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Die Geschichte von Start-up-Unternehmerin Lea von Bidder, die zur Ikone einer neuen Gründerinnengeneration wurde und am Ende alles verlor.
Dieser Buchtipp stammt von Alexandra Lüönd, Gründerin und Verwaltungsratspräsidentin der Beauty2Go-Klinikgruppe sowie Serienunternehmerin.
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Stefan Mair erzählt in «Die Kindermacher» die Geschichte des gehypten und gefallenen Schweizer Start-ups Ava als packenden Thriller. Aufstieg, Hype, Krise, Fall – und dann die ganz grossen Emotionen. Weglegen? Geht nicht. Ich habe das Buch in einer Nacht verschlungen.
Im Zentrum steht Gründerin Lea von Bidder. Sie war das Gesicht von Ava und wurde zur Ikone einer neuen Gründerinnengeneration. Mit einem Armband wollte sie die Fruchtbarkeitsmedizin revolutionieren. Über 50 Millionen Dollar sammelte das Start-up bei mehr als 90 Investoren ein. Von Bidder wurde dafür weltweit gefeiert. Doch im Hintergrund konnte sie die zahlreichen Ideen ihrer Investoren nicht kanalisieren. Zu viele Köche verdarben den Brei. 2021 war Ava am Abgrund – 2022 folgte der Notverkauf. Und in den nachfolgenden Jahren die ganz grosse Leere bei der gefallenen Gründerin.
Stefan Mair gelingt es, diese Leere in Worte zu fassen. Ein Punkt, der mich besonders berührt hat, ist Lea von Bidders Über-Identifikation mit Ava. Für sie war der Niedergang von Ava wie der Verlust ihres eigenen Kindes. Zwei Jahre lang konnte sie überhaupt nicht darüber sprechen. In diesen Momenten fühlt man sich während der Lektüre der Protagonistin sehr nah. Auch ich als Gründerin bin mit diesen Themen konfrontiert. Ich habe bewusst ein anderes Finanzierungsmodell gewählt – komplett eigenfinanziert, ohne Investoren. Aber auch ich lebe Beauty2Go – mit allem, was ich bin und habe. Diese totale Identifikation macht verletzlich. Sie birgt das Risiko, dass man sein eigenes Glück und seine Grenzen aus dem Blick verliert. Ein Thema, das nicht nur Unternehmerinnen betrifft, sondern sich auf ganz viele Lebenssituationen übertragen lässt.
«Die Kindermacher», Stefan Mair, Beobachter Edition, 208 Seiten.
PR«Die Kindermacher», Stefan Mair, Beobachter Edition, 208 Seiten.
PRLea von Bidder sagt heute, Distanz wahren sei ungemein wichtig. Die Krux im Leben: Wirklich Grosses entsteht nur, wenn man alles und mehr gibt. Das Buch regt hier zur Selbstreflexion an. Vielleicht liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen: Nur eine gewisse Distanz ermöglicht eine nachhaltige Identifikation und Erfolg. Persönlich habe ich genau deshalb so viel Empathie für Lea von Bidder. Ihr heutiger Schmerz ist ein Spiegel meines künftigen eigenen Risikos.
Die Geschichte zeigt, dass wir in der Schweiz eine Kultur brauchen, in der Scheitern erlaubt ist. Nicht nur Sieger sollen gefeiert werden, sondern auch jene, die ehrlich über Niederlagen sprechen. Lea von Bidder hat das im Buch von Stefan Mair getan – und hat sich damit zum Vorbild gemacht.
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