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Barry Callebaut verlangen einiges an Geduld; Helvetia als Alternative zu den Big Three; Swissquote sind auch in diesem Jahr nicht zu stoppen.
Frank Goldfinger
Stresstest: CEO Peter Feld (r.) und Präsident Patrick De Maeseneire kämpfen bei Barry Callebaut mit dem stark anziehenden Kakaopreis.
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Der Kurssturz von Barry Callebaut sorgt für Gesprächsstoff: Innert dreier Monate büssten die Aktien über 30 Prozent an Wert ein. Dabei hatten sie sich bis im Spätherbst gut entwickelt. Dann legte der grösste Hersteller von Industrieschokolade die Resultate für 2023/24 vor: Der Umsatz stieg zwar dank Preiserhöhungen um 23 Prozent, doch schmolzen Ebit und Gewinn um 32 respektive 57 Prozent. Spielverderber ist der wichtigste Rohstoff. Barry Callebaut war «mit einem beispiellosen Angebots- und Nachfrageumfeld für Kakao konfrontiert», sagt Peter Feld (58), der 2023 von Präsident Patrick De Maeseneire (67) als CEO installiert wurde.
Magere Ernten trieben den Kakaopreis 2024 um satte 160 Prozent in die Höhe. Die Preisexplosion zog auch im ersten Quartal tiefe Furchen: Das Verkaufsvolumen ging um 2,7 Prozent zurück, der Umsatz dagegen stieg dank Preiserhöhungen um sagenhafte 54 Prozent! Doch die extremen Beschaffungskosten fressen die Marge auf, die Nachfrage dürfte weiter zurückgehen. Andererseits sollten Effizienzmassnahmen jährlich Einsparungen von 250 Millionen Franken bringen. Die Analysten jedenfalls prognostizieren bereits für dieses Jahr eine Ertragserholung. Diese dürfte sich vor dem Hintergrund besserer Kakaoernten über die nächsten Jahre akzentuieren.
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Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ.
Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch
Die Aktien wurden zu hart abgestraft. Das lässt sich an der Bewertung ablesen: Das geschätzte Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) stellt sich auf 16 und für 2025/26 auf 13. Doch solange die Kakaopreise hoch bleiben, werden sich die Aktienkurse nicht spürbar erholen. Wer Geduld aufbringt, dem winken dafür mittelfristig Kursgewinne.
Versicherungsaktien bleiben en vogue. Einmal sind die Aussichten gut, zudem locken hohe Dividendenrenditen. Eine Alternative zu den Big Three Swiss Re, Swiss Life sowie Zurich Insurance bieten Helvetia. Das Geschäft der Versicherungsgruppe läuft bestens, der rasant wachsende Onlineversicherer Smile sowie ein breites Sortiment an Spezialversicherungen tragen das Ihre zum Erfolg bei. Laut Gerüchten soll das Deutschland-Geschäft verkauft werden. Dieser Markt ist hart umkämpft, die Margen gering.
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Ein Ausstieg würde mich nicht überraschen. Als CEO Fabian Rupprecht (55) Mitte Dezember die neue Konzernstrategie präsentierte, schloss er Teilverkäufe nicht aus. Laut dem Wachstumsplan will Helvetia effizienter und damit profitabler werden. Dazu sollen bis zu 500 Stellen verlagert werden. Innert dreier Jahre dürften über 200 Millionen Franken an Einsparungen anfallen. Spannend auch die Finanzziele für 2025 bis 2027; so soll der Gewinn pro Aktie jährlich um neun bis elf Prozent steigen. Für Dividendenjäger attraktiv ist die über drei Jahre in Aussicht gestellte kumulierte Ausschüttung von über 1,2 Milliarden Franken. Das ist deutlich mehr als bislang. Gemäss UBS entspricht dies einer Dividendenrendite von 4,7 Prozent für dieses und 5,0 Prozent für nächstes Jahr. Eigentlich sind Helvetia mehr als «nur» eine Alternative.
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Im durchzogenen wirtschaftlichen Umfeld lassen sich nur wenige prosperierende Firmen lokalisieren. Eine der Ausnahmen ist Swissquote. Der führende Onlinebroker mit Banklizenz hangelt sich von Rekord zu Rekord. So auch 2024; laut vorläufigen Zahlen stieg der Nettoertrag um 23 Prozent, der Vorsteuergewinn nahm um mindestens 35 Prozent zu. Beachtlich auch der Netto-Neugeldzufluss von 8,3 Milliarden Franken, der die Kundenvermögen auf 76 Milliarden angehoben hat.
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Kein Wunder, dass ob solcher Resultate die Aktien zu den Highflyern der Börse zählen. Über die letzten fünf Jahre hat sich der Kurs versechsfacht. Ich habe die Valoren letztmals in der März-Kolumne empfohlen, seither schossen sie um 60 Prozent in die Höhe. Das reizt zu Gewinnmitnahmen. Allerdings trifft gerade bei Swissquote die Börsenregel «Never change a winning horse» zu. Denn die Aussichten bleiben exzellent. Zumal sich neben den gewohnt gut laufenden Bereichen das Kryptogeschäft als zusätzlicher Gewinnträger entpuppt. Die Aktien bieten mit einem geschätzten KGV von 18 für dieses und 15 für nächstes Jahr weitere Kursfantasie.
Seit Langem gibt es für AMS Osram nach unten kein Halten mehr; alleine über die letzten drei Jahre stürzten die Aktien um mehr als neun Zehntel ab. Die Fusion des österreichischen Chipproduzenten AMS mit dem deutschen Beleuchtungshersteller Osram ist bislang ein Desaster. Marktprobleme und Managementfehler stürzten das Unternehmen in schwerste finanzielle Probleme. So fiel 2023 ein Verlust von 1,6 Milliarden Euro an – bei einem Umsatz von 3,6 Milliarden. Eine Restrukturierung, gepaart mit einem Führungswechsel, zeitigte 2024 erste Erfolge. Zwar blieben die Verkäufe schwach, doch hat sich die Profitabilität verbessert. Unter dem Strich allerdings fallen wohl immer noch rote Zahlen an; am 11. Februar wissen wir mehr.
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Die Aussichten für dieses Jahr sind gemischt. Der Halbleitermarkt dürfte sich ab Mitte 2025 beleben. Das traditionelle Lampengeschäft, wichtigster Umsatzträger von AMS Osram, leidet allerdings weiterhin unter der Nachfrageschwäche im Automobilsektor. Was einige Banken nicht davon abhält, die Aktien zu empfehlen. Nun habe ich nichts einzuwenden gegen eine Spekulation. Doch die in der Schweiz kotierten Valoren sind mir vorderhand schlicht zu heiss.
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