Guten Tag,
Eckhard Plinke, Leiter Sustainability Research der Bank Sarasin, zu Anlageperspektiven im Bereich Solar- und Windenergie.
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Bilanz: Wie kann der steigende Energiebedarf ohne Atomstrom gedeckt werden?
Eckhard Plinke: In erster Linie werden wohl Gaskraftwerke als Übergangstechnologie dienen. Sie sind die effizienteste Kraftwerktechnologie. Eine weitere Möglichkeit stellt Kohle dar, klimapolitisch zwar fragwürdig, aber mit Speicherung von CO2 allenfalls doch vorübergehend eine Lösung des Engpasses.
Welche Rolle spielen nachhaltige Energiequellen?
Ihnen gehört die Zukunft.
Was heisst das für Anleger?
Sie brauchen einen langfristigen Anlagehorizont.
Inwiefern?
Als Folge der Nuklearkatastrophe in Fukushima gab es in einzelnen Titeln in der Solarbranche einen Höhenflug. An der schwierigen Situation hat sich jedoch nicht viel geändert. Überkapazität und Margendruck bestehen noch immer. Das ist langfristig positiv, damit die Stromerzeugung mit erneuerbaren Ressourcen konkurrenzfähig wird. Daraus erschliesst sich ein nachhaltiges Wachstumspotenzial – auch für Anleger.
Wer gehört zu den Gewinnern in der Wertschöpfungskette?
Diese ist sehr komplex, besonders in der Solarbranche. Einmal sind die Siliziumhersteller weit vorne wegen der Rohstoffknappheit, dann wieder die Hersteller von Solarzellen, weil die Lieferpreise der Siliziumproduzenten unter Preisdruck stehen. Zurzeit sehen wir die Firmen am Ende der Wertschöpfungskette im Vorteil. Bei den Gaskraftwerken dürften die wenigen grossen Hersteller wie Siemens oder General Electric profitieren.
Welche Risiken sehen Sie?
Obwohl die Kosten zur Solarstromerzeugung bis in fünf Jahren auf das Niveau der Strompreise ab Steckdose sinken dürften und jene aus Windanlagen schon nahe dran sind, wird das Wachstum von der Politik abhängen. Würden die Förderprogramme nach den Kürzungen wieder gesteigert, so würde das Tempo beschleunigt.
Sehen Sie Alternativen?
Energieeffizienz ist für alle Anleger attraktiver. Die Palette ist enorm vielfältig. Das grösste Potenzial besteht im Bereich der Gebäudetechnik, aber auch bei Beleuchtung oder Elektrogeräten.
Wie sollten Anleger vorgehen?
Energieeffizienz sollte ein zentraler Teil der Unternehmensstrategie sein, wie etwa bei Siemens oder Schneider Electric in Frankreich. ABB ist nach unserer Einschätzung schon weniger klar fokussiert. Bei Anlage- oder Kraftwerkbauern stehen eher grosse Firmen im Vordergrund. Im Sektor Gebäudetechnik, Energieeinsparung oder Steuerungen gibt es zahlreiche kleinere Spezialisten, die für Anleger aussichtsreich sind.
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