Guten Tag,
Die Sika-Aktie sollte bald zügig Fahrt aufnehmen; SoftwareOne muss endlich Farbe bekennen; bei Dormakaba greifen die Umbauarbeiten.
Frank Goldfinger
Diskrepanz: Sika unter Präsident Thierry Vanlancker (im Bild) und CEO Thomas Hasler brilliert mit den Geschäftszahlen, nicht aber auf dem Börsenparkett.
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Die Kursentwicklung von Sika ist für mich rätselhaft. Vom Absturz 2022, als die Aktien des Bauchemikalien- und Klebstoffherstellers die Hälfte ihres Werts verloren, haben sie sich nie mehr richtig erholt. Auch in diesem Jahr resultiert ein Kursverlust – und dies trotz erstklassiger Resultate. Nach dem Rekordumsatz von 2023 sind auch die Zahlen fürs erste Halbjahr 2024 ausgezeichnet, das Ertragswachstum liegt weit über der Umsatzentwicklung. Nicht weniger erfreulich ist, dass die Akquisition von MBCC, dem Bauchemiegeschäft von BASF, bereits gut integriert ist.
Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ.
Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch
Vielversprechend sind zudem die mittelfristigen Aussichten. Vorläufig bremst die Schwäche in der Baubranche, dem bedeutendsten Abnehmer von Sika-Produkten, den Bestellungseingang. Die rückläufigen Zinsen jedoch wirken sich positiv aus: Sinken die Kreditkosten, wird wieder mehr gebaut und renoviert. Ausserdem gehen Konzernchef Thomas Hasler (59) und der neu gewählte VR-Präsident Thierry Vanlancker (60) davon aus, dass das Geschäft mit Bauchemikalien rascher wächst als der Baumarkt selbst. Kommt dazu, dass der Konzern weitere Synergieeffekte und Verbesserungspotenzial bei den Margen sieht, was für anhaltend überproportionale Erträge spricht.
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Ein Bremsklotz ist die hohe Bewertung. Mit einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 28 für 2025 und 24 für 2026 sind die Aktien satt bewertet, auch die Dividendenrendite ist mit 1,4 Prozent kein Brüller. Allerdings sind Sika Wachstumsaktien par excellence, eine entsprechend hohe Bewertung ist gerechtfertigt. Für mich zählen sie zu den attraktivsten Schweizer Aktien.
«Zu lange hat das Management zu viel versprochen. Ich lasse die Aktien links liegen, bis ich – hoffentlich – eines Besseren belehrt werde», habe ich vor 14 Monaten an dieser Stelle über Dormakaba geschrieben. Nun, ich wurde eines Besseren belehrt – zumindest teilweise. Für 2023/24 hat der seit Anfang Jahr amtierende CEO Till Reuter (56), innert gut drei Jahren der dritte Chef beim Spezialisten für Schliesstechnik und Zutrittssysteme, durchzogene Zahlen präsentiert. So legte der Umsatz organisch 4,7 Prozent zu, doch gingen die Erträge spürbar zurück.
Die erneute Gewinnschmelze ist eine Folge hoher Transformationskosten. Diese schlagen weiterhin negativ zu Buche, denn der jahrelange Um- und Abbau ist noch nicht abgeschlossen. So sollen in der Schweiz und in Deutschland gegen 600 Arbeitsplätze abgebaut und in Billiglohnländer verlagert werden. Und doch ist unverkennbar, dass Reuters Strategie zu greifen beginnt. Die Aktien haben denn auch seit Anfang Jahr rund 40 Prozent zugelegt. Mit einem KGV von 24 gewinnen die Valoren an Attraktivität. Dennoch warte ich zu. Auch im neunten Jahr seit der Fusion von Kaba mit Dorma sind die Sünden der Vergangenheit noch lange nicht ausgebügelt.
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Nachdem der Verwaltungsrat von SoftwareOne mehrere Übernahmeangebote zurückgewiesen hatte, blies Hauptaktionär Daniel von Stockar (63) zum Aufstand. An der Blitz-GV im April wurde auf seine Initiative hin der Verwaltungsrat in die Wüste geschickt, er bestückte das Gremium mit seinen Wunschkandidaten und liess sich zum Präsidenten küren. Sein Plan: Die Publikumsaktionäre sollen, wenn möglich mithilfe einer Private-Equity-Firma, ausgekauft und die Aktien dekotiert werden. Da stellt sich die Frage, weshalb der IT-Dienstleister vor wenigen Jahren überhaupt an die Börse gegangen ist – auch eingefädelt von Mitgründer von Stockar. Noch absurder: Er sowie René Gilli (65) und Beat Curti (85), die zusammen 29 Prozent der Titel halten, wollen nach einem Going-private als Aktionäre dabeibleiben.
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Die Publikumsaktionäre sind ratlos. Ja seit der Machtübernahme durch von Stockar ist alles noch schlimmer geworden: Im ersten Halbjahr stieg der Umsatz, doch sogenannte Sonderkosten verhagelten den Gewinn. Die Jahresprognose wurde geschnitten, der Aktienkurs stürzte ab. Die Valoren sind klar unterbewertet. Auf Basis von Analystenschätzungen stellt sich das KGV für 2025 auf 14, für 2026 sind es noch 11. Doch die Valoren schwächeln, solange nicht klar ist, wie es weitergeht. Oder wird etwa bewusst zugewartet? Einem allfälligen Übernahmeinteressenten jedenfalls würde dies in die Karten spielen. Ich halte an den Aktien fest.
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