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Dem ehemaligen ETH-Spin-off South Pole ist der Schritt zum globalen Konzern gelungen – auch dank Investoren wie Swisscom, Temasek und Salesforce.
Bastian Heiniger
Das Projekt im Vaupes Reservat schützt einen Teil des Amazonas-Regenwaldes Südosten Kolumbiens, indem es die Abholzung verhindert.
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Die jüngste Klimakonferenz in Ägypten mit dem unambitionierten Ergebnis war eine Enttäuschung für Renat Heuberger, Mitgründer der Klimaagentur South Pole. «Ich habe jedoch gar nicht erwartet, dass die Regierungen gleich alle Lösungen finden», sagt er. Die grossen Veränderungen würden ohnehin meist von der Wirtschaft angestossen. Und da läuft einiges.
Trotz Krieg und konjunkturellem Abschwung sind Heubergers Auftragsbücher noch immer voll. Inzwischen ist South Pole, die einerseits Grosskonzernen hilft, den CO2-Ausstoss zu reduzieren, und andererseits mit Projekten Klimakompensationen umsetzt, zu einem globalen Player aufgestiegen: von etwas mehr als 200 Mitarbeitern 2019 auf heute 1200 mit einer Präsenz in 34 Ländern. Mit einem Umsatz im dreistelligen Millionenbereich gilt das ehemalige ETH-Spin-off spätestens seit der letzten Investorenrunde im Sommer als Einhorn mit einer Bewertung von über einer Milliarde Franken. «Wir zeigen, dass man auch im Klimaschutzbereich Wachstum erzielen kann.»
Als Investoren eingestiegen sind dieses Jahr neben Swisscom und der singapurischen Temasek auch der US-Tech-Konzern Salesforce. Heuberger hatte dessen Gründer Marc Benioff getroffen und ein längeres Gespräch mit dem Cloud-Pionier geführt – und ihn überzeugt. «Benioff glaubt, dass er mit uns eine ähnlich gewichtige Transformation umsetzen kann, wie es ihm im Cloud-Bereich mit Salesforce gelungen ist.»
RENAT HEUBERGER ist Mitgründer von South Pole.
PDRENAT HEUBERGER ist Mitgründer von South Pole.
PDIn der Schweiz setzen Unternehmen wie Nestlé, UBS, Swiss Re, Holcim oder auch Migros und Coop auf South Pole, um ihr Geschäft mehr und mehr zu dekarbonisieren und früher oder später das Netto-null-Ziel zu erreichen. Bisher war es so, dass South Pole besonders von Konzernen in den Industrieländern Aufträge dafür erhielt und in der südlichen Hemisphäre vor allem Projekte zur Verringerung der Treibhausgasemissionen umsetzt. Doch inzwischen klopfen immer mehr auch Unternehmen in Entwicklungsländern an.
«Konzerne wie Nestlé und Unilever verlangen zunehmend, dass auch ihre Zulieferer ihre Arbeitsweise ändern und gewisse CO2-Ziele erreichen», sagt Heuberger. Die viel gescholtenen Multis tun sich in der Klimafrage offenbar nicht so schwer wie die Politiker.
Rund 100 Billionen Dollar sind nötig, um das Netto-null-Ziel im Jahr 2050 zu erreichen, wie eine Studie des US-Vermögensverwalters BNY Mellon Investment Management zeigt. Das sind 100’000 Milliarden Dollar, entspricht in etwa dem Vierfachen der jährlichen Wirtschaftskraft der USA oder dem 125-Fachen des Schweizer Bruttoinlandprodukts. Umgerechnet rund 500 Milliarden Franken davon soll die Schweiz stemmen. Das sind 18,5 Milliarden Franken pro Jahr.
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