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«Die Menschen folgen dem, der Sinn verspricht»

Konsum ist die zeitgenössische Form der Spiritualität. Der amerikanische Luxusexperte James B. Twitchell über die Macht der Marken, Konsumfantasien und die materiellen Motive von Selbstmordattentätern.

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James B. Twitchell

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BILANZ: Welchen Luxus haben Sie sich zuletzt geleistet?
Sie gelten als einer der führenden Luxusexperten und machen sich persönlich gar nichts daraus?
Wie lässt sich das erklären?
Was für ein Auto fahren Sie?
Haben wir vor Ihrem Haus nicht einen nagelneuen Audi A8 stehen sehen?
Was signalisiert ein Amerikaner, der eine deutsche Automarke bevorzugt?
Jede noch so teure Karosse lässt sich mieten. Über die soziale Stellung einer Person sagt der Wagen, in dem jemand sitzt, kaum etwas aus.
Luxus als Statussymbol: Ist es das, wonach alle streben?
Mit anderen Worten befriedigt der Konsum teurer Güter nur das Bedürfnis nach Anerkennung.
Würden Sie dieses Verhalten als rational bezeichnen?
Wenn es unserem Selbstwertgefühl schmeichelt, sind wir demnach bereit, für bestimmte Güter und Dienstleistungen stark überhöhte Preise zu bezahlen. Warum sind wir für Werbebotschaften so empfänglich?
Lässt sich das wirklich vergleichen?
In welchem Verhältnis zueinander stehen Materialismus und Spiritualität?
Warum, glauben Sie, stösst die amerikanische Konsumkultur vor allem im Islam auf Ablehnung?
Wollen Sie etwa behaupten, die Flugzeugentführer hätten aus verkappt materiellen und nicht aus politischen Beweggründen gehandelt?

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Sie glauben doch nicht, dass das Wissen um bestimmte Handelsmarken zur Verständigung zwischen den Völkern beiträgt?
Wäre es da nicht sinnvoller, den Spannungen im Nahen Osten mit dem Bau von Einkaufszentren zu begegnen, anstatt die Zivilbevölkerung zu bombardieren?
Sie scheinen Freiheit in erster Linie als die Chance zu begreifen, konsumieren zu können, was das Herz begehrt. Ist diese Haltung angesichts der herrschenden Vermögensverteilung nicht zynisch?
Ist die These, dass sich der Konsum homogener Güter integrativ auswirkt, nicht etwas gewagt?
Um auf eine persönlichere Ebene zurückzukommen: Was unterscheidet Sie von Ihrem Nachbarn?
Woher nehmen Sie die Gewissheit, dass das, was Sie sehen, seinen Vermögensstand adäquat widerspiegelt? Man kann einen Cadillac ja mieten, einen Swimmingpool auf Pump erstellen und – wenn es denn sein muss – sogar eine Luxusjacht leasen.
Selbst sündhaft teure Edelmarken unterliegen heute der Massenproduktion. Wirkt der Versuch, sich mit Luxusgütern vom Durchschnitt abzuheben, unter diesen Bedingungen nicht zunehmend plump?
In konjunkturellen Schwächephasen besinnen sich viele Menschen auf ihre wahren Bedürfnisse zurück. Gehören die Luxusexzesse, wie sie während des Börsenbooms zu beobachten waren, der Vergangenheit an?

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Eine Rückbesinnung zum Unprätentiösen erkennen Sie nicht?

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