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Inside Bahnhofstrasse

Kühne+Nagel in schwerem Seegang

Die Aussichten von K+N sind verhangen; das Ertragspotenzial von Ypsomed ist exzellent; DocMorris bleibt auf dem Krankenlager.

Frank Goldfinger

Frank Goldfinger

STEIFE BRISE Die Aktien von Kühne+Nagel steuern unter CEO Stefan Paul (l.) und Präsident Jörg Wolle seit Längerem Richtung Süden.

Steife Brise: Die Aktien von Kühne+Nagel steuern unter CEO Stefan Paul (l.) und Präsident Jörg Wolle seit Längerem Richtung Süden.

Paolo Dutto für BILANZ

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Als ein Partycrasher unter den SMI-Valoren entpuppte sich Kühne+Nagel: Die Aktien des Logistikkonzerns büssten letztes Jahr 28 Prozent ein. Auch in den ersten zwei Monaten 2025 bereiteten die Titel wenig Freude. Vom historischen Höchst von 2021 sind sie meilenweit entfernt. Das Unternehmen kann von den goldenen Zeiten der Pandemie, als wegen Turbulenzen bei den Lieferketten vor allem die Seefracht-Erträge in die Höhe schossen, nur noch träumen.

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Zwar hellen sich die Marktbedingungen wieder auf. Doch weht weiterhin eine steife Brise, wie sich an den Resultaten für die ersten neun Monate 2024 ablesen lässt: Der Umsatz sank um ein Prozent, die Erträge dagegen sind eingebrochen. Zu den Aussichten haben sich weder CEO Stefan Paul (55) noch VR-Präsident Jörg Wolle (67) geäussert. Viel Zuversicht auf Managementebene ist sowieso nicht auszumachen. Zumal der von Donald Trump angezettelte Handelskrieg sich als Wachstumsbremse entpuppen dürfte. Positiv ist dafür die Übernahme der Mehrheit am US-Logistiker IMC; damit kann K+N das Seefracht-Geschäft erweitern.

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Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ.

Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch

Nach den Kursverlusten sind die Aktien mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 21 für dieses Jahr nicht überteuert. Umsatz und Ertrag dürften mittelfristig wieder zunehmen, allerdings nicht in dem Ausmass, dass die Papiere viel Fantasie bieten würden. Dagegen sind sie für Renditejäger interessant. Wie stark – und ob – die Dividende für 2024 geschnitten wird, ist noch nicht klar. Mit einer geschätzten Ausschüttung von 7.50 Franken pro Titel böten sie eine attraktive Rendite von 3,6 Prozent.

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Wachstumsstory 

Zu meinen Top-Aktien zählen Ypsomed. Denn der Hersteller von Injektions- und Infusionssystemen hat alles, was ein Unternehmen für Investoren interessant macht: vielversprechendes Geschäftsmodell, Wachstumspotenzial, starke Marktposition, Preisfestsetzungsmacht, solide Finanzierung. Positiv ist im Weiteren, dass das wenig attraktive Diabetes-Geschäft zum Verkauf steht. Die Aktienkurse haben sich denn auch zwischen Sommer 2022 und Herbst 2024 weit mehr als verdreifacht.

Dann jedoch brachen sie um 25 Prozent ein. Der Grund: Das Medikament CagriSema von Novo Nordisk bewirkte in einer Studie einen Gewichtsverlust von 22,7 Prozent statt der erwarteten 25 Prozent! Und Ypsomed liefert den Dänen Injektionsstifte für CagriSema. Die Reaktion der Börse ist in meinen Augen übertrieben. Die Aktien haben sich denn auch wieder etwas erholt, doch bieten sie immer noch Einstiegschancen. Zwar sind sie mit einem geschätzten KGV von 48 für 2024/25 und 31 für das folgende Geschäftsjahr hoch bewertet. Das wird sich allerdings schnell ändern, denn das Ertragswachstum ist atemberaubend. UBS-Analystin Tanya Hansalik schätzt den Gewinn pro Aktie bis 2028/29 auf 19.31 Franken, was einem Plus von 240 Prozent innert fünf Jahren und einem KGV von noch 19 entspräche.

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Kränklich 

Die Onlineapotheke DocMorris will und will nicht gesunden. Zwar ist der Umsatz 2024 um 4,6 Prozent gestiegen. Doch die ehemalige Zur Rose kam nicht aus den roten Zahlen – und dies nach jahrelang schweren Verlusten (die Erträge werden später veröffentlicht). Was hat sich das Management nicht alles versprochen von der Einführung des elektronischen Rezepts im Hauptmarkt Deutschland. Dennoch sind die Wachstumsraten im Vergleich mit dem niederländischen Konkurrenten Redcare Pharmacy bescheiden.

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Die Aussichten bleiben verhangen. Die steigenden Marketingausgaben belasten die Ertragsrechnung. Auch 2025 dürfte heftige Verluste bringen. Das zehrt an der Liquidität. So droht eine Kapitalerhöhung mit entsprechender Verwässerung, was die Aktien zusätzlich belastet. Das Debakel findet seinen Niederschlag im Kurs: Über vier Jahre haben die Titel nicht weniger als 96 Prozent an Wert verloren. Dass es da dem einen oder anderen Investor in den Fingern juckt, bei den tiefen Preisen zuzugreifen, kann ich nachvollziehen. Doch die Spekulation ist riskant. Ich jedenfalls lasse meine Finger von den Aktien.

Kurspotenzial

Der Hype um KI hat die Aktienkurse von Comet zwischen Herbst 2022 und Sommer 2024 um 170 Prozent anschwellen lassen. Doch seither ist die Luft draussen, die Papiere haben 30 Prozent verloren. Aus dem Hause Comet kommen Hightech-Produkte auf Basis von Röntgen- und Hochfrequenz-Technologie, Hauptabnehmer ist die Halbleiterindustrie. Und diese ist heftigen Schwankungen unterworfen. Nun gewinnt zwar der nächste Halbleiterzyklus an Kraft, doch zögerlicher als erwartet. Dementsprechend vertagen viele Halbleiterhersteller ihre Kapazitätserweiterungen.

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Comet meldet für 2024 einen um zwölf Prozent höheren Umsatz von 445 Millionen Franken. Allerdings liegt dieser am unteren Ende der Erwartungen. Enttäuschend ist auch die Ebitda-Marge; mit 13,8 Prozent wurde die eigene Zielsetzung von 15 bis 17 Prozent klar verfehlt. Die enttäuschenden Resultate sind im Aktienpreis wohl eskomptiert. Damit dürfte die Erholung in der Halbleiterindustrie neue Impulse liefern. Für dieses Jahr stellt sich das geschätzte KGV auf 29. Bereits 2026 sinkt diese Bewertungsziffer auf 20, ein Jahr danach sind es noch 16. Auf mittlere Sicht weisen Comet also ein beträchtliches Kurspotenzial auf. Allerdings erfordern die Valoren Risikobereitschaft.

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