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Know-how: Selbstkritische Fondsindustrie

Die schwere Börsenbaisse hat das Vertrauen unzähliger Anleger in die Fondsbranche erschüttert. Nun sind die Anbieter erwacht und versuchen, die abgesprungenen Investoren wieder als Kunden zu gewinnen.

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Während der letzten Krise an den Finanzmärkten haben weltweit Millionen von Investoren Milliarden an Vermögen verloren. Das Vertrauen der Anleger in die Finanzbranche hat schwer gelitten, insbesondere im Fondsgeschäft. Zudem halten sich die Privatanleger mit Fonds-Neuanlagen in wesentlichem Ausmass nach wie vor zurück. Und dies ungeachtet der Tatsache, dass sich in den letzten Monaten durchaus erfreuliche Einstiegschancen auf tiefem Kursniveau geboten hätten und die nötige Liquidität zu Niedrigzinsen bereitläge.

Die Abstinenz der Investoren zeitigt für die Fondsbranche schwere Folgen: Die Nachfrage nach Fonds ist geringer, dadurch sinken die Anlagevolumen, und die Anbieter haben tiefere Einnahmen zu beklagen. Grund genug für die Fondsindustrie, sich Gedanken darüber zu machen, wie die verlorenen Schäfchen wieder als Kunden zurückgewonnen werden können. Deshalb wurden KPMG und Create mit der Ausarbeitung einer repräsentativen Studie beauftragt, die möglichen Gründe zu eruieren – nicht bei den Kunden, sondern in den eigenen Reihen. Zahlreiche Schlüsselpersonen von 60 Firmen in über 20 Ländern haben selbstkritisch Auskunft gegeben.

Das Resultat hat die Fondsbranche wachgerüttelt: Nicht primär marktbedingte oder wirtschaftliche Faktoren wurden als Gründe für die Zurückhaltung der Anleger aufgeführt, sondern schlicht hausgemachte Ursachen!

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Nun will sich die Fondsindustrie mit einer Reihe von Massnahmen ihren Kunden als transparente und korrekte Geschäftspartner präsentieren und damit verloren gegangenes Terrain zurückgewinnen (siehe «Vertrauensbildung: vier Gebote» rechts). Das ist eine gute Nachricht für die Anleger.

Die Investoren müssen dazu beitragen, dass die Vorsätze auch wirklich umgesetzt werden. Kritische Konsumenten können mit dem Portemonnaie abstimmen und damit ihren Produktanbietern den richtigen Weg weisen.

Nicht jede Fondsgesellschaft wird im selben Masse die Interessen der Kunden erkennen. Die Unterschiede zwischen den Anbietern werden deshalb nicht nur über die Produktpalette und die Performance auszumachen sein, sondern auch bezüglich der Einhaltung einer fairen Geschäftspraxis.

Vertrauensbildung: vier Gebote
So verhilft die Fondsindustrie den Anlegern und sich selbst zur Besserung.


1. Versprechen einhalten! Man kann nicht hohe Managementgebühren kassieren und dann den Anlagenmix einfach am Index ausrichten. Anleger fordern heute mehr Performance, geldwerte Leistung, effektives Risikomanagement, Transparenz im Anlageprozess und gut ausgebildete Berater. Nur wenn diese Forderungen erfüllt werden, können die Investoren den Fondsgesellschaften wieder vertrauen.


2. Die Zielsetzungen der Fondsgesellschaften müssen auch ihren Kunden dienen! Das Auftürmen der verwalteten Vermögen und daran gebundener Bonuszahlungen an die Fondsmanager ist nicht im Sinne der Anleger. Die Erträge und Boni sind an messbare Qualitätskriterien zu Gunsten der Anleger zu binden. Die Investoren dulden keine Abzockermentalität mehr. Nicht auf die Volumen, sondern auf die Qualität der Erträge kommt es an.


3. Kontrolliertes Wachstum der Fondspalette, nicht opportunistische Produktinnovation! Eine grosse Anzahl neuer Fondsprodukte mit zu kleinen Volumen sind nicht im Interesse der Anleger. Das Resultat: Zahlreiche Fonds müssen geschlossen werden. Hier ist weniger mehr.


4. Für effektive und saubere Geschäftsführung selbst die Verantwortung übernehmen! Der Wildwuchs der Fondsindustrie hat die Obrigkeit auf den Plan gerufen. Neue, allenfalls zu restriktive Regeln und Kontrollmechanismen durch die Gesetzgeber bedrohen eine gesunde Innovation. Das ist nicht im Interesse des Anlegers. Kritische Investoren tragen zur Selbstregulierung bei, indem sie bei Fondsgesellschaften einkaufen, denen die Interessen ihrer Kunden vorgehen.

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