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Entzaubert

Wie die Chefs der Bank Bär in den Strudel des Benko-Debakels gerieten

Sie gaben sich als langweilige Vermögensverwalter und entpuppen sich als Risikobanker

Erik Nolmanns

sd

Unheilige Allianz: Romeo Lacher (l.), VR-Präsident, und Philipp Rickenbacher, CEO; im Hintergrund René Benko.

Isabel Permuy, Brauer Photos / ATP, Keystone

Es war ein milder Wintertag, der 3. Februar 2020, und für Philipp Rickenbacher der Tag seines ersten grossen Auftritts vor der Öffentlichkeit. Seit fünf Monaten war er Chef der Bank, und an jenem Montag sollten nicht nur die Ergebnisse des vergangenen Geschäftsjahrs bekannt gegeben werden, sondern auch sein Update zur Strategie. Und der frischgebackene Chef zeigte wenig Bescheidenheit: Nichts weniger als «der am meisten Ebewunderte globale Wealth Manager» solle die Bank werden, das sei seine Ambition für die kommende Dekade.

Heute, knapp vier Jahre später, ist von Bewunderung wenig zu spüren. Im Gegenteil: Die Bankchefs stehen nach schlecht gesicherten Krediten in Höhe von 606 Millionen Franken an das undurchsichtige Firmenimperium von René Benko als die Gelackmeierten da, die dem windigen Investor naiv auf den Leim gekrochen sind.

Das Verdikt des Marktes ist brutal: Um rund 15 Prozent ist der Kurs seit Mitte November abgestürzt, etwa 1,7 Milliarden an Wert hat die Bank eingebüsst – weit mehr als der mögliche Totalschaden aus den Benko-Krediten. Darin zeigt sich auch die Enttäuschung der Investoren, die von der Bekanntgabe der Benko-Deals auf dem falschen Fuss er wischt wurden. Männiglich rieb sich die Augen: War mit dem bodenständigen Innerschweizer Rickenbacher, Sohn von Ex-CVP-Generalsekretär Iwan Rickenbacher, nicht einer mit dem Anspruch angetreten, die wilden Jahre unter CEO Boris Collardi von 2009 bis 2017 vergessen zu machen, welche der Bank Verfahren der Finanzmarktaufsicht (Finma) eingebracht hatten? Und stand Rickenbacher mit dem nur kurz vorher angetretenen Präsidenten Romeo Lacher nicht ein Urgestein der Branche zur Seite, einer, der sich in seinen fast dreissig Jahren bei der Grossbank Credit Suisse als vornehmlich innerer Organisator den Ruf eines skandalfreien und topseriösen Bankers eingehandelt hatte, der einen so ganz anderen Typ verkörperte als Dealmaker Daniel Sauter, sein Vorgänger?

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