Guten Tag,
Die Sterne am Hotelhimmel verschmelzen Luxus mit Authentizität und ein seelenvolles Ambiente mit dem grosszügigen Geist ihrer Macher.
Claus Schweitzer
Dem Hôtel du Cap-Eden-Roc an der Côte d‘Azur gelingt es auch in diesen hektischen Zeiten, ein Gefühl von erhabener Ewigkeit heraufzubeschwören und den mediterranen Zauber des mythischen Anwesens wachzurufen.
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Wir tasten uns allmählich aus der Pandemie heraus, die Perspektiven weiten sich endlich wieder, und umso mehr suchen wir Orte mit Seele und Charakter, verkörpert durch gastorientierte Menschen wie Robin Hutson. Fragt man den englischen Hotelunternehmer, was die Magie seiner kleinen Hotelgruppe The Pig ausmache, antwortet er: «Es ist denkbar einfach – just be nice.»
Entscheidend sei der menschliche Faktor – unter Mitarbeitenden, in Bezug auf die Gäste. «Wer denkt, es gehe lediglich um exquisite Hotelanlagen, hat das Wesentliche nicht begriffen. Ein Hotel muss heute die Werte der Betreiber widerspiegeln, eine Haltung vertreten.» Willkommen beim 25. Hotelranking der BILANZ.
Robin Hutson hat sich zusammen mit seiner Ehefrau Judy, welche für die Interieurs verantwortlich zeichnet, auf die Umwandlung von maroden Landsitzen in zauberhafte Hotels spezialisiert. Jüngster und siebter Spross der langsam wachsenden Hotelfamilie ist The Pig at Harlyn Bay in Cornwall: stimmig, entspannt und liebevoll geführt wie die sechs Geschwisterbetriebe – mit heiterer Landlustromantik, riesigem Küchengarten und nachhaltiger Kulinarik. Alles zu überschaubaren Preisen (ab rund 250 Franken).
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The Pig versinnbildlicht einen ersten Trend im aktuellen Ranking: die Sehnsucht nach dem Echten und Ehrlichen. In einer Welt von Fake News und klischeehaft polierten Instagram-Erlebnissen trachten heute viele Reisende nach Zufluchtsorten, die das Gefühl von ungekünstelter Authentizität und familiärer Gastlichkeit aufkommen lassen. Solche Hotels haben alles, was das Geniesserherz braucht, aber nichts Unsinniges darüber hinaus.
Platz 1 (Vorjahr: 4): The Alpina Gstaad, Gstaad
Als die Berner Oberländer Nobelabsteige im Winter 2012 eröffnete, begann gerade die Ära, in der medizinische und umwelttechnologische Fortschritte zu einem verstärkten Fokus auf Wellbeing und Nachhaltigkeit führten. Das «Alpina» nahm diesen erneuerten Sinn für althergebrachte Achtsamkeit auf und baute sein Commitment hierfür kontinuierlich aus.
Damit traf das Hotel ins Schwarze: Heute suchen anspruchsvolle Besserverdiener nach mehr Sinnhaftigkeit für ihr Leben und verstehen Reisen nicht als Flucht vor dem Alltag, sondern als Freiraum für eine positive Transformation – seines Selbst und der Erde. Nachson Mimran, der das Haus vor ein paar Jahren von seinem Vater übernehmen konnte, engagiert sich konsequenter als jeder andere Luxushotelbesitzer hierzulande für eine mustergültige Ökobilanz. So war er der erste in der Schweiz, der auf plastikfreie Badezimmer-Amenities setzte, den Küchenchef zu «Zero Waste»-Gerichten anregte und Nachhaltigkeit auf individuelle Weise für den Gast erfahrbar macht: So sind zum Beispiel die Hotelslipper hochwertig aus Filz und Lammfell gefertigt und mit dem Hinweis «Take me home» versehen. Die holistischen Gesundheitsprogramme im Six Senses Spa reichen weit über die gewohnten Wellnessangebote hinaus. Ebenfalls herausragend: Die Kunst und der Blumenschmuck in den öffentlichen Räumen. Im letzten Sommer und Winter konnte der neue Primus das benachbarte Gstaad Palace in puncto Auslastung deutlich toppen: Dem jüngeren Haus kam die verstärkte Nachfrage nach „splendid isolation“ in exklusivem kleinerem Rahmen (56 Zimmer) zugute.
Wenn doch nur… die Gesetze von Preis und Leistung hier nicht ausser Kraft gesetzt wären. Doch scheint das «Alpina» für jede Dienstleistung verlangen zu können, was es will, wohlwissend, dass die Gäste jeden Preis bezahlen, um sich hier zu erholen.
PDPlatz 2 (Vorjahr: 1): Castello del Sole, Ascona
Schon 2020 war ein starkes Geschäftsjahr, und 2021 scheint nun sämtliche Belegungs- und Umsatzzahlen zu übertreffen, die Simon und Gabriela Jenny in ihren bisher neunzehn Sommern als Gastgeber im Tessiner Luxusresort erzielt haben. Mit der neuen Sehnsucht nach Zurückgezogenheit kommen die Stärken dieses grosszügig ausgelegten, inmitten von 140 Hektaren Park und eigener Landwirtschaft gelegenen Hideaways besonders zur Geltung. Kein anderes Hotel im Land vereint Natur und Luxus so harmonisch wie dieses. Und das Platzangebot pro Gast ist schweizweit konkurrenzlos. Wer in dieser «Destination in der Destination» absteigt, braucht die Hotelanlage nicht zu verlassen und fühlt sich dank drei Restaurants, Spa, Tennisplätzen, enormen Auslaufmöglichkeiten sowie Privatstrand mit Wassersportmöglichkeiten selbst bei einem längeren Aufenthalt nie eingeschränkt. Frisch renoviert: das Halbpensionsrestaurant Tre Stagioni. Und die News: Im Entstehen ist derzeit eine Erweiterung des Hotels ausserhalb der Anlage direkt an der Seefront nahe dem «Eden Roc» – auf dem lang gestreckten Privatgrundstück der Besitzerfamilie Anda-Bührle.
Wenn doch nur… die Diskrepanz zwischen den Loggia-Suiten in den beiden Pavillons und den Standard-Zimmern im Haupthaus nicht so gross wäre. Erstere sind Luxusklasse. Letztere erreichen nicht ganz höchste Weihen.
PDPlatz 3 (Vorjahr: 2): Gstaad Palace, Gstaad
Dank der hervorragenden vorletzten Wintersaison hatte der Alpenpalast gute Reserven und konnte die letzten fünfhundert Tage mit einem blauen Auge überstehen. «Dinge geschehen im Leben, die man nicht erwartet», sagt Andrea Scherz, der sein 108-jähriges Bergrefugium in dritter Generation führt. «Einen Lebenstraum gibt man nicht so rasch auf. Und so werden wir diesen Ausnahmezustand mit diszipliniertem Kostenmanagement überstehen.» Der 52-jährige Vollblutgastgeber ergänzt: «Wenn sich die Situation in einem Jahr nicht gebessert hat, mag ich zu einer anderen Einschätzung kommen müssen.» Die Herausforderung des Gstaad Palace liegt darin, dass es bisher zu drei Vierteln von ausländischen Gästen lebte und diese nicht ohne Weiteres vollumfänglich von heimischen Besuchern ersetzt werden können – auch weil «Palace»-Neulinge oft eine gewisse Schwellenangst haben. Dennoch haben inzwischen viele Schweizerinnen und Schweizer das weisse Märchenschloss für sich entdeckt und gemerkt, wie unkompliziert und entspannt hier alles ist. Wer einmal im «Palace» war, merkt rasch: Es hat eines der liebenswertesten Hotelteams im ganzen Land und eine behagliche Ambiance, die von respektvollem Miteinander geprägt ist – seit der Pandemie noch stärker als zuvor. Neu in diesem Sommer: Beim olympischen Freibad von 1928 wurde die legendäre Pool-Bar «Piscine» aus dem Dornröschenschlaf erweckt. Entstanden ist ein heiterer Ort zum Licht-Luft-Sonne-Tanken, natürlich auch zum erfrischenden Schwumm auf 50 Meter langen Bahnen. Für gute Laune sorgen zudem allerlei kulinarische Häppchen von Franz Faeh, unserem «Hotelkoch des Jahres 2021», sowie coole Sounds von Jim Leblanc, dem Resident-DJ im eigenen, nur im Winter betriebenen Nightclub GreenGo.
Wenn doch nur… der Aussenliegebereich vor dem Spa so stimmig umgesetzt wäre wie das Spa selbst.
PDPlatz 4 (Vorjahr: 8): Eden Roc, Ascona
Es waren zwei goldene Sommer für das Eden Roc – was jedoch für alle Tourismusbetriebe in der Südschweiz gilt. Die Renaissance dieses modernen Hotelklassikers, der sich im Vergleich zum Vorjahr um vier Ränge verbessern konnte, verdankt sich indes der fabelhaften Servicekultur und dem grossartigem Flow im ganzen Hotelteam um Direktor Simon Spiller. Die betörende Szenerie mit subtropischer Vegetation am Ufer des Lago Maggiore trägt das ihre zur südlichen Ferienstimmung bei. Zur Uferpromenade von Ascona sind es nur wenige Schritte, doch lässt sich der Tag auch unter Palmen und alten Bäumen im Garten direkt am Wasser verbringen – neuerdings auch im Garten der direkt angrenzenden, unlängst erworbenen «Casa Epper» mit beschatteter Boccia-Bahn. Es gibt eine hauseigene Wassersportschule und neu eine Reihe von Ausflügen und Abenteuern im Rahmen des «Moving Mountains»-Programms, ausserdem lockt das Spa mit dem besten Therapeutenteam im Tessin. Die Zimmer im rechten Hotelflügel wurden soeben frisch renoviert – dabei hielt sich Innenarchitekt Carlo Rampazzi in seiner ansonsten fulminanten Stilistik vergleichsweise zurück. Der jungen Generation der Besitzerfamilie Kipp-Bechtolsheimer liegt das Thema Nachhaltigkeit am Herzen, weshalb das Eden Roc – wie auch die Schwesterhotels Carlton St. Moritz, Tschuggen Grand Hotel und Valsana Arosa – klimaneutral betrieben wird. Stammgäste versucht man, mit individuellen Aufmerksamkeiten zu überraschen. Das ist die persönliche Dimension, die selbst verwöhnte Reisende, welche schon alles gesehen und erlebt haben, nicht so schnell vergessen.
Wenn doch nur… der erste visuelle Eindruck des modernistischen Gebäude-Ensembles aus den Wirtschaftswunderjahren nicht an ein Luxuskrankenhaus denken liesse. Doch das Eden Roc beweist: Inhalt ist wichtiger als Form.
PD
Platz 5 (Vorjahr: 3): Park Hotel Vitznau, Vitznau
Das Genuss-Schloss am Fusse der Rigi verbindet Grosszügigkeit und Intimität auf unvergleichliche Art und ist bestens aufgestellt, um den Gästen als Rückzugsort für beflügelnde Tage zu dienen. Dafür sorgt Gastgeber Urs Langenegger, der das Park Hotel Vitznau seit dem letzten Jahr im Stil eines edlen privaten Gästehauses führt. Den Übernachtungsgästen und Freunden des Hauses (zu denen einzelne externe Restaurantgäste auf Vorreservation gehören) soll ein Aufenthalt ermöglicht werden, der viel Privatsphäre, Exklusivität und Diskretion verspricht. Ausserdem: Frühstück ist hier nicht einfach Frühstück, sondern ein lukullisches à-la-carte-Vergnügen mit einer schweizweit unübertroffenen Auswahl und Qualität an süssen und salzigen Köstlichkeiten. Neu seit diesem Frühjahr haben die beiden Restaurants Focus Atelier (kreative Spitzenküche) und Prisma (Casual Fine Dining mit asiatischen Aromen) ihre Standorte ausgetauscht: Die Gourmetmenüs von Patrick Mahler werden nun im aussichtsreichen Glaspavillon serviert. Beide Lokale verfügen über herrliche Seeterrassen.
Wenn doch nur… der Feriengast nicht auf Schritt und Tritt an die Finanzwelt des Besitzers Peter Pühringer erinnert würde: Im Hauptlift purzeln gemalte Goldtaler die Wände herunter, im Zentrum des Hotelparks rotiert die Brunnenskulptur «The Bull & Bear», und zwei ganze Etagen sind den Themenwelten «Finance» und «Endowment» gewidmet – mit Suiten, die nach Wirtschaftswissenschaftern und Elite-Hochschulen benannt sind.
PDPlatz 6 (Vorjahr: 7): Riffelalp Resort 2222m, Zermatt
Den Ausblick dieser einzig wirklichen Luxus-Lodge in der Schweiz kennt man schon, ohne je dagewesen zu sein – aus Dutzenden von Kalender- und Werbefotos mit der idealen Perspektive aufs Matterhorn. Landschaftlich eindrücklicher geht es in den Bergen kaum, zudem liegt das Riffelalp Resort inmitten des Skigebiets respektive direkt an den Wanderwegen. Doch besteht der Lodge-Zauber nicht nur im authentischen Alpenerlebnis an dieser atemberaubenden Lage auf 2222 Metern über dem Meer, sondern auch im flirrend internationalen Lebensgefühl mit Gästen aus nah und fern. Diese schätzen die entspannte Atmosphäre ohne vornehmes Getue, das kleine Spa mit wohlig warmem Aussenpool und die unlängst renovierten Zimmer im gemütlichen Chalet-Look. Hier kann man sich diskret vom Rest der Menschheit verstecken und im Einklang mit der Natur fühlen, unberührt vom Chaos in der Welt. Selbst Zermatt (das in zwanzig Fahrminuten mit der Gornergratbahn erreichbar ist) scheint himmelweit entfernt.
Wenn doch nur… die Personalabteilung auch mal den einen oder anderen einheimischen Mitarbeitenden für den Service in den Restaurants finden würde.
PDPlatz 7 (Vorjahr: 9): Grand Hotel Kronenhof, Pontresina
Die «Grande dame» unter den regionalen Alpenpalästen besticht in allen relevanten Bewertungskategorien und steigt um zwei Ränge zum besten Hotel im Engadin auf. Die Holzböden im Treppenhaus knarren etwas, aber das dürfen sie, schliesslich sind sie Jahrgang 1848. Dem nostalgischen Charme des dreiflügligen Gebäudes mit hufeisenförmigem Ehrenhof, neobarockem Speisesaal und lichtdurchfluteter Beletage erliegt man schnell, zumal der Gast im Mittelpunkt aller Überlegungen steht und nicht wie so oft im Weg. Ganz von heute sind zahlreiche frisch strahlende Zimmer (28 tragen die Handschrift vom Architekten Pierre-Yves Rochon), das Spa mit einem der schönsten Hallenbäder im Land sowie die grosszügig konzipierte Zigarrenlounge mit angrenzendem Billardzimmer. Im Winter gibt es eine hauseigene Eisbahn, im Sommer locken Yoga-Lektionen auf speziellen Holzplattformen im Garten über dem Berninabach. Auch freut sich so mancher «Kronenhof»-Gast an Schnee- oder Regentagen, den Nachmittag mit einem Buch in der stimmungsvollen, soeben renovierten Lobby oder im angrenzenden Kaminsalon zu vertrödeln und darüber zu sinnieren, was gute Hotels sind und schon immer waren: sichere Häfen im Ozean der Wirklichkeit.
Wenn doch nur… Pontresina eine direkte Pistenanbindung für Skifahrer hätte. Für den Wintersport in einem der umliegenden Skigebiete Diavolezza, Corviglia oder Corvatsch muss stets gependelt werden. Immerhin betreibt der «Kronenhof» einen Ski-Shuttle.
PD
Platz 8 (Vorjahr: 12): Grand Resort Bad Ragaz, Bad Ragaz
Die Ostschweizer Gesundheitsbastion, die sich von allen anderen Hotels dieses Rankings durch ihre 180-jährige Bäderkultur mit heilendem Thermalwasser unterscheidet, leistete sich vor zwei Jahren selber eine umfassende Frischzellenkur. Dabei schielte man stilistisch zu sehr nach Dubai, lag aber mit der verstärkten Ausrichtung auf Lifestyle-Gäste und einer neuen kulinarischen Dynamik richtig, denn die Klientel hat sich in den Pandemiemonaten deutlich verjüngt: Greise Gäste blieben aus Angst vor dem Virus eher zu Hause, dafür fand vermehrt die «Generation Mitte» nach Bad Ragaz. Die dreissig- bis sechzigjährigen Berufstätigen reisen oftmals mit Kind und Kegel an und schätzen es, dass sie hier effizient ihre Gesundheit optimieren und zugleich ihre raren Ferientage mit der Familie verbringen können – der Angebotsvielfalt sei Dank: Von der Kindervilla über die landesweit attraktivste E-Bike-Station bis zum eigenen Golfplatz ist für jedes Bedürfnis gesorgt, insbesondere auch in gastronomischer Hinsicht mit den Gourmetrestaurants «Igniv» (Silvio Germann) und «Memories» (Sven Wassmer). Das Medical Spa hat seine Kompetenzen in den «NewYou»-Programmen frisch gebündelt. Diese gehen spezifisch auf verschiedene Lebensstile ein und haben jeweils ein transformatives Ziel. So eignet sich beispielsweise das fünftägige Programm «Boost your Power» für alle, die nach stressigen, bewegungsarmen Jahren wieder richtig fit werden wollen.
Wenn doch nur… beim Umbau des Quellenhof-Trakts vor zwei Jahren auf eine gewisse Swissness geachtet worden wäre. Mit der heutigen Innenarchitektur im austauschbaren «global chic» könnte das Hotel irgendwo auf der Welt stehen.
PDPlatz 9 (Vorjahr: 6): Tschuggen Grand Hotel, Arosa
Das flamboyant zusammengewürfelte Farb- und Materialkonzept in den Zimmern und öffentlichen Hotelräumen steht in starkem Kontrast zum puristisch gestalteten, in den Fels gesprengten «Bergoase»-Spa. Letzteres ist von farbig illuminierten Glassegeln gekrönt und ebnet Stressgeplagten gewissermassen eine Schnellstrasse in die Entschleunigung – nicht zuletzt dank den verlässlich gut ausgeführten und im Vergleich zu anderen Fünfsternehäusern recht preiswerten Körper- und Beautybehandlungen. Hoteldirektor Stefan Noll versteht es, sich mit engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu umgeben. Vom Doorman über das Zimmermädchen bis zum Frühstückskellner denken alle mit und geben ihr Bestes, um bei den Gästen für Glücksmomente zu sorgen. Während der Wintersaison lassen sich im Restaurant La Brezza des jungen Spitzenkochs Marco Campanella (der im Sommer im Schwesterhotel Eden Roc in Ascona tätig ist) kulinarische Sternstunden erleben, während im gemütlichen Kellerlokal The Basement mit Kegelbahn leckere Burger, Steaks und Bündner Spezialitäten locken. Alles mit bestem Gewissen: Die Tschuggen Hotelgruppe setzt sich für Luxus ein, der nicht auf Kosten der Umwelt geht und ist in Zusammenarbeit mit myclimate seit 2019 klimaneutral. Eine Besonderheit ist der hauseigene «Tschuggen Express», der in drei Minuten vom Hotel zur Tschuggenhütte mitten im Wander- und Skigebiet führt.
Wenn doch nur… im Sommer nicht auf die Restaurant-Vielfalt im Haus verzichtet werden müsste, die im Winter geboten wird. Die Sommersaison 2021 wird mit zusätzlich eingeschränkten Kapazitäten betrieben – dies wegen der direkt benachbarten Baustelle der derzeit entstehenden «Tschuggen Mountain Lofts» (neue Hotelsuiten und Ferienwohnungen, die im Dezember 2022 fertiggestellt sein werden).
PDPlatz 10 (Vorjahr: 5): Suvretta House, St. Moritz
Eine gewisse Abgeschiedenheit vom St. Moritzer Rummel und mehr als genug Platz für jeden Gast haben das Suvretta House schon immer von den konkurrierenden Luxusherbergen vor Ort unterschieden. Es ist eines der wenigen Hotels in der Schweiz, die eine Destination für sich sind – mit unnachahmlichem Retro-Flair, schön renovierten Zimmern und einem fulminanten Angebot an Outdoor-Aktivitäten (im Sommer teilweise im Übernachtungspreis inkludiert). Im Winter beginnen und enden die Skipisten des Corviglia-Gebiets gleich hinter dem Haus. Wer den Tag anders gestalten will, für den hat Concierge Marco Vaudo – oder auch das Gastgeberpaar Peter und Esther Egli – individuell passende Tipps parat. Zudem ist man in diesem monumentalen und zugleich märchenhaften Hotel aus dem Jahr 1912 Teil von etwas Grösserem. Gerade in diesen unstabilen Zeiten vermitteln uns die alten Mauern ein Gefühl der Kontinuität. Sie waren vor uns da, sie werden uns wahrscheinlich überdauern – wie auch der Dresscode im Grand Restaurant, wo die Hausordnung wie eh und je vorgibt: «Herren tragen dunklen Anzug mit Krawatte, jüngere Gentlemen erscheinen mit Jackett und Krawatte.»
Wenn doch nur… der Detailpflege, insbesondere in puncto Blumenschmuck, grössere Aufmerksamkeit zuteil werden würde (es dominieren die stereotypen Orchideen im Topf). Und das Suvretta House mag vor zwei Jahrzehnten mit dem ersten Spa im Engadin aufgetrumpft haben, doch hält dieses längst nicht mehr mit dem Status quo vergleichbarer Resorts mit.
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Wie liesse es sich anders erklären, dass lokal verwurzelte, von passionierten Eigentümern beseelte Häuser wie das San Luis ob Meran, die Adler Lodge Alpe in den Dolomiten, das Hotel Walther in Pontresina oder das Parkhotel Bellevue in Adelboden während der geöffneten Pandemiemonate kaum je ein Zimmer frei hatten und sich teilweise sogar den grossen Buchungsportalen erfolgreich verweigern können? «Je anonymer und unbeständiger die Welt wird, desto wichtiger wird es für uns Hoteliers, den Gästen ein Gefühl des Aufgehobenseins zu vermitteln und zugleich den Erlebnisraum der ganzen Region optimal erfahrbar zu machen», sagt Christian Hoefliger-von Siebenthal, der zusammen mit seiner Frau Brigitte das bezaubernde Romantik Hotel Hornberg im Saanenland führt.
Zum Anspruch des Echten gehört heute auch ein gewisses Verantwortungsgefühl der Reisenden. Viele hinterfragen aktiv die Destinationen ihrer Wahl, wollen langsamer unterwegs sein und vor allem nicht zu den allgegenwärtigen Problemen beitragen: Übertourismus, Klimawandel, unfairen Arbeitsbedingungen. «Wichtig ist, ein besonderes Augenmerk auf Integrität anstelle von Exzess zu haben», sagt Gordon Campbell Gray.
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Der schottische Hotelier macht derzeit mit seinem konsequent umgesetzten Credo «small, local, sustainable» im The Three Chimneys auf der Isle of Skye von sich reden. Er weist darauf hin, dass es keine allgemeingültige Antwort auf nachhaltigen Tourismus gäbe. So sei beispielsweise die Wassereffizienz an Spaniens trockenen Küsten sehr viel relevanter als in den regenreichen Hebriden.
Die Pandemie hat das grüne Denken ordentlich befeuert. Hotels und ganze Tourismusgebiete werden neu durchdacht. Nicht zuletzt, weil die Generationen Y und Z nachrücken. Sie sind die Gäste der Zukunft, und bei diesen steht das Megathema Klima ganz oben auf der Agenda. Mit einer gezielten Auslese minimieren sie ihren ökologischen Fussabdruck und unterstützen kompromisslos jene Hotels, die nicht nur ein einzigartiges Gesamterlebnis bieten, sondern auch eine mustergültige Ökobilanz.
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Platz 1 (Vorjahr: 3): Les Trois Rois, Basel
Im «Drei Könige» am gemächlich dahinziehenden Rhein gehen seit 340 Jahren Gäste ein und aus, länger als in allen anderen Grandhotels dieses Rankings. Es vermittelt gerade in unstabilen Zeiten ein Gefühl der Kontinuität und holt ein bisschen Glanz und Gloria zurück in die oftmals deprimierend gleichförmige Hotelwelt. Zugleich strahlt das Les Trois Rois eine grosse Gemütlichkeit aus, etwa beim Afternoon-Tea in der Lobby oder bei einem Drink in der Kaminbar. Die Zimmertüren öffnet man noch mit richtig schweren Schlüsseln, und wohin man im ganzen Haus blickt, ist man von Antiquitäten, Raritäten und Kuriositäten umgeben, ohne dass diese aufgesetzt wirken würden. Zum leichten Schwindelgefühl, welches das «Trois Rois» auslöst, trägt die Schieflage des Hotels bei. Die Steintreppen im Lichthof zwischen Entree und Lobby – dem architektonischen Herzen des palastartigen Baus – senken sich zur einen Seite um einige Zentimeter, was wie bei venezianischen Palazzi durch Bodenabsenkungen am Flussufer zu erklären ist. Dass der Zauber anhält, ist Thomas Straumann zu verdanken, respektive dessen persönlicher Neigung zu Grandhotels. Der Unternehmer aus dem Oberbaselbiet rettete das zur Jahrtausendwende vor dem Zerfall stehende Juwel, indem er es 2004 kurzentschlossen erwarb und historiengetreu renovieren liess. Bis heute schlägt sein Herz für das «Trois Rois». Gastgeberin Tanja Wegmann, ebenfalls Baslerin, ist stets nah am Geschehen dran und erzeugt mit ihrem Team eine Atmosphäre unangestrengter Kultiviertheit.
Wenn doch nur… das Gourmetrestaurant Cheval Blanc, wo Küchenchef Peter Knogl zielsicher zu den Sternen greift, nicht Opfer des eigenen Erfolgs wäre und kurzfristig ein Tisch zu ergattern wäre. Für Freitag- und Samstagabend muss man oft Monate im Voraus buchen.
PD (Pressedienst)
Platz 2 (Vorjahr: 1): Beau-Rivage Palace, Lausanne
Wer Hotelmagie wirklich sehen, fühlen und zelebrieren will, kommt nicht um das Beau-Rivage Palace herum. Mehr als seine Pendants in der Deutschschweiz strahlt dieser Belle-Epoque-Palast die schöne Selbstverständlichkeit von langsam gewachsenen, fortwährend mit dem Energiefluss ihrer Zeit entwickelten Traditionshäusern aus. Hier kommt nostalgischer Luxus ohne Aufheben, dafür mit unaufgeregter Eleganz und dem beherzten gewissen Etwas daher. Und ein Hotel, das schon 160 Jahre mit unumgänglichen Höhen und Tiefen erlebt hat, hat ja heute etwas überaus Beruhigendes: Diese wunderschönen Hallen, Salons und Treppenhäuser haben grössere Dinge als das Coronavirus überwunden. Gleichzeitig sorgt Direktorin Nathalie Seiler-Hayez für gehaltvolle Substanz in allen Bereichen. Das Wellbeing-Konzept im unlängst erneuerten Cinq Mondes Spa überzeugt ebenso wie die japanische Cuisine im «Miyako» oder das lukullische Frühstück. In die aufwendig renovierten Zimmer und Bäder im (westlichen) «Palace»-Flügel würde man am liebsten für längere Zeit einziehen, und wer sich einmal an die diskrete Fürsorglichkeit von Chef-Concierge Sylvie Gonin oder Duty-Managerin Viktoria Schlegel gewöhnt hat, wird es in anderen Stadthotels schwer haben. Im Restaurant Anne-Sophie Pic (moderne französische Gourmetküche) stehen Veränderungen an, ebenso im klassizistischen «Beau-Rivage»-Flügel, dessen Zimmer bis im Spätherbst 2021 alle umgebaut werden. Einziger Wermutstropfen: Bei all den Möglichkeiten, die dieses fabelhafte Hotel bietet, besteht die Gefahr, dass man die parkumgebene Anlage – einmal angekommen – nicht mehr verlässt, denn fast alles, was das Leben angenehm macht, vereint sich hier.
Wenn doch nur… die momentan so friedliche und fast schon «privat» anmutende Ambiance erhalten bliebe und die Kongresse, Veranstaltungen und Grosshochzeiten nicht bald schon wieder Einzug hielten. Diese wurden durch die Pandemie stark eingedämmt.
PD (Pressedienst)
Platz 3 (Vorjahr: 2): The Dolder Grand, Zürich
Hoch über der Stadt, mitten im Grünen und mit Blick auf See und Alpen, fühlt man sich in Zürichs moderner Hotelikone weit weg von allem. Kosmopolitische Bonvivants jeglicher Couleur finden hier zusammen, zelebrieren das nonchalant-elegante Gastdasein und erholen sich von den Strapazen des Alltags. Unverändert sind die öffentlichen Räume von feinster Kunst durchwirkt – darunter Andy Warhols riesiger Eyecatcher «Big Retrospective Painting» in der Lobby, wo inzwischen auch die Bar untergebracht ist (die Rezeption wurde zum Concierge in die Eingangshalle transferiert). Einen ebenso hohen Stellenwert hat die Kulinarik, sei es im «The Restaurant» beim Herdvirtuosen Heiko Nieder oder im einfacheren «Saltz» mit Panoramaterrasse. Liebhaber der orientalischen Küche können Mezze-Variationen oder Pouletspiesse Shish Taouk per Room-Service ordern. Ausserdem gibt es immer wieder gastronomische Pop-ups, zuletzt mit japanischer Cuisine. Im weitläufigen Spa wurde soeben das medizinische Angebot ausgebaut, doch sind die Aussen(liege)flächen zum Relaxen für ein City-Resort dieser Grössenordnung recht knapp bemessen. General Manager Markus Granelli ist nah am jungen Hotelteam dran und lebt seine Werte des respektvollen Umgangs und der flachen Hierarchien ebenso vor wie eine mitreissende Hands-on-Mentalität. Mit beachtlichem Erfolg übrigens: Das Dolder Grand kam besser über die Pandemie als die meisten anderen Stadthotels im Land.
Wenn doch nur… der Zahn der Zeit nicht beginnen würde, am 2008 wiedereröffneten Grandhotel zu nagen. Der Instandhaltung mancher Zimmer müsste höhere Aufmerksamkeit zukommen. Dasselbe gilt für die Terrasse des Restaurants Saltz: Ölflecken auf den Holztischen, teilweise zerrissene Sonnenschirme, und beim Testbesuch Mitte Juli waren auf der Damentoilette ein halbes Dutzend Glühbirnen defekt.
PDPlatz 4 (Vorjahr: 8): Four Seasons Hotel des Bergues, Genf
Die älteste Genfer Luxusherberge (1834), an der Einmündung des Genfersees in die Rhone gelegen, hat in der Summe aller Qualitäten aufgeholt und landet auf Platz 4. Sie verbindet den Prickeleffekt eines Grandhotels mit der Individualität eines Boutiquehotels und lässt trotz Headquarter in Toronto kein Corporate-Flair aufkommen. Im Gegenteil: Four Seasons beweist ein Gespür für den Standort, und die Faszination einer grossen Tradition geht hier mit einem zeitgemässen Verständnis von Service einher. Die bestens eingespielte Crew um Direktor Martin Rhomberg sorgt ganz ohne serviles Getue dafür, dass der normale Gast vom ersten Moment an gleich gut empfangen wird wie die VIPs. Die Ambiance ist auf klassische Weise wohnlich – oder so wohnlich ein Hotel mit 115 Zimmern eben sein kann. Gleichermassen beliebt bei Übernachtungsgästen und Einheimischen ist das japanische Rooftop-Restaurant Izumi. Das Spa mit konstant grossartigen Therapeuten und kleinem Hallenbad in der Dachetage sorgt für entspannende Momente. Und Concierge-Lady Mina Bayat lässt sich von keinem Spezialwunsch aus der Ruhe bringen: «Chez nous, l’extra est ordinaire», sagt sie.
Wenn doch nur… ein Aufenthalt nicht so aufs Portemonnaie schlagen würde. Und so praktisch die Location im sprichwörtlichen Stadtzentrum auch ist – wer das Zimmerfenster zur Mont-Blanc-Brücke öffnet, hört auch nachts eher das Brausen des Verkehrs als das Rauschen der Rhone.
Olivia Pulver
Platz 5 (Vorjahr: 4): Fairmont Le Montreux Palace, Montreux
Leichtigkeit spüren in dieser seltsamen Zeit. Energie und Freude tanken, die Sorgen zu Hause lassen. Wer die Hotel-Drehtür in Gang setzt, findet sich sofort in der schwerelosen Ambiance der Belle-Epoque wieder, die hier leuchtet, als hätte sie gerade erst begonnen. «Das Leben sollte besser sein als zu Hause, wenn man in einem Grandhotel eincheckt», sagt Michael Smithuis. Und das gelingt dem stets wohlwollenden Hotelier, der hier seit achtzehn Jahren die Fäden in der Hand hält. Er übersieht niemanden, vermittelt jedem Gast das Gefühl, der wichtigste zu sein und lässt fast jeden mit einem Lächeln zurück. Ob in einem der 236 Zimmer oder im frisch renovierten Spa, ob im Montreux Jazz Café oder in Funky Claude’s Bar: Immer fühlt man sich gleich lebendiger, vergnügter, ausgeglichener – und von den Herausforderungen gegenwärtiger Zeiten befreit. Als Sinnbild für das entspannte Lebensgefühl im «Montreux Palace» steht der legendäre Konzertflügel in der Hotelhalle im ersten Stock. Dieser wird fast täglich und zu unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten spontan von Hotelgästen bespielt – von der zehnjährigen Diplomatentochter ebenso wie vom prominenten amerikanischen Jazzmusiker, der sich mal für eine Woche am Genfersee erholt. Das diskret aufmerksame Team tut sein Übriges, damit man sich hier sehr, sehr wohl fühlt.
Wenn doch nur… das Frühstück etwas weniger an die Systemhotellerie des Mutterkonzerns Accor erinnern würde. Ausserdem ist das eine und andere Badezimmer nicht mehr ganz taufrisch.
PDPlatz 6 (Vorjahr: 5): La Réserve Genève, Genf-Bellevue
Hatten in der Vor-Corona-Zeit oftmals die innerstädtischen Luxushotels die besseren Belegungszahlen (vom Hochsommer mal ausgenommen), hat sich der Wind zugunsten der City-Resorts gedreht. Städtereisende schotten sich heute lieber in feinen Refugien fern den Menschenmassen ab. Die Genfer «Réserve» liegt in einer Gartenanlage fünf Kilometer ausserhalb des Zentrums. Der Privatstrand ist durch eine Unterführung unter der Seestrasse erreichbar. Das Interieur wurde 2003 von Innenarchitekt Jacques Garcia in cooler Opulenz im Stil einer urbanen Lodge mit vielen exzentrischen Accessoires durchgestaltet und strahlt eine heitere Atmosphäre aus. Jüngst wurde das Hauptrestaurant Le Loti (moderne französische Küche ohne Chichi) erneuert und mit dem weitläufigen Lounge-Bereich zusammengeführt. Das Spa Nescens zählt zu den schönsten im Land und setzt verstärkt auf vier- bis siebentägige Better-Aging-Kuren: Erholungssuchende, die für einige Tage den grossen Offline-Modus suchen und sich dabei Klarheit über ihren Gesundheitszustand verschaffen möchten, können hier in sinnlicher Ambiance ihre Reserven aufladen. Ein Boots-Shuttle verbindet das Hotel mit dem Stadtzentrum.
Wenn doch nur… die musikalische Dauerberieselung in allen Restaurants und öffentlichen Räumen nicht wäre. Es gibt kein Entkommen. Zudem ist der Service bei Vollbelegung rasch überfordert und die heute in Tophotels übliche «guest history», in welcher die Vorlieben und Eigenheiten der Stammgäste vermerkt werden, scheint nicht existent zu sein.
PDPlatz 7 (Vorjahr: 6): Victoria-Jungfrau, Interlaken
Wirtschaftlich betrachtet, zählt das Victoria-Jungfrau zu den grossen Verlierern der Pandemie. Jahrzehntelang war es stark auf Fernmärkte ausgelegt und konnte in den letzten Monaten die 216 Zimmer bei Weitem nicht mit Gästen aus der Schweiz und dem umliegenden Ausland füllen. Die Verluste sind ähnlich dramatisch wie in vielen grossstädtischen Hotels. Umso mehr Respekt verdient die qualitative Performance, die zwar in der Angebotsbreite etwas nachgelassen hat, nicht aber in der Servicekultur und im Gefühl der Grosszügigkeit, die sich wie ein roter Faden durch das 165-jährige Grandhotel zieht. Die Magie des Victoria-Jungfrau ist ungebrochen und gedeiht aus dem Zusammenspiel der Mitarbeitenden, aus deren Haltung. Schon bei der Ankunft registriert man den liebenswerten Spirit des Hotels – und die starke Hand des Direktors Peter Kämpfer, der dem Team den gleichen Stellenwert einräumt wie den Gästen. Mit unaufgeregter, doch fühlbarer Präsenz sorgt er dafür, dass sich jeder vor und hinter den Kulissen verstanden und umsorgt fühlt. Unlängst wurden vierzig Zimmer im ersten und zweiten Stock des „Jungfrau“-Trakts komplett erneuert, darunter die Suite 250: eine gelungen extravagante Reminiszenz an die Goldenen Zwanziger des letzten Jahrhunderts. Unverändert begeistert das Victoria-Jungfrau mit verschiedenen Stimmungswelten unter einem Dach: Wer gerne grosses Kino mit Sehen und Gesehenwerden in weitläufigen Belle-Epoque-Hallen mag, ist hier ebenso gut aufgehoben wie jene Besucher, die einfach mal ein paar Tage genüsslich abtauchen oder im Spa Nescens zu neuer Gesundheit und Lebensenergie finden wollen.
Wenn doch nur… das schon lange geplante Projekt eines grossen Aussenpools im rückwärtigen Gartenbereich umgesetzt würde. Das Victoria-Jungfrau wirbt zwar mit 5500 Quadratmetern Spa-Fläche, doch an regnerischen Wochenenden, wenn viele Gäste gleichzeitig Lust auf Wasser, Wärme und Wellbeing bekommen, kann es auch in Bezug auf freie Behandlungstermine eng werden.
Photo: Stefano CanditoPlatz 8 (Vorjahr: 9): La Réserve Eden au Lac, Zürich
Hotels, die bereits lange vor ihrer Eröffnung die PR-Windmühlen rotieren lassen und grosse Erwartungen schüren, haben oftmals den Effekt, dass man beim Erstbesuch leicht enttäuscht ist. Im La Réserve Eden au Lac hinter der Oper wünschten sich die Verantwortlichen um den Hotelunternehmer Michel Reybier das Gegenteil. Als das Haus vor anderthalb Jahren still und leise seine Türen öffnete, konnte man den Betrieb langsam hochfahren, Schwachstellen eliminieren und die ersten Gäste positiv überraschen. Die Mauern aus dem Jahr 1909 kontrastieren aufs Vortrefflichste mit dem wertigen, maritim geprägten Design von Philippe Starck. Zwar hat der moderne Jachtclub-Stil wenig mit Zürich zu tun, doch immerhin blickt das Hotel ja frontal auf den See. «Ein Platz, an dem man seine Alltagssorgen vergessen kann», sollte es laut Starck werden, und das ist vollauf gelungen, sei es in den 40 Zimmern, dem Hauptrestaurant mit Bar im Erdgeschoss und im Besonderen im japanisch-peruanischen Restaurant La Muña, das sich im Dachgeschoss unter offener Balkenkonstruktion befindet und über zwei Dachterrassen verfügt. Die Formkurve des jungen Teams zeigt steil nach oben, die Küche in den beiden Restaurants ist vollkommen unkompliziert, leicht zugänglich und maximal genussvoll, so dass einfach jeder Gast etwas damit anfangen kann. Ebenfalls bemerkenswert ist, wie Direktor Thomas Maechler spezielle, nicht ohne Weiteres zugängliche Angebote im umliegenden Seefeldquartier ins Hotelerlebnis einbezieht, etwa den originellen Meeting-Raum des Monocle-Shops von Tyler Brûlé.
Wenn doch nur… ein Spa vorhanden wäre. Da dies ein wichtiger Bestandteil der Schwesterhotels in Genf, Ramatuelle und Paris ist, wird jedoch auch in Zürich nach Lösungen gesucht. Immerhin liegt das hölzerne Seebad Utoquai gleich gegenüber, und zum Stand-up-Paddling (Boards stehen für Hotelgäste bereit) braucht man nur über die Strasse zu gehen.
PD (Pressedienst)
Platz 9 (Vorjahr: 7): Baur au Lac, Zürich
Das Baur au Lac, seit 1844 im Dienst der Gastlichkeit und in sechster Generation im Besitz der Gründerfamilie, verlor zwei Plätze von 7 auf 9. Das sichert ihm dennoch unseren Respekt und viele glückliche Gäste. Im kleinen Hotelpark mit Blick auf See und Alpen kann man sich stilvoll vom Trubel der Stadt zurückziehen und trotzdem mittendrin sein. Das Zürcher Traditionshaus blieb – als eines der wenigen Hotels in Europa – während allen pandemischen Lockdowns durchgehend geöffnet. Die Hotelkorridore zählen zu den schönsten im Land. Die 119 Zimmer und Suiten sind gut in Schuss, allerdings blicken nur wenige auf den See und einige auf die ebenso düstere wie laute Talstrasse. Die Lobby, die hier «Le Hall» heisst, wird von einheimischen wie internationalen Gästen als angenehm belebtes Wohnzimmer geschätzt, sei es zum Frühstück, Lunch, Afternoon Tea oder Apéro. Weitere Highlights sind die neue Edel-Brasserie Baur’s, das Gourmetrestaurant Pavillon von Küchenchef Laurent Eperon sowie die wechselnden Skulpturen renommierter Künstler im Park.
Wenn doch nur… die gelegentlich hervorgekehrte Vornehmtuerei einiger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht wäre. Ausserdem kontrastiert der vorgebliche Perfektionsanspruch des Hotels mit zu vielen kleinen Malheurs und Nachlässigkeiten des nicht durchwegs gut koordinierten Teams.
PD
Platz 10 (Vorjahr: 12): Grand Hôtel du Lac, Vevey
Die Stadthotels müssen alle umdenken und die fehlenden Geschäfts- und Kongressgäste durch Freizeitreisende ersetzen. Dem kleinen, feinen Grand Hôtel du Lac aus dem Jahr 1868 gelingt dies besonders gut. Mit seiner begrünten Sommerterrasse über der Seepromenade strahlt es eine heitere Ferienatmosphäre mit nostalgischer Note aus, ausserdem wird hier die Philosophie eines exklusiven Gästehauses kunstvoll, aber ohne jegliche Affektiertheit umgesetzt. Sowohl in der Wohnhalle mit angrenzender Bar und in der schmucken Restaurant-Veranda als auch in den Korridoren und 50 Zimmern besticht eine wohnlich elegante Atmosphäre, betont durch üppigen Blumenschmuck und liebevolle Details. Auch die entspannte Effizienz des Hotelteams um Direktor Luc Califano beeindruckt, und vom Frühstück über die Spa-Treatments bis zu den unerwarteten Aufmerksamkeiten ist alles so, dass man gerne wiederkommt. Derzeit in Planung – respektive in Abklärung mit dem Heimatschutz: Der historische Festsaal soll zu einem einzigartigen Indoor-Pool umfunktioniert werden. So oder so ist das Grand Hôtel du Lac eine Perle in der Hotelsammlung der Königsfamilie von Bahrain, welcher auch mehrheitlich die Hotelgruppe Kempinski gehört.
Wenn doch nur… die «Buddha»-Freiluftbar in den Sommermonaten nicht wäre, die abends den Garten und sämtliche Seeblickzimmer beschallt (und wahrscheinlich eher einheimische Barbesucher als Hotelgäste erfreut).
PD (Pressedienst)
Dabei wird plattes «Greenwashing» rasch durchschaut. «Es gibt eine Menge Schall und Rauch in der Branche», sagt Nachson Mimran, Inhaber des Alpina Gstaad. «Nachhaltige Konzepte sind für Hotels kein nettes Add-on mehr, sondern ein absolutes Must-have.» So war das «Alpina» das erste Luxushotel der Schweiz, das auf plastikfreie Badezimmer-Amenities setzte und auch in kulinarischer Hinsicht den Weg wies, was «going green» heute bedeuten kann.
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Für den entspannt auftretenden, doch in der Sache entschlossenen 33-Jährigen gehört ethisch und ökologisch korrektes Handeln zum Lebensglück. Über das wachsende Bewusstsein für Umweltschutz freut er sich: «Wer hätte vor fünf Jahren gedacht, dass es heute in weiten Kreisen peinlich ist, aus einem Plastikröhrchen zu trinken?»
Dass sich die Hotels neuen Idealen von Luxus annähern, zeigt auch der zweite Trend: das ernst gemeinte Bestreben mancher Hoteliers, Luxus mit Inhalten und Sinn zu füllen. «Wenn ein Hotel dies verspricht, dann bedeutet es für den Gast schon so viel mehr, dass sowohl herkömmliche Bewertungskriterien als auch die Zimmerpreise oder das Wetter keine entscheidende Rolle mehr spielen.» So bringt es einer der 205 befragten Experten auf den Punkt.
Dietmar Müller-Elmau war einer der Ersten, die es verstanden haben, ihren Gästen nicht nur das anzubieten, was sie ohnehin von den weltbesten Resorts erwarten (nämlich viel Platz, eine inspirierende Ästhetik, individuellen Service und maximale Wahlmöglichkeiten in puncto Gastronomie, Spa und Sport), sondern darüber hinaus ein höheres Ziel in Aussicht zu stellen. «Ein Luxushotel ohne Sinn und Werte ist heute irrelevant – für die Gäste genauso wie für die Mitarbeitenden», sagt der charismatische Hausherr im Schloss Elmau in Bayern.
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Zu den Inhalten, die sein Hotel beleben und definieren, zählen körperliche oder spirituelle Selbstoptimierung an einem der regelmässig stattfindenden Yoga-Retreats, aussergewöhnliche Workshops während den Sommercamps für Kinder und Jugendliche, Denkanstösse durch Autorenlesungen und Podiumsdiskussionen sowie die hochkarätig besetzten Jazz- und Klassikkonzerte (kostenlos für Hotelgäste). Hier treten laufend Stars der Musikszene ohne Gage auf, nur um ein paar Tage auf Elmau zu sein.
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Für mehr Sinnhaftigkeit im Gastgewerbe steht auch Claus Sendlinger. Der Gründer von Design Hotels engagiert sich heute für seine jüngste Hospitality-Marke Slow und ist davon überzeugt, dass Lernen zu einer essentiellen Währung wird: «Fortgeschrittene Reisende suchen nach neuen Werten und wollen sich in ihrer Freizeit persönlich weiterentwickeln, mit anderen Menschen in Verbindung treten und Inspirationen finden. Hierfür nehmen sie sich richtig Zeit an einem ganz besonderen Ort.» In Sendlingers Hotelfarm La Granja Ibiza hat das Erschaffen von Dingen einen hohen Stellenwert. «Kochen und Handwerk sind in gewisser Weise Meditationsformen, die den Geist vom ständigen Hin- und Herschwingen ablenken», sagt er. «Wir helfen dabei, alles Aussen mal wegzunehmen.»
Auch Schweizer Hotels verstehen sich vermehrt als Talentschmiede. Das vielfältigste Programm von mehrtägigen Kursen mit professionellen Dozenten – von kreativem Schreiben über Naturfotografie bis Tangotanz – bietet das Laudinella in St. Moritz.
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Kreative Communities, seelisch stärkende Retreats, kulturelle Hotspots: Heute stellen sich viele Hotels als «mehr als nur ein Hotel» dar. Der Teufelhof Basel kann für sich in Anspruch nehmen, schon seit drei Jahrzehnten Gastlichkeit mit Kultur zu verweben: Das hauseigene Theater hat einen unverzichtbaren Platz in der regionalen Szene. Nun hat der Teufelhof starke Konkurrenz erhalten: Keine fünfzehn Gehminuten entfernt, auf der anderen Rheinseite der Stadt, fasziniert das neue, von Herzog & de Meuron gestaltete Volkshaus Basel mit seiner Vielschichtigkeit. So bespielt zum Beispiel die Galerie von Bartha die Lobby regelmässig mit frischer Kunst.
Die bereits vor neun Jahren wiedereröffnete Bar und die Brasserie mit Innenhof sind ohnehin schon der Dreh- und Angelpunkt in Kleinbasel. Und in den Festsälen finden regelmässig Konzerte, Tanzperformances, Vorträge und Schnitzelbängg statt. Leopold Weinberg und Adrian Hagenbach, die kreativ bestens vernetzten Eigentümer, haben nicht nur während der Kunstmesse Art Basel einen kulturellen Anspruch, sondern holen ganzjährig Kunst und Künstler ins Haus und unterstreichen dies durch zahlreiche Kooperationen mit Galeristen und Institutionen wie der Fondation Beyeler.
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Die dritte markante Tendenz im diesjährigen Ranking: Eskapismus. Schon vor der Pandemie im Aufwind, boomen natürlich isolierte Rückzugsoasen wie die Villa La Coste im Luberon, das Rosewood Castiglion del Bosco in der Toskana oder Gidleigh Park im südenglischen Devon. Das Virus dient gutbetuchten Bonvivants als elegante Rechtfertigung, sich stärker von der Aussenwelt abzukapseln. Sie entschwinden in Zufluchten, fernab von «pomp and circumstances», Menschenmassen und Aerosolen. Luxuriöse Hotelverstecke wie das Riffelalp Resort ob Zermatt, das Can Simoneta auf Mallorca oder die Domaine des Etangs in der westfranzösischen Charente profitieren von der Bereitschaft ihrer sicherheitsbedachten Klientel, mehr zu zahlen für mehr individuellen Freiraum an fabelhaften Orten in unberührter Natur.
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Platz 1 (Vorjahr: 1): Schloss Elmau, Elmau/Bayern
Das kosmopolitische Naturresort, wiederholter Spitzenreiter in den BILANZ-Charts, steht für eine grosse Familiengeschichte und bietet genau die lebendige Geborgenheit und Abgeschiedenheit, nach der sich viele kultivierte Menschen sehnen. Es begeistert mit einer unvergleichlichen Kombination von körperlichen, seelischen, landschaftlichen, kulinarischen und kulturellen Genüssen, die nirgends sonst zu finden ist. Einzelne dieser Genüsse – wie zum Beispiel die acht Restaurants oder die unterschiedlichen Spas mit getrennten Bereichen für Erwachsene und Familien mit Kindern – gibt es natürlich auch anderswo, aber kein Hotel auf der Welt hat darüber hinaus ein solch hochkarätiges, für Hotelgäste kostenloses Konzert- und Kulturprogramm. Dietmar Müller-Elmau zählt zu den wenigen Hoteliers, die eine wirkliche Vision und eine faszinierende Geschichte zu erzählen haben – und nicht müde werden, ihr Haus immer wieder von Neuem zu verändern, um relevant zu bleiben. Täglich überlegt er sich, wie er noch mehr Magie für seine Gäste schaffen und Luxus mit Sinnhaftigkeit füllen kann. Und obschon Schloss Elmau viele Monate pandemiebedingt geschlossen war, regt der Schlossherr zu Gelassenheit an: «Angesichts eines jederzeit wieder drohenden Lockdowns sind wir und auch unsere Gäste unendlich dankbar für jeden normalen Tag. Vielleicht läuft auch deshalb alles so harmonisch wie noch nie. Nichts schärft die Wertschätzung des Jetzt mehr als das Wissen, dass morgen alles vorbei sein kann.»
Wenn doch nur… die beiden einladenden, reich bestückten Bibliotheken auch etwas neuere und aktuellere Bücher im Sortiment hätten. Vermutlich will man die hoteleigene Buchhandlung nicht konkurrenzieren.
PDPlatz 2 (Vorjahr: 4): Hôtel du Cap-Eden-Roc, Cap d’Antibes/Côte d‘Azur
Eine bestimmte Vision vom idealen Lebensstil der französischen Riviera während 150 Jahren stets aufs Neue aufrecht zu erhalten, ist keine geringe Last. Doch dem Hôtel du Cap» gelingt es auch in diesen hektischen Zeiten, ein Gefühl von erhabener Ewigkeit heraufzubeschwören und den mediterranen Zauber des mythischen Anwesens wachzurufen. Der Oldschool-Glamour, der in diesem «rock of paradise» an der südlichen Spitze des Cap d’Antibes immer noch zu erleben ist, inspirierte schon F. Scott Fitzgerald zu seinem Roman «Tender is the Night», und es würde sich niemand wundern, wenn der Grosse Gatsby durch den Pinienhain spazieren würde. Man würde ihn jedoch gar nicht bemerken, weil sich die Gäste so gut in der Hotelanlage verteilen, dass jeder genug Raum für sich und vor allem sein individuelles Lieblingsplätzchen findet. Nur drei Besitzerfamilien gab es bisher, und dieselbe Kontinuität zeigt sich bei den Mitarbeitern, von denen sich viele schon ein, zwei Jahrzehnte um die teilweise weltberühmten Gäste kümmern – so auch Hoteldirektor Philippe Perd, der mit Traditionsbewusstsein und Zukunftsgewandtheit die Weichen dafür stellt, dass diese Hotelikone auch in den kommenden 150 Jahren ein Leuchtturm mondäner Gastlichkeit mit Einmaligkeitscharakter bleibt. Er sagt: «Es gibt nur ein Hôtel du Cap, so wie es nur eine Mona Lisa gibt.»
Wenn doch nur… in den Hochsommermonaten ein Zimmer zu ergattern wäre. Aber stets mit wiederkehrenden Gästen ausgebucht zu sein, ist ein Problem, das jedes Hotel gerne hätte.
PD
Platz 3 (Vorjahr: 5): Villa La Coste, Le Puy-Sainte-Réparade/Luberon
Diese provenzalische Domäne in weltentrückter Alleinlage präsentiert sich in sublimer Zen-Ästhetik und raubt selbst schwer zu beeindruckenden Vielgereisten den Atem. Inmitten des hauseigenen Bio-Weinguts, zwischen Pinien und Olivenhainen, hat der kunstsinnige irische Immobilienunternehmer Patrick McKillen seine ganz eigene Vision eines Landsitzes verwirklicht. Diesen versteht er als «work in progress», das angebotsmässig weiterwachsen und mit den Jahren immer facettenreicher werden soll (z.B. auch mit einer erschwinglichen Hotel-Dépendance). Zwei Dutzend weltberühmte Architekten von Jean Nouvel über Tadao Ando bis Frank Gehry haben hier bereits ihre Spuren hinterlassen, und der Skulpturenpark inmitten der Rebhänge und Wälder würde jedem Museum of Modern Art gut anstehen. Im Hotel, das die ganzen Ländereien überblickt, verbinden sich grosse Glasflächen, klare Linien und viel Weiss mit lokalen Naturmaterialien, privaten Patios und weiteren Exponaten zeitgenössischer Kunst. Dass die Gäste im Gesamtkunstwerk La Coste ein Gefühl von Gemütlichkeit überkommt, ist der Vielzahl wohnlicher Accessoires und dem Feingefühl des hochgradig gastbewussten Hotelteams um François Laran zu verdanken. Letzteres überzeugt durch umsichtige Planung wie auch mit gekonnter Improvisation, und infolge kontinuierlich optimierter Detailpflege gelang dem Hotel der Sprung auf den dritten Rang. Neu seit diesem Juli: Das Hauptrestaurant wird nun von Hélène Darroze geführt. Sie hat einst die Macher des Disney-Animationsfilms «Ratatouille» für die Figur der Köchin Colette inspiriert. Darroze bleibt gleichzeitig ihrem Dreisternelokal im Londoner Traditionshotel The Connaught, wo McKillen Mitbesitzer ist, verbunden.
Wenn doch nur… der Hotelpool nicht so klein wäre, dass man kaum drin schwimmen kann.
PD
Platz 4 (Vorjahr: 3): Heckfield Place, Hook/Hampshire
Ist dies das beste unter den vielen reizvollen Country House Hotels in England? Viele, die es wissen müssen, meinen ja. Das 2018 eröffnete, von einem weitläufigen Privatpark umgebene Heckfield Place trifft genau den richtigen Ton, mischt Altes und Neues mit augenzwinkerndem Esprit und überrascht mit einer erlesen unkonventionellen Kunstsammlung: Das ganze Haus ist sowohl mit Werken grosser zeitgenössischer Meister als auch von persönlichen Kunstentdeckungen des Besitzers auf eBay beseelt. Der Hotelgast weiss nie, welches Gemälde nun eine Million und welches lediglich ein paar hundert Pfund wert ist. Auch Kino und Spa sind state-of-the-art, und die Zimmer zauberhaft behaglich. Ausserdem gibt es nicht nur Räume zum Schlafen, sondern auch solche für den Morgen, den Nachmittag, für geplante oder ungeplante Begegnungen. Gastgeberin Olivia Richli (zuvor in diversen Aman Resorts unterwegs) versteht es, sich mit authentischen, mehrheitlich aus der Region stammenden Mitarbeitern zu umgeben und für grösstmögliche Ungezwungenheit zu sorgen, während Küchenchefin Skye Gyngell zeigt, wie gut Nachhaltigkeit und kulinarischer Anspruch zusammenpassen. Was Gäste bei ihren Spaziergängen durch die riesigen biodynamischen Gärten entdecken, geniessen sie später auf ihrem Teller.
Wenn doch nur… ein Spa vorhanden wäre, welches diese Bezeichnung verdient. Doch ist ein grosszügiger Wellbeing-Bereich mit Hallenbad in Planung.
PDPlatz 5 (Vorjahr: 2): Villa Feltrinelli, Gargnano/Gardasee
Jeder Vielreisende kennt die leise Enttäuschung bei der Ankunft in einem Luxushotel, dessen Mythos und Internetauftritt mehr erwarten liessen. Bei der Villa Feltrinelli ist es umgekehrt: Passiert man das unauffällige Eingangstor, an dem nur ein winziges Namensschild auf das Hotel hinweist, und kurvt durch den Privatpark ans Seeufer hinunter, hebt man wie auf einem fliegenden Teppich ab. In dramatischer Landschaftskulisse steht da ein Luftschloss wie aus Tausendundeiner Nacht. 1892 als Sommersitz der Papier-Magnatenfamilie Feltrinelli erbaut und in der Endphase des Zweiten Weltkriegs von Benito Mussolini unter Hausarrest bewohnt, wurde das Anwesen am Rand des Dörfchens Gargnano dem Verfall preisgegeben, bis es 1997 der amerikanische Hotelunternehmer Bob Burns entdeckte und in einen magischen Ort verwandelte, der die Ära der Luxusreisen im frühen 20. Jahrhundert aufleben lässt. Zu den Besonderheiten dieses Sommerfrischeparadieses zählt die Möglichkeit, zu jeder gewünschten Zeit an jedem beliebigen Ort im Park oder in den Salons frühstücken oder dinieren zu können. Auch in diesem schwierigen Jahr leistet sich die Villa Feltrinelli den Luxus, doppelt so viele Mitarbeiter wie Besucher zu haben. «Unsere Gäste sollen bei uns Ruhe, Fürsorge und Aufrichtigkeit finden», sagt der Schweizer Hausherr Markus Odermatt.
Wenn doch nur… bei der Abreise nicht das Gefühl aufkäme, als würden plötzlich die Scheinwerfer ausgeknipst.
PD
Platz 6 (Vorjahr: 11): La Réserve Ramatuelle, Ramatuelle/Saint-Tropez
Welten entfernt vom quirligen Saint-Tropez und doch ganz nah, bietet La Réserve Ramatuelle eine entschieden neuzeitliche Kontrastversion zu den altehrwürdigen Hotelpalästen an der Côte d’Azur. Entstanden ist dieser friedliche Rückzugsort aus einem modernistischen Privatanwesen aus den 1970er-Jahren. Beim Umbau in ein Hotel 2009 blieben die markanten, kurvenförmigen Dächer und das geradlinige Design erhalten, doch hat Architekt Jean-Michel Wilmotte das sandrosa-farbene Gebäude noch mehr zur provenzalischen Küstenlandschaft hin geöffnet, die mit ihren pinienbewaldeten Hügeln und der üppigen Vegetation an mediterraner Anmut kaum zu schlagen ist. Zwar gibt es keinen direkten Zugang zum Meer, doch steht jederzeit ein Shuttle zum hoteleigenen Strandclub an der Plage de Pampelonne bereit. Nicolas Vincent, seit Anbeginn für das Wohl der Gäste und die hohen Massstäbe in puncto Kulinarik und Spa verantwortlich, schenkt den Details grosse Aufmerksamkeit und feilt ständig an der Verbesserung der Infrastruktur, so dass es schwerelos fünf Ränge aufwärts geht. Das Gourmetlokal La Voile (zwei Michelin-Sterne) erstrahlt seit diesem Sommer in neuer Farbigkeit, und das japanische Rooftop-Restaurant unter freiem Himmel ist ein so erfolgreicher Flüstertipp unter heimischen Bonvivants, dass es auf der Hotel-Website (noch sonst irgendwo) gar nicht erst angepriesen wird. Erholungssuchende, die mit Familie oder Freunden anreisen und noch mehr Privatsphäre suchen als das Hotel ohnehin schon bietet, buchen auf demselben eingezäunten Gelände eine der vierzehn Villen mit jeweils drei bis sechs Schlafzimmern und eigenem Pool.
Wenn doch nur… auch ein «normales» Restaurant für jene Gäste zur Verfügung stünde, die länger als zwei Tage in der «Réserve» absteigen und vielleicht nicht immer Lust auf kulinarische Höhenflüge haben.
PD
Platz 7 (Vorjahr: 12): San Luis, Hafling bei Meran/Südtirol
Mag die alte Weltordnung wackeln, der Tourismus aus den Fugen geraten – die besten Hotels setzen alles daran, die Romantik des Reisens jeden Tag aufs Neue aufleben zu lassen und in ihren Mikrokosmen dafür zu sorgen, dass Gäste wie Mitarbeitende zu besseren Versionen ihrer selbst werden, jetzt erst recht. Das San Luis ist so ein Ort. Fünf Ränge besser als im Vorjahr und erstmals in den Top Ten der europäischen Ferienhotels, besteht das diskret extravagante, ausschliesslich Übernachtungsgästen vorbehaltene Hideaway aus 38 geräumigen, stilsicher gestalteten Chalets und Baumhäusern, die sich wie ein kleines Dorf rund um einen Naturbadesee und das sublime «Clubhouse» mit Wohnhalle, Restaurant, Badescheune und grossem Aussenpool verteilen. Die öffentlichen Räume bieten im Verhältnis zur Gästezahl enorm viel Platz selbst bei vollem Haus (was meist der Fall ist), ausserdem verfügt jede Wohneinheit über eine eigene Sauna. Das Frühstück wird zu jeder gewünschten Uhrzeit in die Hütte respektive auf die private Terrasse geliefert. Alles atmet Geborgenheit und gelebte Gastlichkeit. «Wir holen die Menschen einfach so ab, wie sie sind», sagt der junge Hausherr Alex Meister.
Wenn doch nur… die Küche so feinsinnig wäre wie das Ambiente.
PDPlatz 8 (Vorjahr: 9): Grand Hôtel du Cap-Ferrat, Saint-Jean-Cap-Ferrat/Côte d’Azur
Riviera Revival: Sei es aus Nostalgie oder als Sinnbild der neuen Goldenen Zwanziger – das Grand Hôtel du Cap-Ferrat besiegelt die wiedererlangte Strahlkraft der Côte d‘Azur. Das formidabel an der Südspitze der Halbinsel Cap-Ferrat zwischen Nizza und Monaco gelegene, Anfang des 20. Jahrhunderts erbaute Hotel hat wesentlich zum Mythos der französischen Riviera beigetragen – zunächst als winterlicher Unterschlupf, denn bis in die späten Dreissigerjahre war die Sommersonne bei der distinguierten Clientèle aus dem Norden verpönt. Seit 2015 wird das Grand Hôtel, das dem gewöhnlichen Touristen verschlossen bleibt, von der Four Seasons Gruppe betrieben, mit einem Serviceverständnis, das persönlich-aufmerksam und zugleich von professioneller Distanz ist. Von den beiden Restaurantterrassen unter riesigen Pinien sowie von den meisten Zimmern hat man 180 Grad Meerblick, sieht betörende Sonnenuntergänge, unvergessliche Sternenhimmel. Den Tag verbringt man im hoteleigenen Beach-Club inmitten duftender Mittelmeervegetation über den Klippen. Rund um den 33 Meter langen Salzwasserpool verteilen sich weiträumig private Cabanas. Es ist eine Hotelanlage, deren Schönheit man nie vergisst. Und nach der man immer ein Stück Sehnsucht haben wird.
Wenn doch nur… das Schwimmen im Meer problemlos möglich wäre. Dies ist hier nur wirklich geübten Schwimmern angeraten; die Strömungen an der Spitze des Caps sind einfach zu stark.
PDPlatz 9 (Vorjahr: 10): Il San Pietro di Positano, Positano/Amalfitana
Wenn es hochsommerlich heiss ist an der Amalfitana und der touristische Trubel unerträglich wird, gibt es nichts Wohltuenderes als einen stillen Rückzugsort am Meeresufer – insbesondere wenn man sich im «San Pietro» verstecken kann. Das Hotel hat einen Charme und einen Zauber, den kein neues Hotel auf dem Reissbrett entwerfen kann. Die Familie Cinque, die dieses unaufdringlich luxuriöse, spektakulär auf einer Felsnase gelegene Hideaway in dritter Generation führt, zeigt geradezu exemplarisch das Schöne an der mediterranen Gastlichkeit auf, die alles Künstliche und Förmliche der Tophotellerie abstreift und die Gäste mit entwaffnender Authentizität und Herzlichkeit auf direktem Weg in den Relax-Modus versetzt. Hier taucht man nicht nur in eine andere Welt, sondern auch in ein anderes Zeitgefühl ein, so perfekt wie in den schönsten Filmen. Der terrassierte Nutzgarten versorgt die Küche mit frischem Gemüse und Obst, zum Baden lockt eine private Bucht, und wer zwischendurch ins bunte Leben von Positano eintauchen möchte, kann jederzeit den Hotel-Shuttle in Anspruch nehmen. Allerdings muss man sich den Ort erst verdienen: Die Anfahrt über das kurvige Küstensträsschen hat es in sich.
Wenn doch nur… dem Frühstück dieselbe Aufmerksamkeit zuteil würde wie der restlichen Kulinarik am Mittag und Abend.
PDPlatz 10 (neu): Castello di Reschio, Lisciano Niccone/Umbrien
Conte Antonio Bolza ist ein Gentleman alter Schule, wie es ihn eigentlich nicht mehr gibt. Aus einer ungarischen Aristokratenfamilie stammend und nach dem Zweiten Weltkrieg aus seinem Land vertrieben, suchte er lange eine neue Heimat für sich und seine Familie. Diese fand er zunächst in einem kleinen Landgut auf dem riesigen Anwesen des Castello di Reschio zwischen Perugia und Siena, wo Umbrien an die Toskana grenzt. Als er später etwas Land hinzukaufen wollte, stellten ihn die Schlossbesitzer vor die Wahl: Die ganze Domäne oder nichts. 1994 erstand er sie, einschliesslich 50 mittelalterlichen, meist zu Ruinen verkommenen Bauernhäusern. Unterstützung fand der Conte in seinem Sohn Benedikt und dessen Frau Nencia, die sich daran machten, die Ruinen zu restaurieren und in stilvolle Ferienvillen zu verwandeln. Zehn davon werden heute an Gäste vermietet. Nun hat Benedikt, der sieben Jahre in London Architektur und Design studierte, seinen lang gehegten Traum wahrgemacht: Das tausendjährige Schlossgemäuer in ein Hotel umzuwandeln. Entstanden ist eine zauberhafte, faszinierend vielschichtige und bis ins kleinste Detail liebevoll umgesetzte Rückzugsoase mit 36 Zimmern, zwei Restaurants, wundersamen Räumen und dem vielleicht schönsten Pool Italiens. Mehr als ein Hotel, ist Reschio eher ein «lieu de vie» geworden, der die Gäste mit dem Gefühl umfängt, an einem geheimen Ort zu sein, an dem man alles hinter sich lassen kann.
Wenn doch nur… die Fenster in allen Zimmern ganz geöffnet (und nicht nur gekippt) werden könnten. Die Sicherheitsbestimmungen der alten Trutzburg erfordern dies.
PDAuch zivilisationsnahe Hideaways wie die Villa Feltrinelli am Gardasee, das Castello del Sole in Ascona oder das Park Hotel Vitznau am Fuss der Rigi stehen unverändert hoch im Kurs. Diese exklusiven, für gewöhnliche Touristen nicht ohne Weiteres zugänglichen «Destinationen in der Destination» haben den Vorteil, dass man die weitläufigen Hotelanlagen nie zu verlassen braucht und die Gäste sich angesichts der Angebotsvielfalt und den privaten Auslaufmöglichkeiten auch bei einem längeren Aufenthalt nie eingeschränkt fühlen.
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«Bring dich in Sicherheit und dann zieh die Strickleiter hoch!» Dies war wahrscheinlich das einstige Motto der mittelalterlichen Burgherren im Castello di Reschio in Umbrien, und im übertragenen Sinn gilt dies auch heute – rund tausend Jahre später.
Die frisch zum Hotel umfunktionierte Burg, die von einem hauseigenen Pferdegestüt und hügeligen Ländereien wie aus dem Märchenbuch umgeben ist, ist eine traumschöne Blase, wo man nie mit der unordentlichen, unwirtlichen Wirklichkeit der Welt konfrontiert wird. Die Gäste der 36 Zimmer und zehn Ferienvillen können sich einander wunderbar aus dem Weg gehen und innere Ruhe finden, sich aber gleichzeitig umsorgt fühlen.
Der heutige Gutsbesitzer Benedikt Bolza, der lange in London lebte und dort Architektur studierte, hat sein Leben seit einigen Jahren dem aristokratischen Erbe verschrieben und Reschio zusammen mit seiner Frau Nencia in einen Ort verwandelt, der zum Sinnbild für die Hotellerie in diesem Sommer wurde: zwischen Sehnsucht nach vergangenen Zeiten und Aufbruch in ein neues Zeitalter.
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Geradezu durch die Decke geht der weitere Aufschwung von Gesundheitsferien. Besonders stark wächst die Nachfrage bei der «Generation Mitte». Die 30- bis 60-jährigen Berufstätigen nutzen einen Teil ihrer freien Tage für einen mentalen oder körperlichen Neustart – respektive die Expertise eines Gesundheits-Retreats, um die Abwehrkräfte zu stärken und gezielt innere Ungleichgewichte zu korrigieren.
«Corona hat mit den Menschen etwas gemacht, sie achten mehr auf sich», beobachtet Hans-Peter Veit. Der Spa-Leiter im Grand Resort Bad Ragaz ist überzeugt: «Ein gesunder Lebenswandel hält Menschen locker um zehn Jahre jünger.» Hierzu hat die Ostschweizer Gesundheitsbastion ihre Kompetenzen in den «NewYou»-Programmen frisch gebündelt. Diese gehen spezifisch auf verschiedene Lebensstile ein und haben jeweils ein transformatives Ziel. So ist beispielsweise das fünftägige Programm «Boost your Power» eine Initialzündung für alle, die jahrelang Raubbau an ihrem Körper betrieben haben und wieder richtig fit werden wollen.
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Der Schlüssel zum Erfolg jedes Hotels liegt in den Händen der Mitarbeitenden. BILANZ befragte 205 Experten, welche guten Geister in der Schweiz zu den Besten gehören. Mehr dazu lesen Sie hier.
Da man unterschiedlichen Weisheiten folgen kann, wie man sein Leben dauerhaft in gesündere Bahnen lenkt, ist das Spektrum von Wellbeing-Konzepten enorm. Es kristallisieren sich jedoch zwei Entwicklungen heraus: Einerseits werden in massgeblichen Wellnesshotels wie dem Tschuggen Grand Hotel in Arosa, dem Le Grand Bellevue in Gstaad oder dem Bleiche Resort im Spreewald reine Spa-Verwöhnprogramme durch Wellness mit Wirkung ersetzt. Andererseits relativieren Gesundheitstempel wie der Lanserhof Tegernsee in Oberbayern, das Palace Merano in Südtirol, das Vivamayr Altaussee bei Salzburg oder das Chenot Palace Weggis ihr medizintechnologisches Arsenal zunehmend mit klassischen Formen der gesundheitlichen Vorsorge und althergebrachten Naturheilverfahren. Eben mehr High-Touch als High-Tech, weniger Overpromise.
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Einen ganz eigenen Weg geht Susanne Kaufmann. In ihrem schlicht-schönen, holistisch ausgerichteten Hotel Post Bezau im Bregenzerwald macht sie mit selbstbewusster Natürlichkeit vor, wie man Gesundheitsferien neu definieren, den klassischen Kurgedanken entstauben und vor allem auch die Millennials davon überzeugen kann, in die eigene Gesundheit zu investieren. «Gerade die jüngeren Gäste erwarten heute von Wellness mehr als einen Spa-Funpark mit Streicheleinheiten fürs Gemüt», sagt die innovative Vorarlbergerin. «Es geht ihnen auch um Stressmanagement und Persönlichkeitsentwicklung – sie suchen eine ganzheitliche Form der Entschleunigung.»
Während die naturnahen Hotels in den Bergen, an den Seen und an den Küsten meist recht gut und teilweise sogar spitzenmässig mit inländischen Gästen über die letzten Monate kamen, mag in den Städten kaum ein Hotelier an Gewinne denken. Zwar verzeichnen manche Stadthotels für den Herbst wieder Buchungen für Firmenanlässe und Weihnachtsfeste, und ab Spätsommer wird mit der allmählichen Rückkehr der Amerikaner gerechnet, doch gilt es vorerst, die wohl noch lange dezimierten Geschäfts- und Messetouristen zu ersetzen. Stadtherbergen, die bisher stark auf Freizeitreisende gesetzt oder rasch gelernt haben, die Freizeitangebote der urbanen Region ins Hotelerlebnis einzuweben, erholen sich am besten von den Folgen der Krise.
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Eine starke Ausrichtung auf Kulinarik oder Spa (oder beides) hilft dabei, wie sich in den Frühlingsmonaten zeigte: Als die normalen Restaurants geschlossen hatten, boomten die sogenannten Staycations in heimischen Hotels. Diese kurzen Auszeiten ganz in der Nähe konzentrierten sich jedoch stark auf die Wochenenden.
City-Resorts, die ein gewisses Ferienfeeling in der Stadt und grosse Outdoor-Bereiche bieten – etwa das Beau-Rivage Palace in Lausanne, die La Réserve Genève oder das Four Seasons Hotel Firenze – haben auch in diesem Sommer zumindest wochenends full house. Wie es wird, wenn der Herbst kommt, weiss niemand. Gebucht wird so kurzfristig wie nie zuvor. «Das stellt enorme Anforderungen an Kapazitätsmanagement und Flexibilität aller Mitarbeitenden», sagt Michel Reybier, der neben den La Réserve-Hotels in Genf, Zürich, Paris und Ramatuelle sechs weitere Luxushäuser in der Schweiz betreibt.
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Platz 1 (Vorjahr: 3): La Réserve Paris, Paris
In einer Stadt, in der Dutzende von ambitionierten Boutiquehotels um die Aufmerksamkeit zahlungskräftiger Gäste buhlen, gelingt es der 2015 eröffneten La Réserve Paris wie keiner anderen Herberge an der Seine, ein Gefühl intimer Raffinesse entstehen zu lassen und darüber hinaus auch alle berühmten Traditionshäuser und Global Player vor Ort zu überstrahlen. Diese Hotelperle im achten Arrondissement ist ein echter «coup de coeur» für Connaisseure, die das Sehen und Gesehenwerden in palastartigen Lobbys und aufgesetztes Luxus-Getue nicht ertragen, sondern ein gewisses Understatement schätzen und sich eher wie in einem exklusiven zweiten Zuhause fühlen wollen. Auch in puncto Gastlichkeit: Wer ein Trauma von der sprichwörtlichen Arroganz der Pariser Servicemitarbeiter hat, kann hier sein Urteil nachhaltig revidieren. Das Hotelteam scheint ebenso glücklich, hier zu sein wie die Gäste. Es gibt kein schlechtes Zimmer, und selbst die kleinsten Zimmer zum Innenhof sind charmant. Diese einstige Stadtresidenz aus dem 19. Jahrhundert mit ihren stimmungsvollen Salons, dem schönen Spa mit Pool im Untergeschoss und der verschwenderischen Liebe zum Detail ist eine hedonistische Fantasie von Michel Reybier. Der Hotelunternehmer hat sich hier mithilfe von Innenarchitekt Jacques Garcia einen persönlichen Traum erfüllt, den er nun mit seinen Gästen weiterträumt. Bemerkenswert: La Réserve Paris war eines der wenigen Stadthotels auf der ganzen Welt, das während der Pandemie durchgehend geöffnet blieb.
Wenn doch nur… die Gerichte im Gourmetlokal Le Gabriel (zwei Michelin-Sterne) nicht so gesucht originell wären. Doch ist das ganztägig geöffnete Zweitrestaurant La Pagode de Cos eine entspannte Alternative (der Name bezieht sich auf den Zweitwein des Bordeaux-Weinguts Château Cos d’Estournel, das ebenfalls Michel Reybier gehört).
PD
Platz 2 (Vorjahr: 1): Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten, Hamburg
Den Fixsternen am Hotelhimmel kommt zugute, dass sie nicht irgendeine Geschichte erzählen, sondern die Geschichte ihrer Stadt. Sie sind zum Synonym ihrer Destination geworden und machen das dortige Lebensgefühl in verdichteter Form erfahrbar, ohne dass man das Hotel je verlassen müsste. Das «Vier Jahreszeiten» an der Binnenalster verkörpert die Quintessenz von Hamburg besser als jedes andere Hotel der Hansestadt und hat seine Rolle im 21. Jahrhundert mustergültig neu definiert, indem es die Atmosphäre behaglicher Grandhotellerie mit zeitgemässen Akzenten kontrastiert, etwa dem japanisch-südamerikanischen Restaurant «Nikkei Nine» oder der geradezu genialen Gestaltung des gesamten Küchenbereichs hinter den Kulissen. Schon beim Betreten dieser lebenden Hotellegende von 1897 spürt man sofort: Das ist ein Ort von Menschen für Menschen. Im Mittelpunkt allen Handelns von Hotelier Ingo C. Peters und seinem einnehmenden Team steht der Leitsatz, die grundlegenden Dinge verlässlich gut zu machen, die Werte durchdachter Gastlichkeit hochzuhalten und wo immer sinnvoll für eine persönliche Note zu sorgen. Das im Vorjahr erstplatzierte Haus muss sich in diesem Jahr mit dem zweiten Rang begnügen, bleibt aber ein Leuchtturm urbaner Gastlichkeit mit Einmaligkeitscharakter.
Wenn doch nur… mehr Hotels in deutschen Städten so passionierte Gastgeber hätten. Damit ist nicht nur Ingo C. Peters gemeint, sondern auch die hohe Anzahl anpackender, warmherziger und entgegenkommender Nachwuchstalente im «Vier Jahreszeiten».
PD
Platz 3 (Vorjahr: 8): Four Seasons Hotel Firenze, Florenz
Mit seiner prachtvollen Architektur macht das Gebäude-Ensemble der Renaissancestadt alle Ehre. Und dank dem riesigen Innenhofgarten fühlt man sich ein bisschen wie auf einem toskanischen Landgut – mit dem Vorteil, dass man die Museen und Trattorien um die Ecke weiss. Für viele Reisende ist das 2008 eröffnete Four Seasons Hotel Firenze eine der schönsten Stadtoasen der Welt. Es bietet Substanz statt Spektakel und Stil statt Trend. Zudem versteht es das Hotelteam unter Max Musto, sich flexibel und situationsabhängig auf jeden Gast einzustellen und herauszuspüren, was Menschen individuell glücklich macht. «Die Gäste kommen zu uns, weil sie wissen, dass wir ihnen Florenz auf eine Art zeigen, wie nur wir es können», sagt der neapolitanische Hausherr.
Wenn doch nur… beim Frühstück immer genügend Tische für alle Gäste zur Verfügung stehen würden, so dass der Morgen nicht mit einer möglichen Wartezeit beginnt.
PDPlatz 4 (Vorjahr: 5): J.K. Place Roma, Rom
Das um einen Rang vorrückende J.K Place Roma zwischen Piazza di Spagna und Piazza Navona ist der nicht-mehr-so-geheime Geheimtipp der hiesigen Mode-, Film- und Kreativszene und vermittelt auch «normalen» Gästen das Gefühl, wie ein Starregisseur oder Modeimpresario zu residieren. Die behaglichen Interieurs mit Library-Lounge und J.K. Café sind von Kunst, Avantgarde-Möbeln und verspielter Dekadenz geprägt. In die Suiten (und deren Bäder) würde man gern auf Dauer einziehen. Wer hier absteigt, fühlt sich nicht wie ein gewöhnlicher Tourist im Luxushotel, sondern wie ein Reisender zu Gast bei einem exzentrischen Freund, der für alles gesorgt hat, sich aber gerade entschuldigen lässt. Hotelier Ori Kafri, der weitere entzückende Dependancen in Florenz, Capri und Paris betreibt, weiss, worauf es seiner Klientel ankommt: Stil, Service und Seele. Und dies wird hier auf ganz und gar charmante und geschmeidig italienische Art geboten. Vor der Haustür landet man mitten im Leben, und dank den Insidertipps der bestens informierten «J.K.»-Crew empfindet man sich rasch als Teil der Ewigen Stadt.
Wenn doch nur… die Zimmerpreise in Anbetracht der minimalen Infrastruktur etwas gemässigter wären.
PDPlatz 5 (Vorjahr: 12): The Connaught, London
In einem der Londoner Grandhotels aufzuwachen bedeutet, unbesiegbar in den Tag zu gehen – so die Einsicht des englischen Musikers Alex James, und man kann ihm nur zustimmen. Doch welches soll man wählen? Viele Hotelliebhaber meinen: The Connaught im vornehmen Stadtteil Mayfair, und das hat viel mit dem langjährigen Personal zu tun. Dieses verbindet Herzlichkeit und Professionalität so selbstverständlich, dass der Standard anderer Luxushäuser (fast) nur noch eine angenehme Nebensache ist. Zum Angebot zählen ein kleines Spa mit Hallenbad, zwei legendäre Bars, das Gourmetrestaurant Hélène Darroze (drei Michelin-Sterne) und das hippe, ganztägig geöffnete «Jean-Georges», wo auch der Afternoon-Tea serviert wird. Vor dem Hotel befindet sich eine wunderbare, regelmässig Wasserdampf verbreitende Brunneninstallation des japanischen Architekten Tadao Ando. Doch das Grundgefühl des «Connaught», in eine Zeitkapsel einzutreten, welche alle Unbill gegenwärtiger Zeiten vergessen lässt, ist geblieben. Das 300 Meter entfernte Schwesterhotel Claridge’s (Rang 18) hat jüngst eine spektakuläre Erweiterung in den Untergeschossen erfahren (bei der 33 Meter tief unter die Brook Street gegraben wurde) sowie eine neue Rooftop-Supersuite erbaut, doch was die berühmtere Schwester an Modernität gewinnt, verliert sie an Aura und Charme.
Wenn doch nur… die Restaurants und Bars im Haus nicht zu genüsslichen Ausschweifungen verführen würden, die mit einem «Huch» beim Auschecken enden.
PDPlatz 6 (Vorjahr: 2): Belmond Hotel Cipriani, Venedig
Ein Hotel muss heute vor allem eine Seele haben und eine emotionale Bindung zum Gast herstellen. Unabhängig von der Grösse eines Hauses, geht es um dessen Charakter in einer immer gleicher werdenden Welt und um die Fähigkeit des Hotelteams, Stimmungen zu lesen, flexibel auf individuelle Wünsche zu reagieren und das Leistungsversprechen des Hotels charmant zu erfüllen. Das alles gelingt dem «Cipriani» grossartig. Es ist ein lebendiger und gleichzeitig eben auch gelebter Ort – mit Ecken, Kanten und Gebrauchsspuren. Einige der Korridore und Zimmer bedürfen einer Auffrischung, und nicht jedes Unkraut im Garten wird sofort gezupft. Dafür stimmt der Flow, und die Serenissima wird hier und von hier aus zum Erlebnis. Das hauseigene Mahagoniboot führt innert fünf Minuten zum Markusplatz und jederzeit wieder zurück auf die Giudecca-Insel, an dessen östlichem Ende das Hotel liegt. Nach einem Stadtbummel lockt der Aussenpool, der nicht nur der einzige in Venedig ist, sondern auch noch olympische Ausmasse und einen einmaligen Ausblick auf die Lagune hat. Die Branche blickt nun gespannt auf die weitere Entwicklung dieser Hotelikone. Es gibt ambitionierte Erneuerungspläne des neuen Besitzers LVMH, doch vergehen in Italien rasch einmal fünf Jahre, bis allein die Baugenehmigungen durch sind, ganz besonders in Venedig, und so wird man sich auf die schon länger erforderlichen Renovationen noch etwas gedulden müssen.
Wenn doch nur… die omnipräsenten, mit allerlei luxuriösem Ramsch bestückten Verkaufsvitrinen in den öffentlichen Räumen nicht wären.
PD
Platz 7 (Vorjahr: 9): Brown’s Hotel, London
Unbeeindruckt vom Auf und Ab der lauteren Konkurrenten an der Themse, bleibt das älteste Londoner Fünfsternehaus – seit 1837 – ein Reservat britischer Lebensart («I don’t stay in a hotel, I always go to Brown’s»). Es ist etwas weniger formell als die bekannteren Grandhotels vor Ort und strahlt eine Gelassenheit aus, die auch das beste Architekturbüro nicht planen und sich ein Hotel nur über viele Jahrzehnte erarbeiten kann. Es wurde von der Rocco-Forte-Gruppe so dezent renoviert und wiederbelebt, dass man die Neuerungen kaum bemerkt. Nichts stört das Auge, nichts ist zu hell oder zu grell. Alles ist von distinguiertem Glanz – das Messing, das Parkett, der Afternoon Tea und das Lächeln der Mitarbeiter. Vor allem aber hat das charismatische «Brown’s» keinerlei Kettenhotel-Flair und kaum grössere Veranstaltungen. Die Salons sind die stimmungsvollsten der Stadt und die öffentlichen Toiletten (vor allem diejenigen der Ladies) schöner als mancher Ballsaal. Auch die Lage an der hübschen Albemarle Street im Mayfair-Viertel ist privilegiert und bietet Ruhe trotz Grossstadt.
Wenn doch nur… die Bäder in den Classic Rooms richtige Duschen hätten anstelle der kleinen Badewannen mit Duschmöglichkeit.
PDPlatz 8 (Vorjahr: 11): Le Bristol, Paris
In nervösen Zeiten wie den heutigen ist es eine Wohltat, in einen Hotelkosmos einzutauchen, der gegen Trends und Modelaunen immun ist und auf das Beständige und Zeitlose setzt. Das zur Oetker Collection gehörende Le Bristol ist so ein unaufgeregt faszinierender Ort, auch wenn man bei den aufgerufenen Zimmerpreisen erst einmal Luft holen muss. Bei den aufwendigen Renovationen der letzten Jahre konnte das luxuriöse, über einen grünen Innenhof und einen kleinen Rooftop-Pool verfügende Traditionshaus an der Einkaufsmeile Rue du Faubourg Saint-Honoré seinen femininen Charme bewahren und sich damit vom eher maskulin geprägten Look der meisten hiesigen Konkurrenten abheben. Das Lebensgefühl von Paris wird im Le Bristol auf hochelegante und dennoch ziemlich lässige Art spürbar. Auch der Service um Direktorin Leah Marshall und die Küche von Eric Fréchon bieten ausreichend Gründe, dass sich das Hotel in der Gunst der Reisenden um drei Ränge verbessern konnte.
Wenn doch nur… die Lärmkulisse der Stadt in vielen Zimmern bei geöffneten Fenstern nicht wäre. Doch gibt es auch ruhige Zimmer zum Garten.
PDPlatz 9 (Vorjahr: 10): Hotel de Russie, Rom
Der neunte Platz geht an die römische Niederlassung der Rocco Forte Hotels. Hier checkt man nicht ein, hier kommt man an. Und der Luxus ist nicht zu Schau gestellt, sondern dem Gast selbstverständlich als Bühne seines Auftritts, als Kulisse seiner Inszenierung überlassen. Die Zimmer sind frei von lauten Signalen und bieten dem Gast alles, was er braucht, aber nichts Unsinniges darüber hinaus. Eingerichtet wurden sie von Olga Polizzi, der Schwester von Sir Rocco. Die Lage bei der Piazza del Popolo und zu Füssen des Stadtparks Villa Borghese ist super. Wer einigermassen fit ist, kann sämtliche Sehenswürdigkeiten Roms zu Fuss erreichen. Das Problem ist nur: Wer einmal im Hotel de Russie angekommen ist, will eigentlich gar nicht mehr raus. Der «Giardino segreto» im Innenhof ist zu schön. Man sitzt unter Palmen und Eiben und es duftet nach Rosen, Jasmin, Zitrusfrüchten, Rosmarin und Lavendel. Die Terrassen der beiden Restaurants und der Hotelbar sind Teil des berauschenden Grüns.
Wenn doch nur… die vielen Veranstaltungen und Hochzeiten nicht wären – nicht immer kommt man als Individualgast reibungslos daran vorbei.
PDPlatz 10 (Vorjahr: 18): Orania.Berlin, Berlin
Es gibt in der Luxushotellerie zu viel vom Gleichen. Häuser, die neue Wege gehen und den Mut haben, anders zu sein, sind selbst in den dynamischen Metropolen rar. Das «Orania» ist eine dieser überraschenden Ausnahmeerscheinungen. Als das Fünfsternehotel 2017 in einem Jugendstilgebäude in Kreuzberg eröffnete, war der Widerstand vieler Anwohner gross. Doch davon liess sich das junge Direktionspaar Jennifer und Philipp Vogel nicht entmutigen. Zusammen mit Dietmar Müller-Elmau, dem Vordenker der europäischen Hotelwelt, zogen sie einfach das durch, was ihnen richtig erschien – so authentisch und überzeugend, dass das «Orania» inzwischen unter den Top Ten figuriert. Das lässig elegante Stadthotel zelebriert die Neighborhood, zumindest die kultiviert-kreativen Aspekte davon, und eigentlich braucht man gar nicht aus dem Haus zu gehen, um den Puls des lebendigen Quartiers zu spüren. In der grossen Lobby-Lounge mit Blick auf den Oranienplatz glaubt man für die Dauer seines Aufenthalts, Teil von Berlin und dessen multikultureller Community zu sein. Eine Besonderheit sind die regelmässigen Jazz-, Pop- und Word Music-Konzerte von namhaften, in Berlin wohnhaften Künstlern. Auch an normalen Abenden spielt zumindest ein exquisiter Pianist. Die Stimmung ist oft magisch, und es ergeben sich zwanglos Begegnungen mit anderen Gästen. Die urbane Dependance von Schloss Elmau ist cool wie ein Miles-Davis-Song und zugleich so gemütlich wie ein familiäres Gästehaus. Von der Einrichtung der 41 schlicht-schönen Zimmer über das Restaurant mit den lustvoll zubereiteten Sharing-Gerichten bis zum ruhigen Salon im Dachgeschoss ist alles von einer Aura der guten Laune ergriffen. Nichts ist überspannt im «Orania» – schon gar nicht der Service: «Wir kommunizieren auf Augenhöhe mit dem Gast und nicht, als wäre er König», sagt Jennifer Vogel.
Wenn doch nur… die klassischen Berliner Highlights etwas fussläufiger am Hotel lägen.
Solange es Kurzarbeit gibt, kann das Wochenendmodell aufgehen, doch bei einer durchschnittlichen Auslastung unter 50 Prozent überlebt ein Hotel nicht. So ist auch Sir Rocco Forte, der zusammen mit seiner Familie dreizehn Hotelperlen in ganz Europa managt (darunter elf in Städten), auf der Suche nach neuer Kundschaft. Da die gewohnten Übersee- und Geschäftsgäste noch weitgehend fehlen, versucht er, innereuropäischen Freizeitreisenden die Perspektive aufzuzeigen, dass populäre Städte wie Rom, London oder München nie mehr so ungestört und schwerelos zu erleben sind wie jetzt.
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So oder so umwerben die Stadthotels ihre Besucher mit Upgrades in grössere Zimmer, kurzfristigen Stornierungsmöglichkeiten, Early-Check-in und spätem Check-out sowie weiteren Zusatzleistungen. Der grosse Unterschied zu früher: Der Freizeitgast bezahlt den Aufenthalt aus eigener Tasche und ist entsprechend kostenbewusster.
Auffallend in den städtischen Ranglisten: Boutiquehotels, teilweise im Drei- oder Viersternesegment wie das Marktgasse Hotel und der Florhof in Zürich oder das Krafft Basel, toppen mit ihrem heiteren Flair und ihrer hochgradigen Individualität mancherorts fünfsternige Filialen globaler Hospitality-Marken. Auch geben sich immer mehr Hotels nach aussen hin so, als wären sie gar kein Hotel. Sie fliegen bewusst unter dem Radar und haben den diskreten Charme eines Privatclubs. Im Ett Hem in Stockholm, im Beyond am Münchner Marienplatz oder im Signau House & Garden im Zürcher Seefeld ist diese Entwicklung auf die Spitze getrieben.
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«Wenn ein Hotel so aussieht, als sei es von Architekten gestaltet, die sich durch ungezählte Kompromisse mit dem Corporate-Komitee plagen mussten, suche ich rasch das Weite», sagt Ori Kafri. Der Besitzer des J.K. Place Roma und des J.K. Place Paris weiss, wovon er spricht: In seinen Häusern fühlt man sich, als wäre man zu Besuch in der Stadtresidenz eines wohlhabenden Freundes, der gerade verreist ist, aber für alles gesorgt hat und die Gäste der Obhut seines liebenswerten Personals überlässt.
Jetzt, da sich die Ausgangslage für Reisewillige kontinuierlich verbessert, klingt die Flucht an einen persönlichen Sehnsuchtsort wie eine Verheissung. Egal, ob das erträumte, in den letzten Monaten vielleicht schon reservierte, dann umgebuchte, dann stornierte und schliesslich wieder neu terminierte Hotel den Retro-Zauber der Goldenen Zwanziger aufleben lässt wie das Hôtel du Cap-Eden Roc an der französischen Riviera oder die Leichtigkeit des Seins mit charmanter Coolness verbindet wie die Omnia Mountain Lodge in Zermatt: Jedes einzelne der hier gelisteten Häuser beflügelt uns Gäste dazu, zu besseren Versionen unserer selbst zu werden und uns für ein paar magische Momente von dem langen Jahr wegzuträumen, das wir alle durchgemacht haben.
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Das Hotelranking der BILANZ basiert auf 350 Expertentests in den letzten 18 Monaten, auf einer schriftlichen Umfrage bei 89 Schweizer Top-Hoteliers, auf den aktuellen Wertungen relevanter Reisepublikationen und Testportale sowie auf den Erfahrungen von 116 befragten Hotelkennern und Reiseprofis. BILANZ rechnete die Einstufungen dieser vier Bewertungssäulen in ein einheitliches 100-Punkte-Schema um.
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