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Neuer Platzhirsch an der Börse

So hat die Abnehmspritze Nestlé und LVMH verdrängt

Die Abnehmspritze hat das Ranking der wertvollsten Unternehmen Europas durcheinandergebracht. Novo Nordisk haussiert, Nestlé korrigiert. LVMH hat andere Probleme.

Erich Gerbl

Novo-Nordisk-CEO Lars Fruergaard JØrgensen (im Bild) lässt Nestlé-Chef Mark Schneider und LVMH-Gründer Bernard Arnault an der Börse alt aussehen.

Novo-Nordisk-CEO Lars Fruergaard JØrgensen (im Bild) lässt Nestlé-Chef Mark Schneider und LVMH-Gründer Bernard Arnault an der Börse alt aussehen.

imago/Ritzau Scanpix

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An Europas Börse gibt es einen neuen Platzhirsch. Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk hat seit Jahresbeginn 44 Prozent zugelegt und sowohl Nestlé als auch LVMH Moët Hennessy in Sachen Marktkapitalisierung überholt. Umgerechnet 438 Milliarden Dollar ist der Konzern an der Börse (Stand 24. Oktober) wert. Der weltgrösste Hersteller von Insulinpräparaten ist bei Investoren schon viele Jahre als Qualitätsaktie beliebt. Doch nun hat CEO Lars Fruergaard Jørgensen mit der selbst entwickelten Abnehmspritze einen weiteren Trumpf in der Hand.

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Genau der lastete auf dem Kurs von Nestlé. Die – wenn auch etwas konstruierte – Befürchtung der Investoren ist, dass die den Hunger reduzierende GLP-1-Therapie auf die Umsätze drückt. Fast um die Unkenrufer zu bestätigen, hat Nestlé-Chef Mark Schneider für die ersten neun Monate etwas enttäuschende Zahlen präsentiert. Grund war aber neben den Lieferproblemen bei Vitaminen vor allem der starke Franken. Auch fehlt Nestlé an der Börse ein wichtiger Kurstreiber. So wurde die Aktie in der Vergangenheit von Grossanlegern immer wieder als Bondersatz gekauft. Das macht nun weniger Sinn. In den USA stieg die Rendite für zehnjährige Treasuries zuletzt auf über fünf Prozent. Nestlés Dividendenrendite liegt bei 3,1 Prozent.

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Ähnlich wie Nestlé wurde auch LVMH für Zahlen abgestraft. Weil die Nachfrage in Europa und den USA schwächelte, lag das Umsatzwachstum der insgesamt 75 Luxusmarken im dritten Quartal nur bei neun Prozent. Für solide zweistellige Raten gewohnte Investoren eine Enttäuschung. Der Aktienkurs ging an dem Tag mit sieben Prozent so stark in die Knie wie seit dem Covid-Abverkauf nicht. Seit Juli ging ein Viertel der Marktkapitalisierung verloren. Das wirkt sich auf das Vermögen von CEO und Gründer Bernard Arnault aus. Er rutschte im Ranking der reichsten Menschen hinter Jeff Bezos auf den dritten Platz.

Im Vergleich mit den USA sind Europas Riesen Leichtgewichte. Apples Marktkapitalisierung ist mit 2740 Milliarden mehr als sechs Mal so gross wie die von Novo Nordisk. Die Dänen rangieren global hinter Exxon Mobile unter den grössten Blue Chips auf dem 17. Platz. LVMH steht auf dem 21., Nestlé auf dem 27. Rang.

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In den USA ein mittelgrosser Player, hat Novo Nordisk an der dänischen Börse ein Grössenproblem. Mit 438 Milliarden Dollar steht der Pharmakonzern für mehr als die Hälfte des Freefloats des dänischen Aktienmarkts. Da aktive Fondsmanager in der Regel nicht mehr als zehn Prozent in einer Aktie halten dürfen, sind sie zu Verkäufen gezwungen. Bei Fonds mit Fokus Dänemark war das wegen der Outperformance der Aktie trotz der guten Fundamentaldaten besonders häufig der Fall.

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