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Keine Apéros im Bundeshaus: Gut für die Leber, aber schlecht für die Politik

Politik braucht Nähe, im Ratssaal und beim Apéro. Corona verbietet beides. Und das wiegt in der Advents-Session besonders schwer.

Florence Vuichard

Florence Vuichard

Der traditionelle Weihnachtsbaum schmueckt die Eingangshalle an der Wintersession der Eidgenoessischen Raete, am Mittwoch, 2. Dezember 2020 im Bundeshaus in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)

Der traditionelle Weihnachtsbaum schmückt auch in diesem Jahr die Eingangshalle im Bundeshaus – ansonsten ist corona-bedingt in dieser Wintersession alles anders.

Keystone

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Der prächtige Weihnachtsbaum steht wieder da. Doch sonst ist alles anders im Bundeshaus in dieser Wintersession. Und das nicht nur wegen der Plexiglas-Trennscheiben, die überall herumstehen und teilweise den Durchblick trüben.

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Zwar werden sich National- und Ständeräte wie immer im Dezember auch heuer um die Ausgaben im Bundeshaushalt streiten und ihre Ratspräsidien neu bestücken. Doch der dritte Punkt in der parlamentarischen Winter-Dreifaltigkeit – Budget, Wahlen, Apéro – fällt diesmal Corona-bedingt weg.

Keine Buffets, keine Waadtländer Spezialitäten, keine Fraktionsessen

Keine üppigen Buffets mit Spezialitäten aus den Kantonen Bern und Schwyz, um die neu gewählten Nationalrats- und Ständerats-Präsidenten Andreas Aebi respektive Alex Kuprecht zu ehren, keine Waadtländer Spezialitäten für alle am Tag der Wahl des neuen Bundespräsidenten. Irgendwo wird Guy Parmelin im kleinen Kreis bestimmt anstossen, aber für die erweiterte, diesmal ohnehin schon sehr restriktiv gehaltene Bundeshaus-Gemeinschaft gibts nichts.

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Wegfallen werden auch die Fahrten der neu gewählten Ratspräsidenten in Extrazügen in ihre heimischen Gefilde. Es wird keine fototechnisch dankbaren Umzüge geben durch die Strassen der Kantonshauptorte oder Wohngemeinden der Würdenträger, kein Zuprosten mit der Bevölkerung. Vielleicht im Sommer 2021. Auf dann jedenfalls erwägen Aebi und Kuprecht offenbar ihre festlichen Ausflüge zu verschieben. Zur Feier der Halbzeit statt der Wahl.

Gestrichen sind auch die Fraktionsessen der Parteien, ebenso die von den Lobbyisten und Verbänden organisierten Networking-Anlässe. Der Schweizer Politbetrieb wird es überleben, falls dieses Corona-Regime dann mal ein Ende hat. Doch allzu lang sollte diese neue Askese nicht andauern, denn Politik braucht Nähe, Reibung, Emotionen, Austausch. Im Ratssaal, aber auch beim Feierabendbier.

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Es ist jedenfalls kaum ein Zufall, dass weltweit viele Parlamente räumlich eher klein und eng gehalten sind. Das mag all die Zoom-, Teams- und Skype-Fetischisten, die gerne alles nur noch virtuell abhaken möchten, vielleicht etwas überraschen. Aber tragfähige Lösungen entstehen oft erst, wenn Kontrahenten die Köpfe zusammenstecken. Respektive zusammenstecken müssen.

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