Guten Tag,
Unter fast jedem zweiten Helm steckt eine Frau. Und auch mir ist meine Sozia abhandengekommen – das ist auch gut so. Zeit, mit den Klischees aufzuräumen!

Matthias Göbel
Frauen und Motorräder: Die Klischees dazu sind fast zahllos. Das Englische ist da fortschrittlicher: «Motorcyclists» ist geschlechtsneutral.
Suse HeinzIch gestehe: Ich bin ein Kurvenfetischist. Okay, jetzt ist es raus. Bevor Sie mir die rote Sexismus-Karte zeigen: Mir geht es nicht um körperliche Aspekte, sondern um die Krümmung der Strasse. Und nicht ums Wo, sondern ums Wie und Womit. Genauer gesagt: Ich interessiere mich weniger dafür, wie schnell jemand Motorrad fährt, sondern wie schön. Leuten, die schön fahren, schaue ich gern zu. Und das zeigt sich – nicht nur, aber deutlich – am Fahrstil in der Kurve.
Seit bald einer Stunde fahre ich jetzt schon hinter einem Motorrad her. Die Strasse schlängelt sich einem Bächlein entlang durch ein Tal. Die Kurven folgen seinem Lauf, sind mal enger, mal weiter. Genau, was der Arzt verschrieben hat. Dann windet sich die Strasse durch ein Waldstück und schraubt sich hügelan und hügelab. Das Motorrad vor mir fährt «eine gute Linie», wie wir Motorradfahrer sagen.
Eine gute Linie hat nichts mit der sogenannten Ideallinie auf der Rennstrecke zu tun – im Gegenteil: Statt Kurven zu schneiden, geht es darum, auf der eigenen Spur zu bleiben. Das muss man können. Viele können es nicht. Viele können nur schnell, aber nicht gut. Doch ich schweife ab. Zurück zum Motorrad vor mir. Es fährt die Kurven nicht nur schön, sondern flüssig. Flüssig ist kein Synonym von schnell, sondern bedeutet flott, ohne Stocken, zügig. Eine Kunst, die erlernbar ist und mit Übung und Können zu tun hat. Verzeihen Sie mir die Schwärmerei, aber ich habe es eingangs ja schon erwähnt: Ich bin ein Kurvenfetischist.
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