Erwin W. Heri, Chief Investment Officer der CS Financial Services, über die sich bald erholenden Aktienmärkte und über unrealistische Renditevorstellungen.
BILANZ: An den Finanzmärkten scheinen langsam wieder die Bullen das Sagen zu haben. Ist die Rallye der letzten Wochen das Ende der zweijährigen Baisse? Erwin W. Heri:
Aber die US-Konjunkturlokomotive zieht doch wieder an?
Werden wir in absehbarer Zeit wieder ähnliche Kursavancen sehen wie Ende der Neunzigerjahre?
Genau. Als beispielsweise die Börsen immer neue Höchststände erreichten, kamen alle möglichen Analysten und haben gesagt: Jetzt kaufen! Auch im Fall Swissair, als bei diesem Titel nichts mehr zu holen war, kamen Kaufempfehlungen, auch von der CS. Den Analysten kann man ja eine gewisse Mitschuld nicht absprechen, oder?
Stichwort permanente Kaufempfehlungen der Analysten. Die HSBC will nur noch gleich viel Kauf- wie Verkaufsempfehlungen abgeben. Ist das ein Ausweg?
Im Klartext heisst das ja, manche InvestmentBanken erzählen nach aussen: «Der Titel ist ein klarer Kauf», und intern machen sie genau das Gegenteil.
Verlassen wir den Komplex Analysten. Auch die Anleger haben sicher Fehler gemacht und dadurch hohe Verluste eingefahren.
Sie sprechen von langfristigen Renditen. Aber wir haben doch schon eine aussergewöhnlich lange Baisse im Moment. Einige Analysten behaupten, dies sei der längste Einbruch an den Märkten in den letzten 30 Jahren …
Partner-Inhalte
Werbung
Aber es gab noch längere Perioden, in denen mit Aktien nichts zu verdienen war. Wer noch zu Beginn der Siebzigerjahre US-Aktien kaufte, musste bis Mitte der Achtziger warten, um etwas an der Börse zu verdienen. Wann kann man also tatsächlich wieder etwas verdienen?
Was halten Sie vom Konzept des Seasonal Investing? Vereinfacht gesagt: in den statistisch guten Monaten einsteigen, dann aussteigen und Gewinne mitnehmen, um einige Monate später wieder einzusteigen.