Gespräch mit Ted Halstead (33) über die Terrorkatastrophe und das Politsystem der USA. Er ist Gründer der New America Foundation, des derzeit heissesten Think-Tank des Landes.
BILANZ: Ist das politische System der USA geeignet, um eine Krise wie die gegenwärtige zu bewältigen? Ted Halstead:
Welche psychologischen Effekte ergeben sich aus dem Terroranschlag vom 11. September? Glauben Sie, dass die sprichwörtliche Selbstsicherheit der Amerikaner langfristig darunter leidet?
Rücken die politischen Lager unter dieser Bedrohung näher zusammen?
Besteht demnach keine Gefahr, dass die angeschlagene Supermacht durch Partikularinteressen in ihrer Handlungsfähigkeit gelähmt wird?
Die amerikanische Gesellschaft war bisher von Offenheit gegenüber ausländischen Einflüssen und kultureller Freiheit gekennzeichnet. Sind diese Werte nun in Gefahr?
Empfinden Sie die Persönlichkeit des Präsidenten in dieser Situation als Hypothek?
In Ihren Publikationen reden Sie einer neuen Zentrumsbewegung das Wort. Was veranlasst Sie, an einen mehrheitsfähigen Mittelweg zu glauben?
Und weil die Situation an den Rändern blockiert ist, drängt neuerdings alles zur Mitte?
Historisch betrachtet, waren es oftmals schwere Krisen, die den Weg für innenpolitische Reformen frei gemacht haben. Könnte es sein, dass die jüngsten Ereignisse in diesem Sinne beschleunigend wirken?
Sie werden von der amerikanischen Presse als «Venture-Kapitalist der Talente und Ideen» beschrieben. Trifft diese Charakterisierung Ihrer Meinung nach zu?
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Investieren Sie deswegen in junge, unverbrauchte Köpfe, weil der zu erwartende Ertrag dort höher ist?
Sie bezahlen unterdurchschnittliche Löhne und schaffen es trotzdem, hoch motiviertes Personal zu gewinnen. Wie machen Sie das?
Das klingt, als führten Sie eine Art akademisches Pressebüro.
Wie gehen Sie stattdessen vor?
Warum bewerben sich Ihre Schreibtalente nicht direkt bei einer der führenden Zeitungen?
Nach welchen Kriterien rekrutieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Es heisst, bei New America versammelten sich die «jungen Wilden» des Landes. Würden Sie die Geisteshaltung in Ihrem Team als progressiv bezeichnen?
Dem Problem der Überalterung wollen Sie etwa mit einer Privatisierung der Altersvorsorge begegnen. Finden Sie das originell, zumal die Republikaner ja dasselbe vorschlagen?
Wie auch immer eine Individualisierung der Altersvorsorge begründet wird, sie leistet der Entsolidarisierung im Inneren weiteren Vorschub.
Votieren Sie demzufolge auch für eine Privatisierung der staatlichen Krankenversicherung?
Obschon die Schweiz über einen gut ausgebauten Sozialstaat verfügt, gilt sie wegen ihrer liberalen Arbeitsmarktpolitik als eines der amerikanischsten Länder Europas.
Deckt sich dies mit der Idee eines «universellen Kapitalismus», die Ihnen offenbar vorschwebt?
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Glauben Sie, dass sich die wachsende Kluft in einer globalisierten Wirtschaft damit zuschütten liesse?