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«Die Hoffnung ist des Kaufmanns Tod»

Professor Manfred Timmermann (Bild) über die Krise der Topmanager und das Versagen von Verwaltungsräten, Wirtschaftsprüfern und Beratern.

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BILANZ: Swissair am Boden, «Zürich» unter Übernahmedruck, Vontobel im Banne des Internetbank-Debakels, Sulzer in Daueragonie: Ist diese Häufung negativer Ereignisse Zufall oder nicht?
Manfred Timmermann:


Dennoch fragen wir uns: Warum konnte so etwas passieren?



Der finanzielle Absturz der Swissair ist für die Schweizer Wirtschaft peinlich, weil das Establishment im Verwaltungsrat sass. Wer trägt die Hauptschuld am Debakel: der ehemalige Konzernchef Philippe Bruggisser oder der Verwaltungsrat?


Womöglich hat man auch zu sehr an Bruggisser und an seine waghalsige Hunter-Strategie geglaubt.


Unverständlich ist, wie erfolgreichen Führungskräften wie Lukas Mühlemann und Thomas Schmidheiny solche Fehler unterlaufen konnten.



Ist die Situation der «Zürich» mit Swissair vergleichbar?



Die Finanzmärkte verlangen den Kopf von Rolf Hüppi. Die Frage ist, wer ihn entlässt. Hüppi ist ja gleichzeitig Verwaltungsratspräsident und Konzernchef.


Wäre die Schieflage bei Swissair und «Zürich» früher aufgedeckt worden, wenn in der Schweiz die strengeren amerikanischen Accounting-Standards zur Anwendung gekommen wären?


Im Zwielicht stehen auch die Berater wie im Fall Swissair-McKinsey. Muss man heute von einer generellen Beraterkrise sprechen?

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Konsequent wäre, wenn die Beratungsunternehmen für ihre Fehler haften müssten.


Soll der Staat mit gesetzlichen Regelungen eingreifen?


Bei der New Economy haben die Buchprüfer den Crash ebenfalls nicht verhindert.



Erschreckend ist, dass die ganze Kette von Kontrollinstanzen auf allen Stufen nicht funktioniert hat.



Schwappt die Führungskrise bei den Grossen nun auch auf die KMUs über?



Bei Swissair ist der neue starke Mann, Mario Corti, das letzte Aufgebot. Lebt die Schweiz punkto Managementkapazität über ihre Verhältnisse?


Fehlt es der 68er-Generation an Härte und Leadership?



Auch in Deutschland stehen die Chefs grosser Konzerne wie DaimlerChrysler und Telekom unter gewaltigem Rücktrittsdruck.



Soll man auch DaimlerCrysler-Chef Jürgen Schrempp noch eine Chance geben?



Das Volk hat somit Recht, dass es den Managern tief misstraut: Sie beziehen hohe Gehälter und nehmen im Notfall den goldenen Fallschirm, statt zu den Fehlern zu stehen.



Die Gier lässt sich demnach nicht stoppen.

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