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Der Preis für die Edelsteine ist so tief wie seit Jahren nicht. Billige Labordiamanten und ein Nachfrageeinbruch in China sind die Gründe.
In Botswana stammt ein Drittel der Staatseinnahmen aus der Diamantenproduktion. Der Preisverfall lastete auf der Wirtschaft und hat sogar zu einem politischen Erdbeben geführt.
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Während der Goldpreis ein Hoch nach dem anderen markiert, sind die Preise für Diamanten in den letzten Jahren in den Keller gerauscht. Was Konsumenten freut, beschert der 80-Milliarden-Dollar-Industrie eine schwere Depression. In der indischen Diamantenhochburg Surat stehen Dutzende Diamantschleifer zum Verkauf. Die Kurse von auf Diamanten fokussierten börsenkotierten Explorern haben sich in Luft aufgelöst. In Botswana, das ein Drittel der Staatseinnahmen so generiert, lastet die Diamantenkrise auf der Wirtschaft. Erstmals in 58 Jahren wurde die Regierung aus dem Amt geworfen. Anglo American hat ihrer Tochter De Beers ein Sparprogramm auferlegt und plant, den ikonischen Marktführer zu verkaufen.
Die Gründe für den Verfall der Diamantenpreise sind vielfältig. Ein wesentlicher ist China. Die Nachfrage aus der Volksrepublik soll um 50 Prozent eingebrochen sein. «Der Markt ist tot», sagt der CEO von Lucara Diamond, William Lamb. Er sieht in den nächsten Jahren keine Erholung. Ein Problem, das die Branche vor noch viel grössere Herausforderungen stellt, ist weniger konjuktureller als struktureller Natur. Laut einer Schätzung der Boston Consulting Group hat sich die Produktion von Labordiamanten in den letzten sechs Jahren verzehnfacht. Durch die rapide Steigerung der Produktion sollen die Grosshandelspreise für Labordiamanten in den vergangenen fünf Jahren um 90 Prozent kollabiert sein. Das hat auch die Preise für natürliche Diamanten mit nach unten gerissen.
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Experten brauchen Spezialgeräte, um Labordiamanten von natürlichen zu unterscheiden.
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PRGanze Segmente wurden durch die Labordiamanten ersetzt. Wurden früher fehlerhafte Naturdiamanten für günstigeren Schmuck verwendet, kommen heute vorwiegend Labordiamanten zum Einsatz. Kein Wunder, bekommt der Käufer für den Preis eines fehlerhaften Naturdiamanten einen perfekten Labordiamanten. Stammten beim Diamantengrosshändler Gemxo bis vor fünf Jahren alle Diamanten aus einer Mine, ist es heute die Hälfte. Der Rest wird im Labor hergestellt. «Das ist bahnbrechend, die gesamte Branche ist in Aufruhr», sagt Gemxo-Gründer Manish Shah in einem Interview mit Bloomberg.
Erfunden wurden Labordiamanten bereits 1953 in Schweden. Dank technischer Fortschritte kam die Qualität auf ein hohes Niveau. Heute haben gezüchtete Diamanten die gleichen physikalischen Eigenschaften und dieselbe chemische Zusammensetzung wie natürliche Diamanten. Experten können Labordiamanten nur mit Spezialgeräten identifizieren.
Beim Diamantenriesen De Beers kontert man mit Marketing. De-Beers-Chef Al Cook vergleicht Laborsteine in TV-Interviews mit einem Druck der Mona Lisa – der Naturstein sei das Original. «Ein natürlicher Diamant entsteht in einer Milliarde Jahren unter der Erdoberfläche, ein im Labor gezüchteter Diamant in einer Mikrowelle in China in drei Wochen.»
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Dabei hat sich De Beers 2018 mit dem Unternehmen Lightbox selbst in der Produktion von Labordiamanten versucht. Im Vorjahr zog sich der Riese aber wegen des Preisverfalls bei den Kunstdiamanten aus dem Geschäft zurück.
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