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Implenia gilt seit Jahren als Krisenherd erster Klasse. Jetzt aber wachsen die Margen, der Aktienkurs zieht steil nach oben. Was ist da los?
Dirk Ruschmann
Hans-Ulrich Meister (l.) und André Wyss kamen als Neulinge in die Baubranche. Allmählich scheinen ihre Rezepte bei Implenia aber zu greifen.
ALESSANDRO DELLA BELLAWerbung
Noch Mitte Juni war die Aktie unter die Marke von 20 Franken gefallen, derzeit steht sie bei 35 Franken und stieg seit Beginn des Jahres um satte 62 Prozent: Baukonzern Implenia ist der Börsen-Highflyer der Stunde. Die Investoren glauben wieder an die Firma, Implenia hat Baukonkurrenten wie die deutsche Hochtief oder Frankreichs Bouygues, aber auch Immobilienkonzerne wie die Schweizer SPS, PSP oder Mobimo an der Börse weit hinter sich gelassen.
Der Vergleich mit den Immobilienriesen drängt sich angesichts der neuen Strategie von Implenia auf. Chairman Hans-Ulrich Meister und sein CEO André Wyss, beide kamen als Neulinge in die Baubranche, drehten den Konzern in den vergangenen zwei Jahren auf links: Konzentration auf komplexe Grossprojekte, gern Infrastruktur wie Strassen, Brücken oder Tunnels, weil diese weniger konjunkturabhängig sind.
Verkauf und Abschreiber verlustbringender Projekte, allein in der Sparte Infrastruktur soll jedes dritte Projekt abgestossen worden sein.Die Bosse führten ein straffes Projektmanagement ein, das ständig Transparenz über die Zahlen schafft, und Verträge werden nur noch geschlossen, sofern damit Geld verdient wird. Auf die auf dem Bau üblichen Nachtragsforderungen will man sich nicht mehr verlassen.
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Implenia sieht sich neu im Hochbau als «Trader»: kauft Land, entwickelt Projekte und verkauft sie. Die ausgegliederte Ina Invest, an der Implenia noch gut 42 Prozent hält, ist dagegen als klassische Immobilienfirma aufgestellt: Ina behält ihre Projekte und vermietet Flächen. Beide profitierten zuletzt von neuen Projekten, aber auch von Wertsteigerungen.
Wyss war dabei der Prozess-Innenminister, Meister hielt Banken und Investoren an Bord. «Ein Bauingenieur an der Spitze hätte die Firma wohl nicht retten können», sagt ein Insider. Das Eigenkapital war Richtung Einstelligkeit gekippt, die Hiobsbotschaften aus den Auslandsmärkten nahmen kein Ende, und eine Wandelanleihe im Volumen von 175 Millionen Franken stand zur Refinanzierung an.
Inzwischen ist der Umsatz aufgrund der Reinigungs- und Rückzugsaktionen etwas geschrumpft, aber die Ebit-Marge sehen Insider jetzt oberhalb von drei Prozent stabilisiert, und die Eigenkapitalquote dürfte bald wieder über 20 Prozent zu liegen kommen – eine wichtige Marke, weil Implenia nur als verlässlicher Schuldner Geld bekommt zur Finanzierung neuer Projekte.
Viele Institutionelle honorierten das, so ein Insider, Fonds und Banken kauften die Aktie wieder. Ein Investor taxiert den «fairen Wert» der Aktie, wenn die Stabilisierung gelingt, heute auf etwa 50 Franken. Nicht schlecht für zwei Stifte.
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