Guten Tag,
Bekannt für coole Gastronomiekonzepte und künstlerische Töpferkunst, zieht Sifnos insbesondere Foodies und Kreativschaffende in ihren Bann.
Charlotte Fischli
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Gäbe es für Reisezeiten so etwas wie einen Sweet Spot, einen optimalen Moment, um sie zu bereisen, so hätte Sifnos dieses Jahr eine Topplatzierung. Die Insel ist gerade populär genug, dass es eine Handvoll stilvoller Boutiquehotels gibt – aber noch so unbekannt, dass deren Zimmer, nebst diversen hübschen Airbnbs, grösstenteils erschwinglich und kurzfristig verfügbar sind. Sie ist gerade so gentrifiziert, dass die angesagteste Bar zum Sundowner spritzige Naturweine offeriert, und doch so ursprünglich, dass man die schönste Fischerbucht am nächsten Morgen praktisch für sich allein hat. Fast jeder Einheimische spricht gutes Englisch, aber die Herzlichkeit, mit der er Touristen empfängt, fühlt sich echt an. Kurz: Die Zeit, nach Sifnos zu reisen, ist jetzt.
Dass der Massentourismus der kykladischen Insel bisher ferngeblieben ist, erklärt Nikos Antimissaris, der mit seinem Bruder dieses Jahr das Boutiquehotel Stamna eröffnete, mit der Tatsache, dass die Anreise ein grösseres Commitment erfordert: Die Fähre von Athen braucht rund 2,5 Stunden; das Einwegticket kostet mit rund siebzig Franken pro Person mehr als das zu mancher Nachbarinsel. Sein Publikum beschreibt er als «sophisticated» – stilvoll, kultiviert, Verfechter des gediegenen Insellebens. Solche, die das Leise dem Lauten vorziehen, Qualität über Quantität. Sie wissen die Wohnaccessoires aus lokalen Ateliers, die seine Suiten schmücken, so zu schätzen wie die lokalen Süssigkeiten am sorgfältigen Frühstücksbuffet. Viele seiner Gäste sind Franzosen, Briten, Australier – oder wie er selbst: Griechen.
Auf Sifnos, dem 2600-Seelen-Kleinod in der Ägäis, ist der Inselalltag gesellig und geschmackvoll: Gefrühstückt wird auf der eigenen Terrasse oder mit Espresso freddo in der Hand an der Bar des «Vegeraki» in Apollonia. Vom zentralen Dorf inmitten der Insel gehts mit dem Auto oder Scooter weiter Richtung Meer. Zwanzig Minuten sind es zur ruhigen, idyllischen Fischerbucht Cheronissos im Norden der Insel; gleich lang zum felsig gelegenen Chrisopigi-Kloster im Südosten, wo das Wasser besonders hell leuchtet. Die Kirche ist eine von circa 235, die während der venezianischen und ottomanischen Herrschaft gebaut wurden, als die Ägäis mehrfach unter Bedrohung von Piraten stand. Wer die Treppen zu ihnen erklimmt – viele davon sind beliebte Wanderziele –, wird mit dem besten Ausblick über die herbe, hügelige Insellandschaft belohnt.
Zum Mittagessen setzt man sich typischerweise in eine beliebige Taverna am Wasser. Beim Schlemmen von Fischcrudo, griechischem Salat und lokalem Manourikäse sowie frittierten Sardellen mit Zitrone weht ein angenehmer Wind. Apropos Kulinarik: Sifnos geniesst gleich aus mehreren Gründen einen Ruf als Hotspot für Foodies. Der legendäre Koch Nikolaos Tselementes etwa wurde auf der Insel geboren und revolutionierte mit seinem 1926 erschienenen Kochbuch «Odigos Mageirikis» (Kochleitfaden) die Landesküche. Das weitere kulinarische Erbe hat seinen Ursprung im Boden der Insel: Sifnos ist reich an hochwertiger roter Tonerde. Mehr als 200 Töpferstudios fertigten einst traditionelle Kochtöpfe für Schmorgerichte wie Revithada (Kichererbseneintopf) oder Mastelo (Lamm im Dill-Wein-Sud). Bis heute sind zwanzig Werkstätten verblieben, alle mit individuellem Malstil.
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Im Städtchen Kastro, das rund um die Spitze eines Hügels im Osten der Insel gebaut ist, interpretieren besonders zwei Gastronomiekonzepte traditionelle Rezepte neu. Inmitten von kykladisch weissen Häusern und gepflasterten Gehwegen findet man sich in der Naturwein- und Tapasbar Loggia wieder. Sie wurde von drei Freunden aus der Musikindustrie gegründet, und junge Saisonniers aus Schweden oder Athen schenken hier wortwörtlich «auf der Gasse» kühlen Orange Wine aus. Auf einer Steintreppe snackt man dazu Tarama oder Bohnenpüree mit Kuttelfisch und Fenchel.
Stamna: Das neu eröffnete Designhotel ist nur wenige Gehminuten vom zentralen Apollonia entfernt, was es zum idealen Ausgangspunkt macht. Die Zimmer sind stylish minimalistisch, die Küche lokal, der Service ausgezeichnet. DZ ab Fr. 185.–, stamnasifnos.com
Verina Astra: Die allein stehenden Suiten mit privaten Terrassen sind poetisch nach Sternenkonstellationen benannt. Das zugehörige Restaurant Bostani bedient auch externe Besucher und blickt wie das Spa auf das Kloster Poulati. DZ ab Fr. 260.–, verinahotelsifnos.com
Hotel & Villas Nos: Das luxuriöse Refugium in Faros bietet achtzehn elegante Zimmer und Suiten, ein Restaurant mit Sharingkonzept, Spa sowie Weinkeller. DZ ab Fr. 305.–, stayatnos.com
Cantina: Das gefragte Outdoorrestaurant erreicht man nur zu Fuss. Der fixe Siebengänger wechselt regelmässig, gekocht wird saisonal und nach Zero-Waste-Prinzip. cantinasifnos.gr
Fischtaverne Cheronissos: In der kleinen, charmanten Fischerbucht Cheronissos im Norden der Insel kommt auf den Teller, was kurz zuvor geangelt wurde. Dazu gibts griechischen Salat mit lokalem Ziegenkäse. Tel. +30 22 840 331 19
Omega 3: Die rustikale Beachbar serviert anspruchsvoll zubereiteten Fisch in allen Variationen und griechischen Wein. Die Calamari Cacio e pepe gelten als Signature-Dish. @omega3_sifnos
Weinbar Loggia: Die coole, dynamische Outdoorbar in Kastro ist der Place to be bei Sonnenuntergang. Nach einem Glas Naturwein und Tapas gehts ins gegenüberliegende Restaurant Cantina. @loggia_sifnos
Keramik: Das Traditionshandwerk der Insel Sifnos wird heute noch in knapp zwanzig Werkstätten ausgeübt. Besonders sehenswert sind die Ateliers und Shops von Lembesis, Atsonios, Stoneware und I Dyskoli.
Kirchen: Auf den 74 Quadratkilometern der Insel findet man rund 230 Kirchen – viele mit spektakulärer Aussicht. Die «Kirche der sieben Märtyrer» ist der Trendspot für den Sonnenaufgang, das Kloster Chrisopigi ein beliebter Badeplatz.
Während sich der Himmel pastellig färbt, startet wiederum der erste Service im gegenüberliegenden Outdoorrestaurant Cantina. In einer kleinen Bucht, die nur zu Fuss erreichbar ist, serviert Giorgos Samoilis einen hyperlokalen Siebengänger mit minimalem Food-Waste. Der Hotspot knüpft nahtlos an den Erfolg seiner Fischbar Omega 3 an. Der Boden ist terrassiert, die Tische sind niedrig oder übergross, die Atmosphäre ist lässig und ungezwungen.
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Ein wilderes Abendprogramm findet man auf Sifnos kaum. Beachklubs und Partys, wie man sie aus Mykonos oder Santorini kennt, sucht man vergebens. Ein Fixpunkt nach dem Essen ist einzig die Bar Botzi in Apollonia: Bei einem Absacker wie einem Shot Ouzo trifft man auf die Tischnachbarn vom Abend zuvor oder diejenigen, neben denen man sich Stunden vorher sonnte. Es ist eine nette Vertrautheit, die still verbindet und geprägt ist von der Hoffnung, dass die Zeit auf Sifnos stehen bleibt. Süsser wird es hier nicht mehr.
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