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«Es ist alles rechtens abgelaufen»

Riccardo Boscardin, seit kurzem Leiter aller Immobilienfonds der Grossbank UBS, über die Fusion von fünf Fonds und warum danach Kursverluste von 177 Millionen Franken entstanden sind.

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BILANZ: Herr Boscardin, die Anleger müssen durch die Zusammenlegung von fünf UBSImmobilienfonds Kursverluste von bis zu 20 Prozent hinnehmen. Sind das nicht etwas gar exorbitante Einbussen für Immobilienfonds? Riccardo Boscardin:
So einfach können Sie diesen Kurssturz durch die Änderung der Bewertungsmethode aber nicht vom Tisch fegen. Zumal sich die Kurse von Immobilienfonds traditionell im Schneckentempo bewegen.
Haben die UBS-Berater denn vor der Fusion noch Erwartungen geweckt?
Können die Anleger als Trostpflaster zumindest mit einer gleich hohen Dividende rechnen?
Nach allem, was passiert ist: Haben Sie kein schlechtes Gewissen gegenüber den Anlegern?
Das sieht die Eidgenössische Bankenkommission (EBK) anders. Nun will sie als Aufsichtsbehörde ein Verfahren wegen Verletzung der Treuepflicht einleiten, weil der Wechsel der Bewertungsmethode nicht vorgängig kommuniziert wurde.
Welche Objekte sind denn auf einmal viel weniger wert?
Sie wissen genau, dass der Rechenschaftsbericht noch nicht veröffentlicht ist.
Das ist doch reine Verzögerungstaktik.
Bewertete die UBS also ihre Immobilien 46 Jahre lang falsch?
Warum hat es bei der im Vorjahr erfolgten Fusion der Credit-Suisse-Immobilienfonds keine derartigen Überraschungen gegeben? Dort wurde ja auch auf die DCF-Methode umgestellt.

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Am 12. November war die Information über die Fusion bei UBS im Markt bekannt. Just am gleichen Tag schwappte eine riesige Verkaufswelle über die Fonds hinweg. Die Tagesumsätze schnellten von 7000 auf sechs Millionen Titel hoch. Waren da einige Anleger nicht erstaunlich schnell?
Seltsam ist jedoch, dass das Agio, also die Differenz des Börsenkurses zum Inventarwert, heute trotz dem Kursdebakel immer noch bei 18 Prozent liegt.
Eine Regel besagt, man solle von Immobilienfonds mit Agios über zehn Prozent die Finger lassen.
Werden die Fondsgebühren jetzt günstiger, weil Sie nicht mehr fünf Fondsmanager, sondern nur noch einen brauchen?
Ihre Fondsmanager kassierten per 2002 drei Millionen an Gebühren. Die Performance über die letzten fünf Jahre stellte sich dagegen auf minus fünf Prozent. Sind da solche Gebühren gerechtfertigt?
Die Situation am Immobilienmarkt ist nicht besonders rosig. Was können die Anleger für dieses Jahr erwarten?
Sie gelten als Gralshüter der Verwaltungsratsmandate. Wie viele sind es genau, und bleibt da noch Zeit für etwas anderes?

HERR DER LIEGENSCHAFTEN
Riccardo Boscardin

FONDSFUSION VERURSACHTE KURSLAWINE

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