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Zwar hat sich der Schweizer Finanzmarkt auf Zürich konzentriert. Doch das internationale Geschäft ging an Zürich vorbei. Ein schweres Handicap in Zeiten der Global Cities.
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Ende der Achtziger-, Anfang der Neunzigerjahre stand Zürich in einem prekären Verhältnis zur Schweiz. Vielen erschien es wie ein Moloch. Der Bundesrat warnte, die anhaltende Konzentration auf wenige Räume gefährde die föderalistische Staatsordnung. Das vorrangige Ziel der Raumordnung bestehe daher in einer «angemessenen Dezentralisation von Bevölkerung und Wirtschaft».
Der Wirtschaftseinbruch der Neunzigerjahre kam unerwartet. Die Stadt Zürich verlor innert fünf Jahren 40000 Arbeitsplätze, der Kanton Zürich rund 50000. Es war das erste Mal, dass in der Nachkriegszeit die Verluste im sekundären Sektor von den Gewinnen im tertiären nicht wettgemacht wurden. Die grössten Einbussen ergaben sich vielmehr bei den Dienstleistungen.
Die Krise änderte die Wahrnehmung. Richtete sich das Augenmerk in den Achtzigerjahren auf die negativen Folgen eines «ungebremsten Wachstums», galt die Sorge nun der Wachstumsschwäche und der Arbeitslosigkeit. Wie viele Städte forcierte auch Zürich den Standortwettbewerb. Dabei wurde der ehemals verfehmte Moloch plötzlich als Lokomotive anerkannt, deren Zugkraft zu stärken sich jetzt auch die Eidgenossenschaft anschickte.
Die Herausbildung des «Dienstleistungszentrums Zürich» und seine «Wachstumsschwäche» haben denselben Hintergrund: die wirtschaftliche Globalisierung – mit dem von Technologie- und Produkte-Innovationen vorangetriebenen Entstehen neuer und der Ausweitung bestehender Märkte, mit der Internationalisierung der Produktion und mit globalen Steuerungszentren, in denen die «Weltwirtschaft» im Zusammenwirken von Konzernzentralen, Finanzmärkten und hoch spezialisierten Dienstleistungsfirmen gemanagt wird. Dabei findet eine Hierarchisierung der Wirtschaftsregionen statt. Global Cities übernehmen Märkte und Produktionsprozesse, die einst in Hauptstädten oder wichtigen regionalen Zentren angesiedelt waren.
Der Schweizer Finanzmarkt hat sich zunehmend am Standort Zürich konzentriert. Er hatte 1999 einen Umsatzanteil von mehr als drei Vierteln. Aber das in heftigen Schüben wachsende internationale Geschäft ging an Zürich vorbei. Zwar sind auch die Global Players schweizerischer Herkunft grösser geworden. Doch ihr Wachstum fand im Ausland statt. Sowohl bei den Innovationen als auch bei der Anpassung an Neuerungen hinkten die Schweizer Finanzinstitute – bei aller Stärke im Privatebanking und beim Risk-Management – ihren Gegenspielern hinterher. Die Forschung lieferte wenig Impulse. Um sich das Know-how und den Anschluss im Investmentbanking zu sichern, akquirierte man britische und amerikanische Banken. Wichtige wertschöpfungsintensive Funktionen wanderten in die neuen Kompetenzzentren ab, so etwa Equity Research und Product Development sowie weite Bereiche des Investmentbanking und des Asset- Management. Zürich ist zwar ein Hedgefund-Center. Doch waren es vor allem Luxemburg, aber auch Irland oder Italien, die europäische Investment-Funds anzuziehen vermochten. Der Abfluss von Kontrolle und Kompetenz wirkt sich auch stark auf die hoch spezialisierten Unternehmensdienstleistungen aus. Ihre innovativen Netzwerke sind es eigentlich, die heute eine Stadt zur Global City machen.
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Das Wachstum hängt von Innovationen ab. Soll Zürich auf den Wachstumspfad zurückkehren, müssen sich der Finanzplatz und seine grossen Firmen vermehrt für Zürich entscheiden – als Kompetenzzentrum und Standort für die Produktentwicklung und Forschung. Und die Öffentlichkeit muss alles daransetzen, nicht allein in die Ausbildung, sondern auch in Hightech und Highservice zu investieren. Damit ein Cluster blüht, braucht es die konzertierte Aktion aller Beteiligten.
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