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Am Grand Prix d’Horlogerie de Genève sind dieses Jahr zwei Preise nicht verliehen worden. Warum?
Marcel Speiser
Grosser Bahnhof für grosse Uhren: Die Uhren-Oscars in Genf.
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Man stelle sich vor: An den Oscars wird zwar der Preis für den besten Film vergeben, nicht aber die Auszeichnung für den besten männlichen Hauptdarsteller. Und ebenso wenig die goldene Statue für die besten visuellen Effekte. Wetten, dass das einen kleinen Skandal gäbe und in den Medien wochenlang über die Hintergründe spekuliert würde?
Nun: Am Grand Prix d’Horlogerie de Genève (GPHG) hat sich letzte Woche Ähnliches abgespielt. Zwei Preise wurden – notabene an den Oscars der Uhrenbranche – nicht verliehen. Konkret jener für die Männeruhr des Jahres und jener für die «mechanische Ausnahmeuhr». Und das, obwohl es in beiden Kategorien – wie in den anderen – fünf nominierte Zeitmesser gegeben hat, alle preiswürdig.
Was ist passiert? Die genauen Hintergründe sind einigermassen obskur und verbergen sich tief in den interpretationsbedürftigen Regularien des Grand Prix. Klar aber ist gemäss der Fachpublikation «Business Montres»: Die Notare der Veranstaltung haben interveniert. Bei den Männeruhren, weil die beiden offenbar erstplatzierten Uhren auch in anderen Kategorien in die Kränze gekommen sind und weil die drittplatzierte Männeruhr, bei der man ein Nachrücken an die Spitze vermutet hätte, zu wenig Punkte von der Jury bekommen habe. Bei der mechanischen Ausnahmeuhr soll von den Notaren das gleiche Prozedere verfolgt worden sein – weil die zwei Spitzenreiter in anderen Kategorien gewonnen und weil die anderen Uhren eher mittelprächtige Punktzahlen erreicht haben, wurden sie nicht als würdig erachtet, den Preis zu bekommen.
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So etwas hat es am GPHG bislang nicht gegeben. Und so etwas sollte es auch nicht unbedingt geben. Besser jedenfalls wäre es, klare und eindeutige Regulatorien zu etablieren, die Notaren am GPHG keine Hauptrolle, sondern bloss eine Nebenrolle zugesteht.
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