«Schlechte Performance ist kein Grund, einen Fonds zu schliessen»
An diesen Herren der EBK kommt kein Fondsanbieter vorbei. Sie bewilligen und beaufsichtigen die Schweizer Fonds. Doch die gewünschte Anlegertransparenz konnten sie noch nicht schaffen.
BILANZ: Herr Marti, Sie sind so braun gebrannt. Gibt es im Moment keine Fonds zu bewilligen?
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Vor zwei Jahren stieg die Zahl der zum Vertrieb neu zugelassenen Fonds in der Schweiz um rund 20 Prozent, letztes Jahr um 30 Prozent. Das ist ein seltsamer Trend, wenn man an die schlechte Börsensituation und das sinkende Anlegerinteresse denkt.
Anlegern fehlt bei diesem riesigen Fondsangebot die Transparenz. Sollte deshalb nicht langsam eine Obergrenze gesetzt werden?
Auf Grund der Fälle von Enron, WorldCom oder Swissair diskutieren die Aufsichtsbehörden über strengere Richtlinien. Wird es bei der EBK Änderungen geben?
Stichwort Konsumentenschutz: Warum hat Ihre Abteilung die Anleger noch nie vor zweifelhaften Fondsanbietern oder Praktiken gewarnt?
Das kann aber Jahre dauern, bis die Rechtsgrundlage dafür geschaffen ist.
Bis es so weit ist, können unseriöse Strukturvertriebe wie First ungehindert ihre Fonds von ungeschulten Personen mit horrenden Performanceversprechungen an der Haustür verkaufen lassen?
Konsumentenschutz würde auch eine bessere Risikowarnung einschliessen, die bei den meisten Fonds fehlt.
Ebenso mangelt es eklatant an der Offenlegung der gesamten Kosten, bekannt als Total-Expense-Ratio, die ein Anleger berappen muss. Ausser der UBS weist keine der Fondsgesellschaften alle Kosten aus.
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Die Presse kann diese Aufgabe nur bedingt wahrnehmen, zumal wir nicht 3500 Fonds überprüfen können und uns die Informationen oft nicht zur Verfügung stehen.
Aber wie die Realität zeigt, pfeifen die Fondsgesellschaften auf die Selbstregulierung, auch wenn die Presse hundertmal darüber schreibt.
Werden Sie sich in Zukunft also dafür einsetzen, dass die gesamten Kosten veröffentlicht werden müssen?
Gilt dies dann auch für ausländische Fondsgesellschaften?
Wie kontrollieren Sie überhaupt ausländische Fondsgesellschaften, die in der Schweiz ihre Fonds anbieten?
Wieso entzogen Sie dem zweifelhaften Special German Stock Fund von Julius Bär nicht die Lizenz?
Bei diesem Fonds waren aber mehr als dubiose Aktivitäten im Spiel.
Im Gegensatz zur Schweiz werden derzeit in Deutschland viele Fonds geschlossen. Ist es hier zu Lande so viel schwieriger, einen Fonds zu schliessen?
Wie oft mussten Sie eingreifen und einen Fonds schliessen?
Schon oft wurde gefordert, Beteiligungsgesellschaften dem Fondsgesetz zu unterstellen. Wird sich hier etwas ändern?
Viele kleine Vermögensverwalter beklagen, dass die hohen Kosten, die Dauer und die Vorschriften im Zusammenhang mit der Auflegung eines Fonds nur die Grossbanken unterstützen, die Kleinen aber kaputt machten.
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Schweizer Fonds sind gegenüber der EU benachteiligt, da sie für jedes einzelne EU-Land ausser für Frankreich eine Zulassung für ihre Fonds einholen müssen. Wann wird sich dieser Zustand ändern?