Guten Tag,
Alain Berset orchestriert den Abwehrkampf gegen das heimtückische Virus und ist damit ein Vorbild für den Rest Europas. Das ist sein Krisenstab.
Florence Vuichard
Gesundheitsminister Alain Berset: «Wenn die Leute nicht mitmachen, dann wird es nicht funktionieren».
keystone-sda.chWerbung
Er war wohl der Erste in Europa, der Grossveranstaltungen mit mehr als 1000 Personen verboten hat. Eine etwas willkürlich gewählte Zahl, wie Alain Berset (48) am 28. Februar selber zugab. Eine aber, die später breit kopiert werden sollte, etwa vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Doch als der Schweizer Gesundheitsminister Eishockeymatchs, Fussballspiele und die Basler Fasnacht untersagte, jubelten Fans in Deutschland in vollen Stadien weiter ihren Mannschaften zu und feierten Karneval – und boten dem Coronavirus ideale Verbreitungsbedingungen.
Die Kritik an der überkorrekten Schweiz verstummte schnell, ja Berset wurde gar vom Vorreiter zum Nachzügler in der sich immer schneller drehenden Spirale bei der Ankündigung neuer, strengerer Massnahmen wie der Einführung von Grenzkontrollen, der Schliessung von Restaurants oder der Einstellung des grenzüberschreitenden Zugverkehrs.
Berset spricht von einem «Prozess», bei dem es darum gehe, die «richtigen Massnahmen im richtigen Moment» zu ergreifen – aus epidemiologischer, aber wohl auch aus demokratiepolitischer Sicht. Und so hat er die Schraube langsam fester angezogen, hat zuerst mit seinen Bundesratskollegen eine «besondere Lage» und dann eine «ausserordentliche Lage» ausgerufen und so immer mehr Kontrolle übernommen. Anders lassen sich die Kantone nicht einbinden, die in dieser Krise ohnehin einen traurigen Eindruck hinterlassen haben. Für den Tiefpunkt sorgte hier wohl der Berner Regierungsratspräsident Christoph Ammann, der die bundesrätliche Schliessungsorder für Skigebiete nicht verstanden haben wollte und erst nach Bersets Rüffel einlenkte.
Werbung
An dieser Stelle findest du einen ergänzenden externen Inhalt. Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Bersets oberstes Ziel: der Schutz der «vulnerablen Bevölkerung», also der Personen über 65 Jahre und jener mit Vorerkrankungen, sowie der Gesundheitseinrichtungen. Denn in den Spitälern droht ein Engpass.
Sein Massnahmenkatalog ist denn auch gleichzeitig ein Appell an die Bevölkerung, Eigenverantwortung zu zeigen und das Verhalten für eine gewisse Zeit zu ändern. «Wenn die Leute nicht mitmachen, dann wird es nicht funktionieren», wiederholt Berset immer wieder. Denn es sind nicht die vom Staat beorderten Massnahmen, welche die epidemische Kurve brechen, sondern die sich daraus ergebenden Verhaltensänderungen.
Bersets wichtigster Mann ist Daniel Koch (l.), Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit (BAG). Der Arzt, der unter anderem 14 Jahre fürs Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) unterwegs war, hätte in Pension gehen sollen, da er im April 65 Jahre alt wird. Doch nun geht er in die Verlängerung.
KeystoneAuch Bersets langjähriger Generalsekretär Lukas Bruhin (l.), der eigentlich nur noch seinen Nachfolger Lukas Gresch-Brunner einarbeiten wollte, muss wegen des Coronavirus Extrastunden leisten.
KeystoneGefordert ist jetzt auch BAG-Chef Pascal Strupler.
KeystoneEbenfalls zum Krisenstab gehören die beiden persönlichen Mitarbeiter des Gesundheitsministers, Doris Bianchi und Michael Brändle (2.v.r.), sowie Emilia Pasquier (l.), die für die internationale Koordination verantwortlich ist. Immer dabei ist auch Bersets Kommunikationschef Peter Lauener (r.).
KeystoneMit der von der St. Galler Regierungsrätin Heidi Hanselmann präsidierten Gesundheitsdirektorenkonferenz der Kantone versuchte Berset in der föderalistischen Schweiz einheitliche Massnahmen zu erlassen – bis zur Ausrufung der «ausserordentlichen Lage» mit eher mässigem Erfolg.
KeystoneWichtig ist die Zusammenarbeit mit Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga.
KeystoneUm den wirtschaftlichen Schaden abzufedern, zählt Berset auf Bundesrat Guy Parmelin und dessen von Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch geführtes Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), …
keystone-sda.ch… bei der Einführung von Grenzkontrollen auf Justizministerin Karin Keller-Sutter und …
Geri Born… den Direktor der Eidgenössischen Zollverwaltung, Christian Bock.
KeystoneInvolviert ist auch immer Martin Dumermuth, der Chefjurist des Bundes.
KeystoneVerteidigungsministerin Viola Amherd und …
Keystone… Armeechef Thomas Süssli sind für die Teilmobilmachung verantwortlich, …
keystone-sda.ch… Ueli Maurers Finanzdepartement muss einen Härtefonds schaffen.
KeystoneUnd Hans-Peter Lenz vom Krisenmanagementzentrum im Aussendepartement kümmert sich um die Auslandschweizer.
KeystoneBerset stammt aus einer SP-Politiker- Familie: Sein Grossvater mütterlicherseits, François Angéloz, war einer der ersten linken Gemeindepräsidenten im katholisch-konservativen Kanton, seine Mutter Solange Berset Präsidentin der SP Freiburg. Sie sitzt noch heute im Kantonsparlament.
Werbung
Berset wohnt mit seiner Frau Muriel Zeender, den drei Kindern Antoine (16), Achille (14) und Apolline (12), seinen Eltern sowie seinem Onkel und seiner Tante unter einem Dach – in der alten Schmiede in Belfaux. Beim Club athlétique de Belfaux hält Ex-Läufer Berset noch immer den Club-Rekord über 400 Meter.
Alain Berset mit seiner Frau Muriel Zeender.
KeystoneAlain Berset mit seiner Frau Muriel Zeender.
KeystoneNach der Matur am Freiburger Collège Sainte-Croix ging Berset nach Neuenburg, wo er Politologie studierte und 2005 in Wirtschaftswissenschaften promovierte. Das politische Handwerk erlernte er ab 2000 im Freiburger Verfassungsrat. Bereits 2002 erlebte er seinen ersten Bundesratswahlkampf – als Wahlkampfleiter von Ruth Lüthi.
Die Freiburger Regierungsrätin unterlag Micheline Calmy-Rey, deren Sitz Berset Ende 2011 erben sollte. 2002 stellte ihn der Neuenburger Regierungsrat Bernard Soguel als Berater an, ab 2003 pflegte er seine eigene Politkarriere: Weil Lüthi auf eine Kandidatur verzichtete und seine Mutter Solange Berset ihm den Vortritt liess, wurde er mit nur 31 Jahren überraschend in den Ständerat gewählt, wo traditionell CVP und FDP die Interessen des Kantons Freiburg wahrnahmen, und mit 39 Jahren in den Bundesrat.
Werbung
Dort übernahm er die Leitung des Innendepartements – und damit die Verantwortung für die Gesundheitspolitik.
Sie sind politische Weggefährten und Freunde: Kennengelernt haben sich Alain Berset und Christian Levrat im Freiburger Verfassungsrat, 2003 schafften sie beide den Sprung nach Bern, Berset als Stände-, Levrat als Nationalrat.
KeystoneEbenfalls 2003 in den Ständerat gewählt wurde der damalige Freiburger CVP-Regierungsrat und heutige Post-Präsident Urs Schwaller.
KeystoneWährend acht Jahren vertraten die beiden in der kleinen Kammer die Interessen ihres Kantons. Berset machte die frühere Freiburger Regierungsrätin Isabelle Chassot zur Chefin seines Kulturamts, …
Keystone… den Alt-SP-Nationalrat Stéphane Rossini zuerst zum Swissmedic-Präsidenten, dann zum Chef des Bundesamtes für Sozialversicherungen.
KeystoneIm Kampf für die Überbrückungsleistungen für ältere Arbeitslose erhält Berset Schützenhilfe von den Gewerkschaftern Paul Rechsteiner …
Keystone… und Pierre-Yves Maillard …
Keystone… vom Arbeitgeber-Präsidenten Valentin Vogt sowie …
Keystone… von seiner Bundesratskollegin Karin Keller-Sutter.
Geri BornWerbung