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Odyssee einer Klangskulptur

Devialet feiert ein ambitioniertes Comeback

Mit kühnem Design und exquisitem Sound hatte die französische High-End-Manufaktur einen ­fulminanten Start hingelegt und stürzte dann fast ab.

Carré blanc

Jorge S. B. Guerreiro

<p>Der tragbare Devialet Mania in Kollaboration mit der Opéra war auf 150 Stück limitiert und sofort ausverkauft. Ohne Collab kostet er ab 890 Franken.</p>

Der tragbare Devialet Mania in Kollaboration mit der Opéra war auf 150 Stück limitiert und sofort ausverkauft. Ohne Collab kostet er ab 890 Franken.

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Alles begann 2007 im Kopf von Pierre-Emmanuel Calmel, einem französischen Ingenieur. Seine Idee: «Einen modernen, hochleistungsfähigen und kompakten Verstärker zu entwickeln, um den Markt der damals grossen, schweren, teuren und extrem hitzeentwickelnden Verstärker zu verlassen», erzählt Jean-Loup Afresne, Produkt- und Technologiedirektor von Devialet. Die revolutionäre Idee? Analoges und Digitales zu vereinen. Zusammen mit Emmanuel Nardin, einem passionierten Audiodesigner, gründete Calmel die Marke Devialet. Ihr erstes Produkt: D-Premier, ein Verstärker, der die Analog-Digital-Hybrid-Technologie nutzte.

Die Ankunft von Quentin Sannié als erstem CEO vervollständigte das Gründertrio. Ein Ingenieur, ein Designer und ein Geschäftsmann – dieser Mix war entscheidend, um Investoren anzuziehen. Grosse Namen der französischen Finanzwelt stiegen ein, darunter LVMH-Titan Bernard Arnault. «Die Emotion schien reine Finanzberechnungen zu überwiegen», sagt Jacques Demont, seit 2024 CEO von Devialet, «es war wohl Liebe auf den ersten Blick, weil dieses Projekt Träume weckt.»

Hohe Erwartungen

Vor zehn Jahren gelang ein grosser Coup mit der Einführung des Phantom, eines kugelförmigen Lautsprechers, der alle Codes der Branche auf den Kopf stellte. Als Ergebnis von drei Jahren Entwicklung und 88 Patenten wurde er zu einem echten Medienphänomen. Der Erfolg war sofort da, der Phantom wurde zu einem begehrten Objekt, und Devialet erweiterte schrittweise das Sortiment mit der Soundbar Dione, den Lautsprechern Mania und den Kopfhörern Gemini II.

Partner-Inhalte

<p>Zehn Jahre nach seiner Markteinführung erhält der kultige Devialet Phantom ein neues Design. 3800 Franken.</p>
<p>Die In-ear-Kopfhörer Gemini II, 399 Franken.</p>
<p>2 × 300 Watt pure Audioleistung, Devialet Astra für 16’000 Franken.</p>
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Zehn Jahre nach seiner Markteinführung erhält der kultige Devialet Phantom ein neues Design. 3800 Franken.

Pascal Ming-Hao

In der Covid-Periode wuchs Devialet rasch, dann rutschte das Unternehmen in eine brutale Marktkorrektur, beantragte die Eröffnung eines Schlichtungsverfahrens beim Pariser Handelsgericht, um Zeit zu gewinnen für eine Einigung mit Lieferanten und um die Aktionäre um eine Kapitalerhöhung anzugehen. 30  Millionen Euro kamen dabei zusammen. «Das Geld wurde von Aktionären bereitgestellt, die bereits beteiligt waren», sagt Demont. «66 Prozent unserer Investoren haben noch einmal investiert.» Für ihn ist das ein deutliches Signal für das Vertrauen in das Potenzial der Marke.

Demont kam, als es schwierig wurde. Davor war er bei Tesla tätig, wo er den französischen Markt entwickelte, und auch bei der Schweizer Uhrenmarke Tissot und lange Zeit im Nespresso-Universum. Als Praktiker bringt er eine pragmatische und internationale Vision ins Unternehmen. Er verschlankt die Geschäftsleitung von 13 auf 5  Mitglieder und fokussiert auf drei Themen: einwandfreie Kundenerfahrung, kontinuierliche technologische Innovation und kontrollierte geografische Expansion. «Wir werden Devialet in Richtung des Kunden drängen», verspricht er und erklärt: «Ich habe bei Nespresso auf dem nordamerikanischen Markt gelernt, dass der einzige Weg, um das Geschäft mit portioniertem Kaffee zu revolutionieren, darin bestand, ihn probieren zu lassen.» Diesen Ansatz überträgt er auf Devialet: «Ein Maximum an Menschen soll unsere Produkte sehen und hören können.»

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<p>Jacques Demont, zuvor bei Nespresso und Tesla, ist seit 2024 CEO von Devialet.</p>

Jacques Demont, zuvor bei Nespresso und Tesla, ist seit 2024 CEO von Devialet.

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<p>Jacques Demont, zuvor bei Nespresso und Tesla, ist seit 2024 CEO von Devialet.</p>

Jacques Demont, zuvor bei Nespresso und Tesla, ist seit 2024 CEO von Devialet.

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Schwarze Zahlen

Auch in Sachen Innovation hat er klare Vorstellungen: «In einem Unternehmen wie Devialet ist technologische Innovation unerlässlich, aber nicht ausreichend.» Ebenso wichtig sei die ästhetische Weiterentwicklung der Modelle oder auch, mit Partnerschaften ein Ökosystem zu entwickeln, um aus Kunden Fans zu machen, «je breiter, desto besser». Er verweist auf Apple, um es zu konkretisieren: «Sie kaufen Ihr iPhone, dann Ihre AirPods, dann Ihr iPad … Und schon sind Sie im Ökosystem der Marke.»

Seine Strategie beginnt zu wirken, wie eine in Partnerschaft mit der Opéra de Paris lancierte limitierte Edition zeigt. «Diese einzigartige Kreation, die zum 150-Jahr-Jubiläum des Palais Garnier entworfen wurde, war in weniger als 45  Minuten auf unserer Website ausverkauft», freut sich Jacques Demont. Weitere prestigeträchtige «Coups» folgten mit Fendi für eine exklusive Edition des Mania-Lautsprechers, präsentiert bei einer Modeschau in Mailand. Mit dem Automobilhersteller Alpine besiegelte Demont, dessen Modelle A290 und A390 auszustatten, und mit der Hotelgruppe Fairmont vereinbarte er, dass Kunden Devialet-Produkte in den schönsten Häusern der Accor-Gruppe entdecken können.

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Devialet geniesst in Frankreich und der Schweiz einen hervorragenden Ruf, die Welt muss erst noch erobert werden. «Das Produkt ist in den USA oder in China neu», räumt Demont offen ein. In Dubai hat er vor acht Monaten eine Boutique eröffnet – und blickt erwartungsfroh in die Ferne: «Dubai wurde schon in der fünften Woche zu unserer umsatzstärksten Boutique.»

<p>Ein Grossteil der rund 260 Mitarbeiter sind Ingenieure. Sie haben inzwischen schon fast 250 Patente angemeldet.</p>

Ein Grossteil der rund 260 Mitarbeiter sind Ingenieure. Sie haben inzwischen schon fast 250 Patente angemeldet.

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<p>Ein Grossteil der rund 260 Mitarbeiter sind Ingenieure. Sie haben inzwischen schon fast 250 Patente angemeldet.</p>

Ein Grossteil der rund 260 Mitarbeiter sind Ingenieure. Sie haben inzwischen schon fast 250 Patente angemeldet.

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Produktseitig hat Devialet vor einigen Tagen eine überarbeitete Version ihres Flaggschiffs vorgestellt: «Nach über zehn Jahren markieren wir nun die Wiedergeburt des Phantom», sagt Demont und verspricht: besserer Verstärker, bessere Stromversorgung, besserer Lautsprecher, überarbeitete Signalverarbeitung. Dazu eine neue Führungsriege, 260 hochprofessionelle Mitarbeitende und fast 250 angemeldete Patente: Demont rechnet fest damit, dass Devialet Ende 2025 in den schwarzen Zahlen zurück sein wird.

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