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Die Dividendensaison ist eingeläutet. Durch den Crash sind die Ausschüttungsrenditen verlockend hoch. Es drohen jedoch Dividendenkürzungen.
Börsenhändlerin: Dividendenkürzungen liegen in der Luft.
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Der Ausverkauf an der Börse hat die Dividendenrenditen steil nach oben getrieben. Bei Swiss Re steht für das abgeschlossene Geschäftsjahr eine Gewinnbeteiligung je Aktie von 5.60 Franken auf dem Programm. Da sich der Aktienkurs in den vergangenen Wochen halbierte, liegt die Dividendenrendite bei mehr als zehn Prozent. Zurich und Swiss Life locken nach dem Börsengewitter mit Dividendenrenditen von mehr als sieben Prozent. Auch wenn es sich noch um keine Finanzkrise handelt, fiel die UBS-Aktie weit unter das Finanzkrisenniveau. Schon vor Corona konnte sich UBS-Verwaltungsratspräsident Axel Weber einer Dividendenrendite von fast sechs Prozent rühmen. Am 23. März waren es 9,2 Prozent.
Fraglich ist, ob die Aktionäre angesichts der Schwere der Krise nun an den Gewinnen des Vorjahres beteiligt werden. «Die Dividendenfrage treibt derzeit Firmen, Aktionäre und Juristen um», sagt Thomas Heller, CIO der Schwyzer Kantonalbank. Er hält Kürzungen in Branchen mit heftigen Einbussen für «verständlich und auch sinnvoll».
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Die schwedische Finanzaufsicht empfahl den Banken, die Dividende zu streichen. Während sich im Ausland die Fälle wie etwa bei Lufthansa häufen, wurden die Ausschüttungen in der Schweiz bisher kaum reduziert. Eine Ausnahme ist Kühne + Nagel: Der Logistiker stutzte die Dividende zur Sicherung der Liquidität von sechs auf vier Franken. Weitere Kürzungen dürften folgen. «Bei Dufry werden die Dividenden wohl kurzfristig ganz gestrichen werden», sagt Fondsmanager Marc Possa. Der Duty-free-Shop-Betreiber ist von der Krise schwer getroffen.
Möglich sind Einschnitte bei der Dividende bis zur Abstimmung an den Generalversammlungen. Die finden wegen Corona zwar nur per Video statt, werden aber abgehalten. Die meisten Einladungen sind ohne Kürzungsvorschläge verschickt. Thomas Heller kann sich eine Kürzung von angekündigten, aber noch nicht von der GV beschlossenen Dividenden in der aktuellen Situation vorstellen.
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Roche und Novartis lagen mit ihren Generalversammlungen vorn. Bei den Pharmariesen haben die Anteilseigner wie schon seit Jahrzehnten höhere Dividendenzahlungen auf den Weg gebracht. Auch bei Nestlé wäre alles andere als eine höhere Dividende eine Überraschung. Die drei SMI-Schwergewichte gelten wie die Swisscom als krisenresistent und als verlässliche Zahler. Sie haben die Dividenden selbst in der Finanzkrise noch ausgebaut.
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Ganz anders sieht es bei den Finanzwerten aus. Die UBS hat die Ausschüttung nach der Lehman-Pleite gleich drei Jahre ausgesetzt. Swiss Life reduzierte 2009 von 17 auf 5 Franken. Die 5 Franken wurden 2010 dann noch halbiert. Bei Swiss Re und Zurich wäre eine Kürzung wie zu Zeiten der Finanzkrise nachvollziehbar. Laut Berechnungen der Commerzbank könnte Swiss-Re-Präsident Walter Kielholz und Zurich-Chairman Michel Liès durch Corona ein gesamter Jahresgewinn verloren gehen.
Sorgen um die Forderungen, die auf die Versicherungen zukommen, macht sich offenbar schon die Finma. Laut Bloomberg hat die Behörde mit den führenden Schweizer Versicherungen Gespräche zur Lage geführt.
Kommen Aktionäre 2020 in Sachen Dividende noch mit einem blauen Auge davon, dürfte es 2021 schwieriger werden. «Je nach Ausgang und Länge der Krise werden Kürzungen für nächstes Jahr ein Thema werden müssen», sagt Possa.
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