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High Noon im Crypto Valley

Wegen der Corona-Krise fallen Finanzierungsrunden aus. Experten erwarten Pleiten, sprechen aber von einer gesunden Bereinigung und Chancen.

Erich Gerbl

DURCHWACHSENE PERSPEKTIVE In Anlehnung an das Silicon Valley soll in Zug und Umgebung das Crypto Valley entstehen. Die Covid-19-Krise wirft die ambitionierten Pläne nun ein Stück weit zurück.

Durchwachsene Perspektive: In Anlehnung an das Silicon Valley soll in Zug und Umgebung das Crypto Valley entstehen. Die Covid-19-Krise wirft die ambitionierten Pläne nun ein Stück weit zurück.

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Das Crypto Valley im Grossraum Zug zählt zu den technologischen Vorzeigeprojekten der Schweiz. Inzwischen werken Hunderte von Firmen an der Blockchain-Infrastruktur und an Anwendungen, die auf dieser Technologie basieren. Doch die Corona-Krise entwickelt sich für viele Jungunternehmen und das Crypto Valley insgesamt zur Bewährungsprobe.

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Geldgeber lassen Vorsicht walten und halten sich mit Finanzierungen zurück. Für Startups, die noch von Umsätzen träumen und Geld verbrennen, wird das früher oder später zum Problem. «Es wird viel abgeklärt. Viele Finanzierungen wurden in der aktuellen Krise verschoben oder ganz abgesagt», weiss Heinz Tännler, der Präsident der Swiss Blockchain Federation und Finanzdirektor des Kantons Zug.

Der Kanton Zug springt ein

Um Liquiditätsengpässe auszugleichen, springt der Kanton zusätzlich zu den Bundeskrediten ein. 15 Millionen Franken wurden für Blockchain-Unternehmen und andere Firmen, die an skalierbaren Technologieprojekten arbeiten, zur Verfügung gestellt. Über Wandeldarlehen wird noch diskutiert.

Bitcoin

Der Bitcoin hat sich in der Krise rasch erholt. 

Bloomberg
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Der Bitcoin hat sich in der Krise rasch erholt. 

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40 Anträge wurden gestellt, die Anfragen lagen zwischen 25 000 und 700 000 Franken. Ausbezahlt werden bis zu einer Million Franken. «4 Millionen sind bereits vergeben. Insgesamt sollten es zwischen 12 und 14 Millionen sein», sagt Tännler.

Laut dem Politiker stehen die Zuger Start-ups noch vergleichsweise solide da. Daher rechnet er auch nicht mit einem grossen Start-up-Sterben, sondern mit einer gesunden Bereinigung. «Von rund 600 Firmen könnten 50 bis 100 pleite sein. Verbessert sich die Lage nicht, vielleicht nächstes Jahr noch mehr. Diejenigen, die aufgeben, hätten das wohl früher oder später auch ohne die Krise getan», sagt Tännler.

Der Zuger Regierungsrat Heinz Taennler, SVP, waehrend der Zuger Kantonsratssitzung vom Donnerstag, 30. April 2020 in der Dreifachturnhalle der Kantonsschule in Zug waehrend der Corona-Pandemie. (KEYSTONE/Urs Flueeler).

Der Zuger Regierungsrat Heinz Tännler. 

Keystone
Der Zuger Regierungsrat Heinz Taennler, SVP, waehrend der Zuger Kantonsratssitzung vom Donnerstag, 30. April 2020 in der Dreifachturnhalle der Kantonsschule in Zug waehrend der Corona-Pandemie. (KEYSTONE/Urs Flueeler).

Der Zuger Regierungsrat Heinz Tännler. 

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«Besonders negativ wirkt sich die Krise auf alle Firmen aus, die auf persönliche Kontakte angewiesen sind, das können Treffen mit Kunden oder Investoren sein», sagt Luzius Meisser, Mitgründer der Bitcoin Association Switzerland. Das Fundraising werde durch das Fehlen von Konferenzen schwieriger. Meisser ist Verwaltungsrat beim Bitcoin-Broker Bitcoin Suisse. Dort laufe die aktuelle Finanzierungsrunde «trotz Krise sehr gut».

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Laut Seriengründer Marc Degen werden technologisch getriebene Jungunternehmen von der Krise ganz unterschiedlich getroffen. Das Spektrum reiche von «gar nicht» bis «dramatisch». Nicht betroffen seien Firmen, die solide finanziert sind und noch keine Umsätze machen.

Start-ups können sich rasch anpassen

Obwohl Degen nicht sicher ist, ob alle seine Unternehmen Ende Jahr noch existieren, sieht er viel Positives. Start-ups verfügten über dynamische Geschäftsmodelle und könnten sich schnell anpassen. Zudem sei der seit Jahren grassierende Mangel an Talenten in der Tech-Branche vorerst kein Thema mehr. Der Digitalisierungsschub komme auf der Haben-Seite noch hinzu.

Der Kanton Zug selber bleibt der Blockchain-Technologie treu. Ab 2021 könnte es möglich sein, Steuern mit den Kryptowährungen Bitcoin und Ether zu bezahlen. «Wir testen jetzt und entscheiden im Herbst», sagt Tännler. 

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