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Dividendenversprechen: Die Lockvögel für Anleger sind mitunter heikel

Schweizer Konzerne locken Investoren mit immer weiter steigenden Dividenden. Doch in manchen Fällen sind Dividendenversprechen heikel.

Erich Gerbl

Roche-Chef Severin Schwan (hinten), Nestlé-CEO Mark Schneider (r.) und Zurich-Chef Mario Greco können sich bei der Dividende keine Schwäche leisten.

Dividendenkönige: Roche-Chef Severin Schwan (l.), Nestlé-CEO Mark Schneider (r.) und Zurich-Chef Mario Greco können sich bei der Dividende keine Schwäche leisten.

Gian-Marco Castelberg; Anne Gabriel-Jürgens; Keystone

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Die Anziehungskraft von Dividenden ist in Zeiten von Negativzinsen besonders stark. Für dividendenstarke Firmen ist der Anreiz, mit diesem Vorteil zu spielen, gross. Direkt oder indirekt werden denn auch Dividendenversprechen abgegeben.

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Zurich-Chef Mario Greco hat den Aktionären zugesagt, in den nächsten drei Jahren drei Viertel des Gewinns auszuzahlen. Die Latte legt Greco immer höher. Die jeweils im Vorjahr bezahlte Dividende definiert der Versicherer als Mindestziel. Eine stetige Erhöhung der absoluten Dividende steht auch bei Orior-Chef Daniel Lutz auf dem Programm.

«Investor hat gewisse Sicherheit»

ZKB-Aktienexperte Patrik Schwendimann kann solchen Zusagen von defensiven Unternehmen einiges abgewinnen. «Der Investor hat eine gewisse Sicherheit. Das Unternehmen hebt sich dadurch von der breiten Masse ab», sagt er. Geht es nach dem CIO des VZ VermögensZentrums, Rolf Biland, lässt sich durch hohe Dividenden eine «langfristige Bindung» zu den Investoren herstellen. Mit einer konstanten Ausschüttung wollen Firmen «die Beständigkeit der Ergebnisse beweisen».

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Konzerne wie Nestlé haben ihre Dividende selbst in der Finanzkrise nicht gestutzt. Steigende Dividenden sind eingepreist und für Nestlé-Chef Mark Schneider bereits ein Muss. Nach dem Verkauf der Skinhealth-Sparte wird über eine Sonderdividende spekuliert. Auch bei Roche steigt die Dividende seit Jahrzehnten. Roche-CEO Severin Schwan kann sich keine Unterbrechung der Serie leisten.

Der Investorenmix spielt den dividendenstarken Unternehmen in die Hände. An sich risikoscheue Anleger haben in Scharen von unattraktiven Anlagen in Obligationen zu Aktien gewechselt. «Das sind immer noch dieselben risikoaversen Menschen. Für sie sind stabile Dividenden besonders interessant», sagt Chefanleger Biland.

Dividendenzusagen nur bei bestimmten Firmen sinnvoll

Doch Dividenden werden nicht automatisch positiv gesehen. Gerade bei Wachstumstiteln werden hohe Ausschüttungen etwa von US-Investoren als Schwäche interpretiert – sollen sie das Geld doch möglichst in die Expansion investieren.

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Geht es nach Schwendimann, ist es «extrem entscheidend», wer die Dividenden zahlt. «Bei zyklisch angehauchten Unternehmen können Dividendenversprechen sehr heikel sein. Dann müsste man Geld ausschütten, obwohl man es brauchen würde», sagt Schwendimann. Grundsätzlich Sinn machen Dividendenzusagen von Firmen, die nur leicht wachsen und ihre zukünftigen Einnahmen gut vorhersehen können.

«Bei Telcos ist der Investitionsbedarf sehr hoch»

Neben den Versicherern fallen Nestlé, Roche und Novartis unter diese Kategorie. Telekomunternehmen sind für hohe Dividenden bekannt. Doch Sinn machen diese nicht immer. «Bei den Telcos ist der Investitionsbedarf sehr hoch. Das gilt insbesondere für Sunrise», sagt Thomas Stucki, CIO bei der St. Galler Kantonalbank.

Dass Dividendenversprechen Firmen in ihrer Freiheit behindern, lassen Experten nicht gelten. «Dividendenversprechen haben mehr eine disziplinierende als eine einschränkende Wirkung für die Manager», sagt Stucki. Sind Dividenden eingeplant, müssen sie mit den vorhandenen Mitteln besser haushalten.

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