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Der Physiker Marco Stampanoni hat ein Gerät entwickelt, um Brusttumore früher zu erkennen. Dafür wurde er für einen Forscherpreis nominiert.
Bastian Heiniger
Der Erfinder Marco Stampanoni will mit seinem Gerät die Brustkrebs-Erkennung verbessern.
Thomas Baumann FotografieWerbung
Eine Revolution im Erkennen von Brustkrebs. Nicht weniger als das soll Marco Stampanonis (48) Entwicklung auslösen. Der im Aargau lebende Tessiner hat ein Verfahren entwickelt, womit Brusttumore bereits erkannt werden können, wenn sie noch klein und leichter zu behandeln sind. Dafür wurde er mit seinem Team für den Europäischen Erfinderpreis des Europäischen Patentamts nominiert.
«Das Problem bei den bisherigen Röntgenverfahren ist, dass die zu untersuchenden Weichteile wenig absorbieren und deshalb auf den Bildern der Kontrast eher gering ist», sagt Stampanoni, der an der ETH als Physikprofessor lehrt und am Paul Scherrer Institut (PSI) forscht.
Heisst: Auf einem Mammografiebild ist es teils schwierig zu erkennen, ob überhaupt ein Tumor vorliegt. Es bedürfte einer höheren Strahlung, was man vermeiden will, oder weiterer Untersuchungen. Zudem sind diese zum Teil schmerzhaft, wenn etwa die Brust der Patientin zwischen zwei Plexiglascheiben gequetscht wird.
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Anders das neue Verfahren: Stampanoni und sein Team setzen auf eine Technik namens «3-D-Gitterinterferometrie». Sie schicken Röntgenstrahlen durch einige winzige Gitter und messen so, wie die Strahlen im Gewebe abgelenkt werden.
Mit den Informationen wird schliesslich ein dreidimensionales und kontrastreiches Bild der Brust und des potenziellen Tumors berechnet.
««Das Röntgenmikroskop Tomcat kann winzige Objekte wie Biopsien, Metallschäume oder auch Fossilien röntgen und davon scharfe 3-D-Bilder erstellen.»»
«Wir haben die Gitterinterferometrie so weit entwickelt, dass sie nun mit einem medizinischen Gerät kompatibel wird.» Bis in zwei Jahren will Stampanoni einen einsatzbereiten Prototyp haben. Das Spin-off GratXray wird das medizinaltechnische Gerät für den Verkauf entwickeln.
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Für Stampanoni, der in Lugano das Gymnasium besuchte und an der ETH Physik studierte, ist dies die zweite grosse Erfindung. Mit seinem Team entwickelte er das Röntgenmikroskop Tomcat, das im PSI steht und für das Forschende Schlange stehen, um damit zu arbeiten.
Es kann winzige Objekte wie Biopsien, Metallschäume oder auch Fossilien röntgen und davon scharfe 3-D-Bilder erstellen. Eingesetzt wird Tomcat von Medizinerinnen über Materialwissenschaftler bis zu Paläontologen.
Experimente faszinierten Stampanoni schon als Kind. Heute interessiert den Vater von zwei Kindern vor allem die Schnittstelle zwischen Physik und Medizin, die Verbindung zwischen faktischer Naturwissenschaft und der Empathie für Menschen.
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