Guten Tag,
Vielflieger bangen gegenwärtig um ihre Meilen. Die meisten Airlines reagieren kulant und lockern ihre Regeln, doch noch nicht alle ziehen mit.
Alexander Koenig
In der Corona-Krise bleiben Vielflieger am Boden.
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Der Wochenbeginn brachte eine erfreuliche Nachricht, zumindest für zahlreiche amerikanische Vielflieger, welche die letzten Wochen genauso wie ihre europäischen Gegenparts gegrounded waren: Denn mit United Airlines und Delta verlängern zwei der grössten US-amerikanischen Airlines den Vielfliegerstatus ihrer treuesten Kunden vorzeitig für ein Jahr und dies ohne, dass diese die regulären oder reduzierten Kriterien erreichen mussten.
Delta geht sogar so weit, dass die bisher in 2020 erflogenen Statusmeilen automatisch auf 2021 übertragen werden, so dass Kunden im nächsten Jahr schon mit einem Vorsprung in das Statusrennen einsteigen können. Insgesamt ist dies eine höchst kulante Lösung, welche die Kundenbindung auch über die Krise hinaus gewährleisten sollte.
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Aber auch auf dieser Seite des Atlantiks zeigen sich viele Airlines gegenüber ihren Statuskunden kulant: Aegean Airlines, TAP Portugal, Qatar Airways und Finnair verlängern den Vielfliegerstatus ihrer Kunden um ein volles Jahr, während Turkish Airlines und Virgin Atlantic ihren Kunden immerhin eine kostenfreie Statusverlängerung um sechs Monate gewähren.
Andere Airlines wie Air France und KLM sowie British Airways und Emirates setzen auf verringerte Statushürden für Kunden, deren Status bald auslaufen würde. Letzteres sorgt gerade bei Vielfliegern für Unmut, welche in den letzten Wochen noch grosse Reisen geplant hatten. Denn die Absenkung der Statushürden liegt nur bei 20 bis 30 Prozent, deutlich weniger als was man mit einer optimierten Reise hätte sammeln können. Einen anderen Weg gehen Etihad und Cathay Pacific: Beide Airlines schreiben ihren Vielfliegern pauschal jeden Monat Statusmeilen oder Statuspunkte gut.
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Auch der Verfall von Prämienmeilen wurden in fast allen der genannten Programme pausiert, denn ohne Planungssicherheit aufgrund der dynamischen Corona-Situation lassen sich diese aktuell für viele Kunden nicht sinnvoll einlösen. Durch ein Pausieren des Verfalls haben Kunden dann mehr Zeit, sich über den passenden Einsatz ihrer Prämienmeilen Gedanken zu machen.
In Zeiten der Krise versuchen Airlines Rückerstattungen in Form von Bargeld zu vermeiden: Ihren Kunden bieten sie Alternativen. Ein Überblick. Mehr dazu hier.
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Im für Schweizer, Deutsche und Österreicher besonders relevanten Miles & More Programm der Lufthansa Gruppe wurden dahingehend noch keine Ausnahmeregeln publiziert. Vielflieger müssen hier weiterhin die normalen Qualifikationsbedingungen erfüllen und auch Prämienmeilen können ungestört weiter verfallen. Allerdings hat Lufthansa schon angedeutet, dass man aktuell auch an einer Kulanzregel arbeitet. Wie diese im Detail aussieht, steht noch nicht fest. Allerdings ist anzunehmen, dass sich diese an einer der schon vorgestellten Reglungen orientiert.
Der «Best Case» für Vielflieger der Lufthansa Gruppe wäre natürlich eine automatische Statusverlängerung um ein volles Jahr oder zumindest sechs Monate. Kunden müssten sich dann den Rest des Jahres keine Gedanken um ihre Statusqualifikation machen und könnten in 2021 wieder, sofern möglich, mit Reisen durchstarten.
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Allerdings kann es auch gut sein, dass sich Lufthansa nicht so generös zeigt und es nur bei einer Absenkung der Statuskriterien belässt. Eine Reduktion um etwa 30 Prozent wäre auch hier denkbar. In diesem Fall könnten Kunden dann schon mit 70.000 Statusmeilen zum Senator werden. Nachteil dieser Regel ist allerdings, dass aktuell schwer abzuschätzen ist, wie lange der Corona-Ausnahmezustand noch anhält und ab wann wieder Reisen im größeren Stil durchführbar sind.
Sie haben noch Fragen zu Ihrem Vielfliegerstatus oder Ihren Meilen? Unser Autor Alexander Koenig berät Sie gerne auch persönlich, wie Sie die aktuelle Krise am besten meistern. Schreiben Sie einfach eine Mail.
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Die letzte Option wäre es, ähnlich wie bei Etihad oder Cathay Pacific, Statuskunden je nach Statuslevel einen fixen Betrag an Statusmeilen monatlich zu schenken. Nachteil dieser Regel wäre allerdings, dass diese Regelung Kunden, die einen höheren Vielfliegerstatus in 2020 anstreben wollten, benachteiligt. Denn die geschenkten Statusmeilen orientieren sich normalerweise am bisherigen Vielfliegerstatus und nicht an der für 2020 geplanten Reiseaktivität.
In jedem Fall wäre auch eine Verlängerung der Prämienmeilengültigkeit wünschenswert, denn sollten diese aktuell aufgrund einer fehlenden Ausnahmeregel verfallen, wäre dies sehr ärgerlich für die Kunden.
Generell hat die Krise für Vielflieger im Hinblick auf die Meilenprogramme aber auch positive Nebenwirkungen, denn die Verfügbarkeit für Meilenflüge ist so gut wie noch nie. Bis nach 2021 hinein findet man zahlreiche First Class Prämienplätze zu sehr begehrten Destinationen. Auch in der Business Class gibt es mittlerweile fünf Plätze oder mehr an ausgewählten Daten auf attraktiven Strecken wie etwa mit der Swiss nach San Francisco.
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Auch dürften durch die Krise im nächsten Jahr erstmal keine gross angelegten Abwertungen von Statusvorteilen oder Meilen angekündigt werden, denn Airlines werden im kommenden Jahr alles daran setzen, Kunden wieder zum Fliegen zu bringen und dafür eignen sich Vielfliegerprogramme bestens. Eine Verprellung von Statuskunden wäre diesem Ziel eher hinderlich.
So gesehen sollte die Corona-Krise für Vielfliegerprogramme eher positive Effekte haben.
Alexander Koenig ist Gründer der Vielfliegerberatung First Class & More. Seit mehr als 15 Jahren hilft er seinen Kunden Business Class und First Class zum halben Preis zu fliegen, einen Top-Vielfliegerstatus zu erhalten und das Maximum aus ihren Meilen herauszuholen. In seiner Kolumne «Meilenkoenig» teilt er seine Expertise regelmässig auf www.bilanz.ch mit den Lesern.
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