Der Biologe Klaus Ammann (Bild) über die rasante Entwicklung der Gentechnologie, ihre Auswirkungen auf Mensch und Umwelt und über das Geschäft mit der Angst.
BILANZ: Das menschliche Erbgut ist seit wenigen Wochen bis auf kleine Reste entschlüsselt. Wie haben Sie auf diese Nachricht reagiert? Klaus Ammann:
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Woher nehmen Sie die Gewissheit, dass die Gentechnologie für die Menschheit eher zum Segen wird als zum Fluch?
Sie lassen also keine Argumente gegen die Gentechnologie gelten?
Also haben die Gentech-Gegner doch Recht mit ihren Bedenken?
Lässt sich denn überhaupt schon nachweisen, ob gentechnisch veränderte Pflanzen zu ökologischen Schäden führen oder nicht?
Der Widerstand gegen die Gentechnologie erinnert an jenen gegen die Kernkraftwerke. Die Gegner haben Recht bekommen: Noch immer ist das Problem der Endlagerung ungelöst, ganz zu schweigen von der Katastophe in Tschernobyl. Verstehen Sie die Angst der Menschen vor Auswirkungen, die möglicherweise erst spätere Generationen treffen?
Ist die Kritik an der Gentechnologie nicht umso verständlicher, als private Unternehmen forschen und natürlich den schnellen Profit suchen? Das schafft nicht unbedingt Vertrauen.
Wo ziehen Sie die Grenze zwischen der universitären und der privaten Forschung?
Braucht die staatliche Forschung mehr Mittel, um konkurrenzfähig zu bleiben?
Was meinen Sie damit?
Protestindustie?
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Aber Sie waren doch selber Sympathisant von Greenpeace und haben bei der 68er-Bewegung mitgemacht.
Heute stehen Sie im Sold von Monsanto, einem der aggressivsten Gentech-Unternehmen.
Sie sind ein echter Konvertit.
Verlieren Sie wegen der Zusammenarbeit mit Monsanto einen Teil Glaubwürdigkeit?
Wie ist die Zusammenarbeit mit Monsanto zu Stande gekommen?
Was kritisieren Sie denn vor allem?
Ist Ihnen denn wohl, wenn die Pestizidbomben durch Genbomben ersetzt werden?
Wo liegt der Unterschied zwischen herkömmlichen Zuchtmethoden und der Gentechologie?
Und wer definiert, was gentechnisch erlaubt ist und was nicht? Die Gesetzgebung hinkt der Entwicklung doch hinterdrein.
Glauben Sie im Ernst, die Forschungsfreiheit liesse sich begrenzen? Was möglich ist, wird immer gemacht.
Wie sollen wir die Gentechnologie denn in den Griff bekommen?
Und wie kommen Sie zur demokratischen Legitimation?
Ist die Anwendung von Gentechnik auf den Menschen für Sie ein Tabu?
Wer bestimmt, für welche Krankheiten eine genetische Manipulation angemessen ist?
Würden Sie das Klonen von Menschen in jedem Fall verurteilen?