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Handwerk begleitet uns seit Jahrhunderten. Drei Frauen berichten von der Magie, die beim Erschaffen mit den eigenen Händen entsteht.
Olivia Ruffiner
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Neben ihrem Masterstudium in London arbeitet Töpfermeisterin Giulia Beretta an ihrer nächsten Kollektion, die sie der Töpferei San Rocco in Ascona widmet. Die Kollektion «San Rocchino 1936» soll ein kleines Stück ihres Erbes sein, das man mit nach Hause nehmen kann.
Véronique HoeggerNeben ihrem Masterstudium in London arbeitet Töpfermeisterin Giulia Beretta an ihrer nächsten Kollektion, die sie der Töpferei San Rocco in Ascona widmet. Die Kollektion «San Rocchino 1936» soll ein kleines Stück ihres Erbes sein, das man mit nach Hause nehmen kann.
Véronique HoeggerGiulia Beretta bewegt sich fliessend zwischen Vergangenheit und Zukunft. Mit einem Bein steht sie in London, wo sie mit 60 Jahren einen Master am Royal College of Art absolviert. Hier will sie ihre perfektionierte Technik aufbrechen: «Ich möchte der Fantasie mehr Raum überlassen.» Gleichzeitig verankert sie sich in ihrem Erbe: der Töpferei San Rocco ihrer Grosseltern. Seit 1936 wird dort auf dem Monte Verità in Ascona TI Ton geformt, gebrannt und glasiert. Beretta möchte das Haus wieder zu einer Töpferei voller Geschichten machen. Eine davon ist ihre eigene. Mit 17 Jahren begann sie eine Lehre als Töpferin. Schon bald testete sie die Grenzen des Funktionalen aus.
Ihre Objekte erinnern an Illustrationen aus Kinderbüchern, ohne kindisch zu sein. Vasen tragen schlafende Gesichter, Teekrüge haben die Form eines Kürbisses. In ihrer Hand sitzt ein Kanarienvogel aus Keramik, ihr Seelentier. «Wenn ich an etwas arbeite, fühlt es sich an, als wäre ich nur das Medium», sagt sie. Auch nach vierzig Berufsjahren staune sie immer wieder darüber, was sie aus dem Brennofen hole.
Die Werke der gebürtigen Pariserin Laurence Zähner erhellen nicht nur private Interieurs. Ihre Lampenschirme, teils restaurierte Erbstücke, teils handgefertigte Eigenkreationen, finden sich auch in Foyers von Unternehmen wie Nestlé, Jaeger-LeCoultre und dem Hotel Beau-Rivage in Lausanne.
Véronique HoeggerDie Werke der gebürtigen Pariserin Laurence Zähner erhellen nicht nur private Interieurs. Ihre Lampenschirme, teils restaurierte Erbstücke, teils handgefertigte Eigenkreationen, finden sich auch in Foyers von Unternehmen wie Nestlé, Jaeger-LeCoultre und dem Hotel Beau-Rivage in Lausanne.
Véronique HoeggerDie Lampenschirme von Laurence Zähner sind keine Nebendarsteller – sie prägen Räume. Seit über zwanzig Jahren fertigt die Designerin auf einem ehemaligen Bauernhof bei Lausanne Unikate in allen Grössen und Formen. Zwischen Mauern, wo früher Kuhmuhen widerhallte, befindet sich heute ihr Atelier samt Galerie. Raum braucht sie, denn ihre Werke sind oft monumental. Etwa die Pendelleuchte «Vent de rose», eine Installation von fast zwei Metern Durchmesser, deren ineinander verschlungene Ovale dem Goldenen Schnitt folgen. Der grösste Teil der Leistung liegt im Konzept: «Tag und Nacht begleitet mich eine Idee, ich träume davon und zeichne, sobald ich wach bin.» Ihr Weg zum Handwerk war nicht geradlinig. In Paris arbeitete sie als Anwältin, nach dem Umzug in die Schweiz begann sie neu – inspiriert von einem Lampenschirmatelier ihrer Kindheit. Eine Mentorin zeigte ihr die Grundlagen. Mit viel Hingabe verfeinerte sie ihr Kunsthandwerk. «Es gibt keine Ausbildung für meinen Beruf», erklärt sie. «Aber jede Prüfung, die mir ein Schirm gestellt hat, habe ich bisher bestanden.»
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Die Schreinermeisterin Eva Mechler absolvierte ihre Ausbildung zur Tischlerin in Deutschland. Dort legte sie auch die Mesterprüfung ab. Ihr Gesellenstück: ein Sideboard im Shaker-Stil. Eine Stilrichtung, aus der sie noch heute Inspiration schöpft. Sie arbeitet im zürcherischen Laupen.
Véronique HoeggerDie Schreinermeisterin Eva Mechler absolvierte ihre Ausbildung zur Tischlerin in Deutschland. Dort legte sie auch die Mesterprüfung ab. Ihr Gesellenstück: ein Sideboard im Shaker-Stil. Eine Stilrichtung, aus der sie noch heute Inspiration schöpft. Sie arbeitet im zürcherischen Laupen.
Véronique HoeggerEva Mechler schätzt den Charakter von Kastanienholz. Sie arbeitet aber auch gern mit Eiche, Walnuss und Esche. Aus Massivholz fertigt die Schreinermeisterin elegante, zeitlose Möbel. Ihre Affinität zum Handwerk geht auf ihren Grossvater zurück, mit dem sie schon als Kind in der Werkstatt stand. 2013 gründete sie ihre eigene Firma und begann, inspiriert von einem tropfenden Wassertrog im Tessin, mit der Verbindung von Holz und Wasser zu experimentieren. So entstand eine Badewanne aus Walnussholz, geölt und wasserresistent. Wobei diese nicht einfach «entstanden» ist. «Von der Skizze bis zum fertigen Endprodukt stammt alles aus einer Hand», sagt Mechler. Schlichtheit zieht sich wie ein roter Faden durch alle ihre Objekte.
Das geübte Auge erkennt jedoch die komplexen Konstruktionsdetails, die in jedem Stuhlbein und Sockel gekonnt versteckt sind. Nun möchte Mechler ihre Werkstatt ausbauen, Lehrlinge ausbilden und das Wissen weitergeben. Ihre Möbel sollen Generationen überdauern – genauso wie ihre Leidenschaft fürs Handwerk.
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