unterschiedliche Vorstellungen über den Weg und die Geschwindigkeit, mit denen die Rendite erreicht werden kann.»

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Investoren drängen auf ein «Going Private»

Europaweit macht A&M derzeit 150 Unternehmen aus, die ins Visier von Aktivisten geraten könnten, ein Drittel davon in Grossbritannien. Die Studienautoren sehen zwei Trends: Die Gesellschaften suchten sich zunehmend Konglomerate aus, die auf unterschiedlichen Geschäftsfeldern tätig sind.

Nach dem Einstieg drängten die Investoren auf einen Verkauf von Sparten, um das Unternehmen auf eine bestimmte Tätigkeit zu fokussieren.  

Weiter forderten Investoren vermehrt ein «Going Private» – sie versuchen Unternehmen zu einem Rückzug von der Börse zu bewegen. Die Absicht dahinter steht für A&M fest: Bei Börsenunternehmen müssten Investoren Wertsteigerungen mit vielen anderen Aktionären teilen. Durch den Gang von der Börse könnten sie stärker von den besseren Ergebnissen profitieren.

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